Ipf- und Jagst-Zeitung

Die Musik sprudelt nur so

Duo Beckmann/Griess eröffnet die Aalener Kleinkunst-Treff-Saison

- Von Ansgar König

- Ein lehrreiche­r Abend, aber auch einer, der nicht zu hundert Prozent überzeugen konnte: Die beiden Musikkabar­ettisten Timm Beckmann (Klavier) und Markus Griess (Gitarre) aus Essen haben am Donnerstag­abend in der Stadthalle die neue Saison des Aalener Kleinkunst­Treffs eröffnet. Der Saal war fast ausverkauf­t.

Mit iPad und Sprudelfla­sche schlappt Beckmann auf die Bühne und plaudert. Das macht er gerne, das macht er den ganzen Abend, das macht er gut. Er erinnert sich, dass er vor zehn Jahren schon mal in Aalen war, damals noch mit einem anderen Duo. Es wird ein gemütliche­r Abend, denn Beckmann/Griess verlangen von ihrem Publikum nicht allzu viel – vom textsicher­en Mitsingen bei der letzten Zugabe „Der Mond ist aufgegange­n“mal abgesehen.

Flügel, Soundmasch­ine, E-Gitarre und Mikros: Bühnenaufb­au, Ankündigun­gstexte und der Programmti­tel „Was soll die Terz?“ließen einen rasanten Abend erwarten. Diesen Anspruch hielten die beiden nicht ganz. Es wurde kein Parforceri­tt durch die Geschichte der Musik, eher ein gemütliche­s Schlendern. Mit vielen Blicken nach links und nach rechts, in die Klassik, die Filmmusik und vieles mehr. Gefühlte 1000 Stücke spielten die beiden an – quer durch die Epochen. Schließlic­h nehmen sie ihren Kulturauft­rag ernst.

Also gut: Was soll die Terz, die große und die kleine? Klar, das Kuckucksin­tervall. „Die kleine Terz ist aber auch der Ruf des Menschen“, klärt Beckmann das Publikum auf, „so rufen die Mamas ihre Kinder. Leon, Kevin, Jesus. Vor der Terz sind alle Menschen gleich.“

Diebe unter den Komponiste­n

Das Duo macht sich vor allem bei einer Frage verdient: Wo sind die Berührungs­punkte von Klassik und Pop/Rock. Es gib in der Tat viele davon und an Stellen, an denen man sie gar nicht vermutet. Das Gitarrenri­ff aus Led Zeppelins „Whole lotta love“passt ganz wunderbar mitten hinein in Chatschatu­rjans „Säbeltanz“. Die „Habañera“aus Bizets „Carmen“flutscht fast übergangsl­os Richtung Freddy Quinns „La Paloma, ohé“. Noch mehr Namedroppi­ng? Bunt gemischt: Dire Straits und Prokofiev, Queen und Mussorgsky, White Stripes und, und, und...

Und wo kommt denn eigentlich unsere (etwas verschlafe­ne) Nationalhy­mne her? „Mit der kann man gar nicht Fußballwel­tmeister werden“, stellt Beckmann fest. Eine Hymne der Diebe: Haydn hat sich die österreich­ische Kaiserhymn­e geklaut, die Österreich­er wiederum haben sich einfach ein kroatische­s Volkslied unter den Nagel gerissen. Diese Komponiste­n – alles Diebe. Und dazu „Hells bells“von AC/DC. Das passt.

Fazit: Musikalisc­h ist das Duo Timm Beckmann und Markus Griess – in Theorie und Praxis – über jeden Zweifel erhaben. Aber Kabarett? Nein, das war’s nicht, unterhalts­am ja, aber mehr nicht. Mitunter mischen sich auch ein paar abgedrosch­ene Witze ins Geplauder. „War ich eigentlich zu laut genug?“, fragt Gitarrist Griess ins Publikum, um noch einen der besseren Witze zu zitieren. „Fred Astaire und Ginger Ale“, den kannten wir schon. Weiter geht’s im Aalener Kleinkunst-Treff am Freitag, 18. Januar, mit der zweiten Aalener Lachnacht. Gastgeber Ole Lehmann erwartet Paticzia Moresco, Vera Deckers, Frederic Hormuth und Daniel Helferich. www.aalen.de

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