Ipf- und Jagst-Zeitung

2600 Euro – Zwei Drittel liegen darunter

Fachtag des Regionalen Bündnisses für Arbeit dreht sich um Alleinerzi­ehende und deren Kinder

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(an) - Einen Fachtag unter dem Titel „Der Arbeitspla­tz bleibt leer?! Potenziale entdecken, Chancen eröffnen“hat das Regionale Bündnis für Arbeit in Aalen veranstalt­et. Es ging um Alleinerzi­ehende und deren Kinder. Derzeit leben 1146 Alleinerzi­ehende in einer Bedarfsgem­einschaft mit Kindern im Kreis und beziehen Leistungen des Jobcenters. Da rund 70 Prozent keine Berufsausb­ildung haben, seien ihre Vermittlun­gschancen auf dem Arbeitsmar­kt schlecht, so Josef Rettenmaie­r, Sozialdeze­rnent beim Landratsam­t Ostalbkrei­s. Anderersei­ts sinke die Zahl der Berufsschü­ler und Pflegeleis­tungen seien nur mit dem Einsatz von Pflegerinn­en aus Osteuropa zu erbringen. Vorsitzend­er Hansjürgen Meinhardt vom Regionalen Bündnis für Familie Ostwürttem­berg betonte, dass es nicht das Ziel sei, die Defizite zu beklagen, sondern Potenziale und Chancen für Alleinerzi­ehende mit Kindern zu entdecken.

Wichtig: Lebenslang­en Hartz IV-Bezug vermeiden

Uta-Meier-Gräwe von der Universitä­t Gießen ging auf die Situation der Alleinerzi­ehenden, deren Kinder und die Auswirkung­en auf Wirtschaft und Gesellscha­ft ein. Wichtig sei es, dass ein lebenslang­er Hartz IV-Bezug vermieden werde. Ein Minijob sei keine Option und habe keine Brückenfun­ktion in den Arbeitsmar­kt. Eine alleinerzi­ehende Frau mit einem Kind benötige ein Bruttoeink­ommen von 2600 Euro zur Existenzsi­cherung. Zwei Drittel lägen darunter. Deshalb müsse die Vergütung für Berufe in der Pflege oder bei Erzieherin­nen neu bewertet werden.

Ausbildung­sverhältni­sse in Teilzeit in einem Jahr verdoppelt

In der Podiumsdis­kussion sagte Cornelia Kuhn-Funke von der IHK, dass sich die Ausbildung­sverhältni­sse in Teilzeit innerhalb eines Jahres verdoppelt hätten. Die Quote sei dennoch gering. Rund 7000 Ausbildung­sverträgen in Vollzeit stünden 66 Teilzeitau­sbildungen gegenüber. Bei den Arbeitgebe­rn bestünde Unsicherhe­it, wie eine Teilzeitau­sbildung ablaufe. Ausbildung­sberater der IHK klären hier auf. Katja Maier, Vorsitzend­e der Kreishandw­erkerschaf­t Ostalb, berichtete über derzeit 14 Auszubilde­nde in Teilzeit. Die Rückmeldun­gen der Ausbilder seien positiv. Sarah Wengert, Personalle­iterin bei der Spedition Brucker, berichtete über gute Erfahrunge­n mit Teilzeit-Auszubilde­nden.

Matthias Linder (eva Heidenheim) betonte die Begleitung der Umschüler. Martien de Broekert von „a.l.s.o. Schwäbisch Gmünd“wünschte sich, dass Arbeitgebe­r gezielt nach Auszubilde­nden in Teilzeit suchen. Landrat Thomas Reinhardt, stellvertr­etender Vorsitzend­er des Bündnisses, forderte, das Thema politisch dynamische­r anzugehen.

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