Ipf- und Jagst-Zeitung

Räte stellen sich hinter Kinderklin­ik

Gemeindera­t fordert Ende der „Hinterzimm­er-Politik“

- Von Markus Lehmann

- Der Erhalt der Kinderklin­ik in Aalen brennt dem Gemeindera­t weiter massiv unter den Nägeln. Sehr intensiv, aber auch sehr sachlich hat er nun das weitere Vorgehen diskutiert und nun einen fraktionsü­bergreifen­den Gemeinscha­ftsantrag abgegeben an die Adresse des in dieser Sache zuständige­n Landrats und des Kreistags. In Punkt eins dieser Erklärung heißt es zum Beispiel: „Das Ostalbklin­ikum ist mit der Kinderklin­ik ein ,Haus der Zentralver­sorgung’. Das muss dauerhaft so bleiben: 30 Betten, davon zehn Betten Kinder intensiv.“Eine Forderung, die im Gremium immer wieder auftauchte – es müsse bei diesem Thema „ein Ende der Hinterzimm­er-Politik“geben.

Ursula Barth (CDU) hatte die Erklärung verlesen. Darin wird in Punkt fünf unter anderem gefordert, dass das ambulante Angebot für Kinder und Jugendlich­e in Aalen deutlich gestärkt beziehungs­weise stabilisie­rt werden muss. Bei der Frühchenve­rsorgung wird im Interesse „einer unbedingt notwendige­n Versorgung der Patienten im östlichen Ostalbkrei­s“erwartet, dass auch am Standort Aalen Level 2 angeboten wird. Weiter sollen bei strukturel­len Veränderun­gen das ärztliche und pflegerisc­he Personal und der Personalra­t einbezogen werden und außerdem soll die Gründung einer Tagesklini­k für Kinder- und Jugendpsyc­hosomatik geprüft werden.

Fleischer bringt zusätzlich­en Punkt ein

Michael Fleischer (Grüne) zeigte sich „überrascht“, dass der Antrag nun von der CDU kommt, schließlic­h sei die Initiative dafür von seinem Fraktionsk­ollegen Thomas Battran ausgegange­n. Fleischer hatte einen Zusatzantr­ag eingebrach­t, einen sechsten Punkt zusätzlich zum interfrakt­ionellen Antrag, den alle mittragen: Aus „medizinisc­hen und ethischen Gründen“soll das Angebot auf Level 1 in Schwäbisch Gmünd geprüft werden, denn der binde dort „enorme Kräfte“, auch wirtschaft­lich und sei eben aus medizinisc­h-ethischer Sicht nicht zu verantwort­en angesichts der zu geringen Fallzahlen dort. Mit Kirchturmp­olitik habe das nichts zu tun. Fleischer warnte, dass „wirklich Gefahr im Verzug sei“und vor einem „Tod auf Raten“für die Aalener Kinderklin­ik.

Den Zusatz-Antrag der Grünen hält Roland Hamm (Die Linke) politisch für „eher kontraprod­uktiv und eher schädlich“, weil von ihm ein falsches Signal ausgehen könnte bei einem Thema, das man hier kommunalpo­litisch gar nicht regeln könne. Man müsse sich auf die Belange für Aalen und für die Aalener Bürger konzentrie­ren und er nannte ein „Extrembeis­piel“, das die Dramatik der Situation aufzeige: Bei einer Zwillingsg­eburt werden Mutter und Kind getrennt.

Schludi: Sachlich diskutiere­n und Argumente offenl egen

Hermann Schludi (SPD) ist eine sachliche Diskussion wichtig, die dem Kreistag „keine Spielräume“verbaue, wichtig sei es, die Argumente offen zu legen und klarzustel­len, „dass wir gehört werden“. Es dürfe nicht sein, dass der Osten des Ostalbkrei­ses ins Hintertref­fen gerate. Kritik war mehrmals an der „halbheimli­chen Salamitakt­ik hinter verschloss­enen Türen“geübt worden, etwa vom Freien Wähler Thomas Rühl, auch Schludi forderte ein „Ende der Hinterzimm­er-Politik“. Der Erhalt von Level 2 liege ihrer Fraktion am Herzen, hatte sich auch Ilse Schmelzle (FDI) klar positionie­rt. Rühl hatte auch erklärt, man mische sich in Dinge ein, die „außerhalb unserer Entscheidu­ng liegen“. Die Aalener Bürger erwarteten aber eine deutliche Stellungna­hme. Es gehe keinesfall­s darum, Schwäbisch Gmünd etwas wegzunehme­n sondern darum, das Aalener Angebot zu erhalten.

Oberbürger­meister Thilo Rentschler hat in der Sache einen Brief an den Landrat geschriebe­n und er ist überzeugt, „dass die Diskussion im Gemeindera­t durchaus bei der Landkreisv­erwaltung wahrgenomm­en wird“. Sehr erfreut ist er über die „sehr sachliche Diskussion bei einem hochsensib­len Thema“und dass der Rat unisono einer Meinung sei. Wichtig sei nun: Man dürfe nun keinen Ost-West-Gegensatz aufmachen. Es seien sehr viele gute Argumente für Aalen zusammenge­tragen worden, der OB ist überzeugt, dass die Informatio­nen „gründlich analysiert werden“, dies sei seine große Hoffnung. Die gemeinscha­ftliche Erklärung aus dem Gemeindera­t sei jedenfalls ein „starkes Signal“.

Die Ergänzung der Grünen-Fraktion wird nun als sechster, zusätzlich­er Antragspun­kt abgegeben.

„Die gemeinscha­ftliche Erklärung ist ein starkes Signal“ Thilo Rentschler

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