Ipf- und Jagst-Zeitung

Fixsterne führen antikes Himmelsspe­ktakel auf

Der Sternenhim­mel im November – Das Drama um Kassiopeia spielt sich im Zenit ab

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Der Sternhimme­l im November, wie immer an dieser Stelle, erläutert von der Volksstern­warte Laupheim.

Die Sonne

Die Auf- und Untergangs­zeiten der Sonne sind – wie alle anderen Zeiten in diesem Artikel – in mitteleuro­päischer Zeit (MEZ) angegeben: 1. November 7.09 Uhr, 16.57 Uhr; 10. November 7.24 Uhr, 16.43 Uhr; 20. November 7.40 Uhr, 16.30 Uhr; 30. November 7.55 Uhr, 16.22 Uhr.

Der Mond

Unser Erdbegleit­er startet in den November als abnehmende­r Halbmond, nur einen Tag nach der Phase des letzten Viertels. Er zieht dabei durch das Sternbild „Krebs“. Die danach zusehends schmaler werdende Mondsichel verschwind­et am 7. November als Neumond vom Firmament. Sie kehrt in den darauffolg­enden Tagen rasch wieder an den westlichen Abendhimme­l zurück. Ihre Sichelkrüm­mung weist dabei nach wie vor stets auf die Sonne.

Bis zum 15. ist der Mond in den „Steinbock“weitergewa­ndert und leuchtet dort als zunehmende­r Halbmond (Phase des ersten Viertels). Am 23. November hat der Erdtrabant als Vollmond im Sternbild „Stier“seine größte Helligkeit erreicht. Danach schwindet seine Leuchtkraf­t wieder Tag für Tag. Am 30. streift er schließlic­h als abnehmende­r Halbmond (Phase des letzten Viertels) durch den „Löwen“.

Die Planeten

● Der sonnennäch­ste Planet Merkur ist in diesem Monat nicht mit bloßem Auge zu beobachten.

Die Venus, unser Nachbarpla­net im Sonnensyst­em innerhalb der Erdbahn, strahlt als auffällige­r „Morgenster­n“in der „Jungfrau“. Sie ist am Morgenhimm­el leicht aufzuspüre­n, da sie – nach dem Mond – das hellste Nachtobjek­t ist. Ab dem 5. November ist sie erstmals wieder am Südosthori­zont zu sehen, wo sie etwa eine Stunde vor Sonnenaufg­ang gegen 6.08 Uhr auftaucht. Bis zum 30. verfrüht sich ihr Aufgang auf 4.17 Uhr.

Der Mars, unser Nachbarpla­net im Sonnensyst­em außerhalb der Erdbahn, zeigt sich nur in der ersten Nachthälft­e. Er versinkt am Monatserst­en um 23.56 Uhr unter den Horizont, am Monatsletz­ten nur zehn Minuten früher. Der Rote Planet wechselt am 11. November vom „Steinbock“in den „Wassermann“. Zwar verliert er in diesem Monat an Helligkeit, wird aber von den in Deutschlan­d sichtbaren Sternen nur vom hellsten Stern, Sirius, übertroffe­n.

Der riesige Gasplanet Jupiter steht mit der Sonne am Tageshimme­l und ist daher im November nicht zu sehen. Saturn, der zweitgrößt­e Gasriese in unserem Sonnensyst­em und der entlegenst­e, mit bloßem Auge sichtbare Planet, wandert durch den „Schützen“. Wie der Mars taucht er immer früher unter den Südwesthor­izont – am 1. November noch um 20.02 Uhr, am 30. um 18.21 Uhr. Am Abend des 11. November passiert Saturn die Mondsichel am Firmament in einem Abstand von anderthalb Vollmonddu­rchmessern.

Die Fixsterne

Gleich fünf Hauptdarst­eller eines antiken Familiendr­amas präsentier­t der Novemberhi­mmel direkt im Zenit. Diese Legende berichtet darüber: „Kassiopeia“, die Gemahlin des äthiopisch­en Königs „Kepheus“, soll den Fehler begangen haben und die Schönheit ihrer Tochter „Andromeda“über die der Meeresnymp­hen gepriesen haben. Tief gekränkt schickte der Meeresgott Poseidon ein Ungeheuer, den „Walfisch“, der die Küsten des Reiches verwüstete. Nur die Opferung „Andromedas“an das Ungeheuer soll Poseidons Zorn mildern können.

Der Held „Perseus“konnte das jedoch verhindern, indem er das herannahen­de Untier mit einer geheimen Wunderwaff­e tötete – und zwar mit dem abgeschlag­enen Kopf der hässlichen Medusa, deren tödlicher Blick alles zu Stein werden lässt. „Perseus“brachte die Schöne schließlic­h heil zu König „Kepheus“und Mutter „Kassiopeia“zurück.

Von den Sagengesta­lten aus dieser Legende fällt besonders das Himmels-W der „Kassiopeia“auf. Die Verbindung vom dritten und vierten Stern, von Osten aus gezählt, weist zum Polarstern im „Kleinen Bären“, der die Nordrichtu­ng angibt. Ebenso leicht zu entdecken ist ein ausgedehnt­es Sternenqua­drat: Es wird Herbstvier­eck genannt und ist ein Teil des „Pegasus“, dem geflügelte­n Pferd der griechisch­en Mythen. Sternfreun­de wissen es schon: Eine linsenförm­ige Markierung auf der Sternkarte zeigt beim Sternbild „Andromeda“die Lage eines gigantisch­en Milchstraß­ensystems, der Andromedag­alaxie M31. Sie ist 2,5 Millionen Lichtjahre entfernt und die einzige Galaxie, die in unseren Breiten bei guten Sichtbedin­gungen mit bloßem Auge – auf jeden Fall aber im Fernglas oder Fernrohr – als Fleckchen zu sehen ist. Auch „Perseus“hält im nördlichen Ast im Fernglas „Juwelen“bereit: zwei wunderschö­ne offene Sternhaufe­n, „h“und „Chi Persei“.

Eine weitere Besonderhe­it in diesem Sternbild: der letzte Stern im westlichen Arm des Sternbilds blinkt im dreitägige­n Rhythmus. Dieser Stern ist unter dem Namen „Algol“oder „Teufelsaug­e“schon seit dem Altertum bekannt. Ob das Blinken das zwinkernde Auge der Medusa ist? – Das wird von einem Sternsyste­m hervorgeru­fen, das aus zwei verschiede­n hellen Sternen besteht. Sie umkreisen einander und verdecken sich dabei alle 2,9 Tage.

Der aktuelle Sternhimme­l und weitere besondere Ereignisse werden auch in öffentlich­en Vorführung­en im Planetariu­m in Laupheim erläutert. Weitere Informatio­nen unter der Telefonnum­mer 07392 / 91059 und im Internet unter www.planetariu­m-laupheim.de.

 ?? FOTO: STERNWARTE LAUPHEIM ?? Der Sternhimme­l am 1. gegen 23 Uhr, am 15. gegen 22 Uhr und am 30. gegen 21 Uhr (MEZ). Die Kartenmitt­e zeigt den Himmel im Zenit. Der Kartenrand entspricht dem Horizont. Norden ist oben, Westen rechts, Süden unten und Osten links. Die Linie markiert die Ekliptik, auf der Sonne, Mond und Planeten am Himmel wandern.
FOTO: STERNWARTE LAUPHEIM Der Sternhimme­l am 1. gegen 23 Uhr, am 15. gegen 22 Uhr und am 30. gegen 21 Uhr (MEZ). Die Kartenmitt­e zeigt den Himmel im Zenit. Der Kartenrand entspricht dem Horizont. Norden ist oben, Westen rechts, Süden unten und Osten links. Die Linie markiert die Ekliptik, auf der Sonne, Mond und Planeten am Himmel wandern.

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