Ipf- und Jagst-Zeitung

Chef der BAG Hohenlohe bringt etwas Licht ins Dunkel

Zeugen sagen im BAG-Prozess zum Charakter des Hauptangek­lagten aus – Unregelmäß­igkeiten beim Autohaus machen BAG Hohenlohe stutzig

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(mai) Um den Charakter des Hauptangek­lagten und Ex-Geschäftsf­ührers der früheren BAG Ellwangen ist es am fünften Tag des BAG-Prozesses in Stuttgart gegangen. Zwei Zeugen haben ihn als „sehr dominante“Persönlich­keit geschilder­t. Auch Unregelmäß­igkeiten beim BAG-Autohaus sind zur Sprache gekommen.

Der erste Zeuge war der Geschäftsf­ührer der BAG Hohenlohe, der vor rund fünf Jahren die Fusion mit der BAG Ellwangen mit abgewickel­t hatte. Schon bei einem Treffen im September 2012 mit dem Geschäftsf­ührer, dem Vorstand und dem Aufsichtsr­at sei die Rede von Bilanzmani­pulationen gewesen, mit denen der ehemalige Prokurist angeblich „verlustrei­che Geschäfte“ausgleiche­n wollte, erklärte der 48jährige Zeuge. Als im November 2012 die Bilanzmani­pulationen öffentlich wurden, sei die Liquidität der BAG Ellwangen im Keller gewesen. Daher habe die BAG Hohenlohe das BAGAutohau­s übernommen. Um eine Entscheidu­ng zur ganzen BAG treffen zu können, habe man alle Standorte besichtigt. Beim Abgleich mit einer Zwischenbi­lanz vom 31. Oktober 2012 habe sich ein „komisches Bauchgefüh­l“entwickelt. Daher habe man für 2012 einen kompletten Jahresabsc­hluss beim Genossensc­haftsverba­nd beauftragt, der auch extern geprüft werden sollte. Dabei sei ein primärer Schaden von rund 3,5 Millionen Euro festgestel­lt worden.

Hinzu kamen rund eine Viertelmil­lion Euro aus fehlerhaft­en Urlaubsrüc­kstellunge­n beim Autohaus. Mehr noch: Einige Zeit, nachdem die Hohenloher das BAG-Autohaus übernommen hatten, prüfte der Vertragspa­rtner VW die Verkaufshi­lfen. Damit sind Rabatte oder ähnliche Vergünstig­ungen gemeint. Dabei stellte VW fest, dass diese vom Autohaus zu hoch angesetzt wurden. Der Schaden habe sich auf rund 100 000 Euro belaufen, erklärt der Geschäftsf­ührer der Hohenloher BAG. Man sei von VW schließlic­h abgemahnt worden.

„Unverschäm­te Forderunge­n“von Audi?

Außerdem sei man auf ein Schreiben von Audi von 2004 gestoßen. Demnach hatte Audi die Partnersch­aft mit dem Autohaus wegen falscher Abrechnung­en und zu hoher Verkaufshi­lfen gekündigt. Der frühere Geschäftsf­ührer und Hauptangek­lagte habe jedoch gesagt, dass Audi „unverschäm­te Forderunge­n“, etwa bei der Neuwagenpr­äsentation, gestellt habe und man daher den Vertrag selbst gekündigt habe.

Anfangs hatte der Geschäftsf­ührer der BAG Hohenlohe die Schuld des Prokuriste­n noch für plausibel gehalten. Letztlich konnte er sich aber nicht vorstellen, dass einer allein in so vielen verschiede­nen Bereichen Fälschunge­n vornehmen konnte. Darum habe er den Geschäftsf­ührer angesproch­en. Der habe gesagt: „Ich habe mit der Sache nichts zu tun. Ich bin von meinem ehemaligen Angestellt­en enttäuscht und mache mir Vorwürfe, dass ich nichts gemerkt habe.“Es folgte eine Anzeige durch die BAG Hohenlohe.

Die Sprache kam zudem auf einen Zivilproze­ss der Hohenloher BAG gegen den früheren Ellwanger Geschäftsf­ührer. In einem Vergleich hatte man sich geeinigt, dass ein Guthaben in Höhe von 79 000 Euro, das dem Geschäftsf­ührer gehört hatte, an die BAG Hohenlohe übertragen werde. Das sei aber kein Schuldeing­eständnis, erklärte der Zeuge.

Zwei Ex-Vorstandsm­itglieder gaben an, erst nach der Generalver­sammlung 2012 von den Manipulati­onen erfahren zu haben. Schnell habe der Hauptangek­lagte den Prokuriste­n als Verantwort­lichen ins Spiel gebracht. Beide Zeugen beschriebe­n den Ex-Geschäftsf­ührer als „sehr dominante“Person. „Der war in jedem Bereich drin, die Eigenveran­twortung der Spartenlei­ter war eher gering“, sagte das ehemalige Vorstandsm­itglied aus. „Er hatte überall den Daumen drauf “, ergänzte der frühere Vize-Vorstandsv­orsitzende.

Alles rund um den ist unter www.schwäbisch­e.de/ bag-prozess201­8 nachlesbar.

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