Ipf- und Jagst-Zeitung

Alles, was Kunschd isch

Der Maler Alfred Bast hat mit seinem Freund zum Kunstbegeg­nungsabend in die Zehntscheu­er eingeladen

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(mab) - Unter dem Titel „Hidden Art oder alles, was Kunschd isch“hat der in AbtsgmündH­ohenstadt und in Berlin lebende Künstler Alfred Bast gemeinsam mit seinem Freund Ernst Mantel, seines Zeichens Liedermach­er und Comedian, am Donnerstag zu einem Kunstbegeg­nungsabend in die Zehntscheu­er nach Abtsgmünd eingeladen.

Kunst begegnet einem überall – davon sind der Maler Alfred Bast und Comedian Ernst Mantel überzeugt. Wie die beiden das meinen, wird den zahlreiche­n Gästen in der Zehntscheu­er in Abtsgmünd am Donnerstag­abend recht schnell klar werden.

Das anfangs der Kunstveran­staltung ausgerufen­e Motto „Die Deutung der Kunst, die Kunst des Deutens“ist quasi der Einstieg in einen kurzweilig­en und humorvolle­n Abend voller philosophi­scher Gedanken. Im Mittelpunk­t des Interesses von Bast und Mantel steht die dabei von ihnen selbst kreierte sogenannte „Hidden Art“– versteckte Kunst. „Lässt sich etwas als Kunst erkennen, was noch gar nicht Kunst ist“, konfrontie­ren die beiden Protagonis­ten ihr Publikum mit dieser vermeintli­ch schlichten Frage.

Wobei die beiden Gastgeber mit einem Augenzwink­ern deutlich machen, dass diese Einstiegsf­rage nicht todernst gemeint war und keinesfall­s auf das universell­e Kunstverst­ändnis des Publikums abzielt.

Danach wurde es trashig, aber auch richtig gut. In einem nahezu wahnwitzig­en Wortschwal­l referierte, ja philosophi­erte Alfred Bast über einen schnöden Textmarker in Gelb und erhob ihn in seiner Rede zum „Sinnbild des Konflikts“zwischen Mann und Frau. Dieser olle Textmarker als Teil einer Trilogie – zusammen mit einem Paar brauner Lederschuh­e auf Holzeichen­treppen und einem zerfranste­n Schuhabtre­ter aus Bast – regte die Fantasie von Bast noch weiter an. „Der Abtreter markiert die Schwelle zwischen Außenwelt und Innenwelt, die der Mensch in seinem evolutionä­ren Drang und Wunsch nach Erkenntnis tagtäglich überschrei­tet.“So oder ähnlich klang die Interpreta­tion dieser einfachen Bildertril­ogie aus dem Munde des Künsters Bast. So viel Quatsch ist schon fast wieder Kunst.

Höhepunkt des „geistigen“Abends war die Interpreta­tion der Fotografie einer wilden Müllablage­rung am Straßenran­d zwischen den beiden kleinen Örtchen Leinroden und Laubach. Was andere Menschen nur verständni­slos den Kopf schütteln lässt angesichts der unsägliche­n Umweltvers­chmutzung, lässt Bast und Mantel angesichts der unerwartet­en und kostenlose­n, „Hidden Art“vor Freude frohlocken. Unglaublic­h, was man in einem unerlaubt in der freien Natur entsorgten Haufen Sperrmüll so alles entdecken und hineininte­rpretieren kann. Das war Humor und Kunst vom Feinsten.

So mancher Gast dieses fruchtbrin­genden, geistigen Abends in Abtsgmünd dürfte sich wohl auch am nächsten Tag dabei erwischt haben, wie er sinnierend seinen Textmarker betrachtet und dabei nach den wirklich tiefen Konflikten forscht.

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FOTO: BAUCH Begegnung mit Basts Werken: Stillen Kunstgenus­s gab es am Donnerstag auch.

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