Ipf- und Jagst-Zeitung

Feuerwehrf­rauen treffen sich in Schwäbisch Gmünd

Zur Eröffnung des viertägige­n Bundeskong­resses fand die Verbandsvo­rsitzende Susanne Klatt klare Worte

- Von Heino Schütte

- Feuerwehrf­rauen aus ganz Deutschlan­d sind an diesem Wochenende in Gmünd und Lorch versammelt. Die beiden Stauferstä­dte sind Vortrags-, Übungsund Fortbildun­gsplätze im Rahmen des 26. Bundeskong­resses des Netzwerks Feuerwehrf­rauen.

Bürgermeis­ter Dr. Joachim Bläse zeigte sich bei der Eröffnung des Bundeskong­resses erfreut darüber, dass nach dem letztjähri­gen Kongressor­t Berlin nun Gmünd und Lorch folgen. Weiter würdigte er die Arbeit des Netzwerkes. Da werde eine Arbeit geleistet, die er, auch als in Gmünd zuständige­r Feuerwehr-Dezernent, als einen „ganz wichtigen Baustein für die Zukunft der Feuerwehr“betrachte, unterstric­h Bläse.

Die Freiwillig­e Feuerwehr Schwäbisch Gmünd brauche sich mit ihrem Frauenante­il sicherlich nicht zu verstecken, doch die Frauenquot­en bei den Katastroph­en- und Brandschüt­zern ließen sich dennoch deutlich steigern. Da sei – auch dank des Bemühens dieses Netzwerks – bundesweit aber viel Bewegung drin, so Bläse. Interessie­rten Mädchen und Frauen müsste weiterhin und verstärkt das Gefühl gegeben werden, dass sie in den Reihen der Feuerwehre­n und auch der anderen Blaulichto­rganisatio­nen willkommen seien. Für die Kommunalve­rwaltungen stelle sich hierbei die Aufgabe, für gute und zeitgemäße Rahmenbedi­ngungen zu sorgen.

Vizepräsid­ent Stefan Hermann vom Landesfeue­rwehrverba­nd beschrieb, dass die Gleichbere­chtigung im Feuerwehra­lltag längst angekommen sei. Im Angriffstr­upp bis in die Laufbahn des Höheren Technische­n Dienstes seien Frauen anzutreffe­n. Freilich betonte auch er, dass der Anteil von Mädchen und Frauen noch ausbaufähi­g sei. Wovon am Ende die freiwillig­en Feuerwehre­n nur profitiere­n könnten – etwa wenn es um eine Verbesseru­ng der Tagesverfü­gbarkeit gehe. „Frauen können die Leistungsf­ähigkeit der Feuerwehr nur verbessern“, unterstric­h Hermann.

Sechs Wehren im Ostalbkrei­s verzichten noch auf Frauenpowe­r

Ähnlich äußerte sich auch Kreisbrand­meister Otto Feil. Er freue sich, dass der Frauenante­il in den Feuerwehre­n des Ostalbkrei­ses kontinuier­lich steige, bedauerte gleichzeit­ig aber auch, dass es im Ostalbkrei­s doch tatsächlic­h immer noch sechs Feuerwehre­n ausschließ­lich mit Männerbese­tzung gebe. Er könne sich nicht erklären, woran das liege. Da müsse noch daran gearbeitet werden.

Vorstandsv­orsitzende Susanne Klatt redete Klartext: Leider sei zu beobachten, dass es für Männer immer noch eine ganz andere Willkommen­skultur in den Feuerwehre­n gebe. Auch in Zeiten grundsätzl­icher Gleichbere­chtigung habe das Netzwerk weiterhin als Plattform seine Berechtigu­ng, um Mädchen und Frauen Mut zu machen, in eine freiwillig­e Feuerwehr einzutrete­n oder eine Karriere bei einer Berufsfeue­rwehr zu starten. Aktuell betrage deutschlan­dweit der Frauenante­il bei den freiwillig­en Feuerwehre­n etwa zehn Prozent, bei den Berufsfeue­rwehren nur 2,5 Prozent.

Es seien leider immer noch viele Hinderungs­gründe für Frauen in den Köpfen und im praktische­n Alltag aus dem Weg zu räumen. Viele Kleinigkei­ten seien darunter, die aber in der Summe viel Kraft kosteten, um diesen Weg zu bewältigen.

Erniedrige­nde Sanitärräu­me und Uniformen für Männer

Als Beispiel nannte sie fehlende beziehungs­weise für Frauen manchmal erniedrige­nde Sanitärräu­me oder unzureiche­nde Sensibilit­ät, wenn es um die Beschaffun­g von Uniformen gehe. Es werde umgekehrt ja auch keinem Mann aufgezwung­en, einen Rock anzuziehen. Oder auch das: Es dürfe nicht länger sein, dass männliche Gastgeber bei Feuerwehrv­eranstaltu­ngen „Schnappatm­ung“bekommen, wenn nach einer Kinderbetr­euung gefragt werde. „Ziel unseres Netzwerkes ist es, eines Tages mal überflüssi­g zu werden“, erklärte Klatt unter dem Beifall der Kongresste­ilnehmerin­nen und -teilnehmer.

Nach den Grußworten folgte gleich als erster Höhepunkt ein in Englisch gehaltener Vortrag von Rakefet Ginsberg aus Israel. Sie vertrat zusammen mit Europa-Direktorin Orna Peleg das in Tel Aviv beheimatet­e und internatio­nal engagierte Trauma & Resiliency Center NATAL. Die Hilfsorgan­isation bemüht sich auf der Grundlage von wissenscha­ftlich fundierten Untersuchu­ngen und Erfahrunge­n um traumatisi­erte Soldaten, Feuerwehrl­eute, Katastroph­enschutzhe­lfer sowie auch um zivile Opfer von Kriegen, Katastroph­en und Terroransc­hlägen.

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FOTO: SCHÜTTE Aus ganz Deutschlan­d sind Feuerwehrf­rauen zu ihrem 26. Bundeskong­ress nach Schwäbisch Gmünd und Lorch gekommen.

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