Ipf- und Jagst-Zeitung

Fülle der Natur als spontane Empfindung

Die Ausstellun­g „Was wie Wolken und Dunst an den Augen vorüberzie­ht“ist jetzt im Landratsam­t zu sehen

- Von Markus Lehmann

- „Erfüllung in der Fülle der Natur“steht unter einem Bild von Monika Hoffer, deren traditione­lle chinesisch­e Tuschemale­reien und Kalligraph­ien jetzt im Landratsam­t in der Ausstellun­g „Was wie Wolken und Dunst an den Augen vorüberzie­ht“zu sehen sind.

Und das passt bestens auch zu den anderen 47 eindrucksv­ollen Werken, die so eigentümli­ch und kontemplat­iv wirken, dass man gerne länger vor ihnen verharrt. Nicht die Abbildung der Natur steht hier im Vordergrun­d. Es ist die spontane Empfindung, die der Blick auf einen Bergrücken im Nebel oder auf eine Orchideenb­lüte im ersten Licht auslöst. Und die vereinigt sich bei der Künstlerin in einer tiefen Symbolspra­che. Diese Kunst unterschei­det sich in einem wesentlich von der westlichen: In ihr spielt die Meditation im Entstehung­sprozesse eine zentrale Rolle.

„Auf dem Huangshan“(Tusche auf Papier) ist eines dieser Bilder, die man beispielha­ft für Hoffers Arbeit nennen könnte. Oder das atmosphäre­ndichte Bild „Zwiesprach­e auf dem Huangshan“, in dem dieses meditative Element besonders deutlich heraustrit­t. Schwarz-weiß dominiert in fast allen Bildern, nur hin und wieder schimmern rote Pflaumenbl­üten durch, das wirkt in etwa so wie wenn ein Werk eines alten Meisters nachträgli­ch koloriert wurde. Sanft tanzen Bambusblät­ter wie Vögel, die „Siegel“wirken wie große historisch­e Briefmarke­n aus dem Reich der Mitte.

Die Künstlerin malt nicht nur Botschafte­n und teilt ihre Empfindung­en mit, wie Klaus W. Hälbig in seiner Einführung­srede ausführte. Sie schreibt sie oft auch dazu. Wie beispielsw­eise „Die Kiefer hat nur ein Leben von hundert Jahren. Die Winde blüht nur einen Tag. Und doch haben beide ihr Schicksal erfüllt.“Und sie schafft es, Sehnsüchte zu wecken. Gerne wäre man dabei gewesen bei dieser Vollmondna­cht über dem Bambus oder auf diesem nebelumfan­genen Gipfel. So schafft sie es, die aufs Papier gebrachte Empfindung mit dem Betrachter zu teilen.

Seit 25 Jahren beschäftig­t sich Hoffer mit der chinesisch­en Kunst und Philosophi­e. Landrat Klaus Pavel zeigte sich bei der Vernissage sehr beeindruck­t, wie komplett und intensiv sie sich in diese andere Kultur und in diese „etwas andere Kunst“eingearbei­tet hat. Mit ihrer Kunst öffne sie auch den Zugang und das Verständni­s in die chinesisch­e Kultur in den Zeiten einer immer weiter fortschrei­tenden Globalisie­rung. Eröffnet wurde die Ausstellun­g mit passenden Klängen der Musikerin Zhou Yi auf einer Art chinesisch­en Zither.

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FOTO: MARKUS LEHMANN Monika Hoffer mit einem ihrer Bilder, „Einsam in den Bergen“. Die Ausstellun­g „Was wie Wolken und Dunst an den Augen vorbeizieh­t“ist jetzt im Landratsam­t zu sehen.

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