Susanne Hippauf
Zahlen, seitenweise Zahlen. Susanne Hippauf blättert in ihrem Übungsblock, auf dem sie Tausende Nachkommastellen der Kreiszahl Pi notiert hat. Mehr als 11 000 davon sind im Gedächtnis der Polizistin gespeichert. Keine andere Frau kann sich laut der Weltrangliste derzeit einen größeren Abschnitt der auf Billionen Stellen errechneten Reihenfolge merken. Und es sollen noch viel mehr werden. Die Offenbacherin bereitet sich darauf vor, den deutschen Meistertitel zurückzuerobern, den ihr erst vor wenigen Wochen ein männlicher Konkurrent aus Nordrhein-Westfalen abgenommen hat.
Die Idee zu dem ungewöhnlichen Hobby kam Hippauf, die als Oberkommissarin beim Polizeipräsidium in Frankfurt arbeitet, vor etwa drei Jahren bei einem internen Bewerbungsverfahren: „Da war auch ein Gedächtnistest dabei, und ich wollte mich vorbereiten.“
Im März 2018 stellte die 37-Jährige bei einer Meisterschaft in Emden einen deutschen Rekord auf. Fünfeinhalb Stunden lang schrieb sie 11 104 Nachkommastellen der mit 3,14 beginnenden Zahl Pi auf.
Um sich die zu merken, hat Hippauf die Zahlen von 0 bis 99 auf 100 Menschen verteilt, darunter Prominente, die in einem bestimmten Jahr geboren sind. Die Personen postiert sie an einer Strecke, die sie sich ausdenkt. Ein Abschnitt der fantasievollen Gedankenreise lautet etwa: „Angela Merkel sonnt sich am Strand vor Kapstadt, während meine Oma ins Wasser rennt und Bastian Schweinsteiger einen Kopfsprung macht.“
Für den deutschen Rekord will Susanne Hippauf jetzt bis zur Marke von 20 000 vordringen. Zum Weltrekord ist auch dann noch Luft nach oben: Er steht bei über 70 000 Nachkommastellen und wird von einem Mann aus Indien gehalten – der 2015 mehr als 17 Stunden zum Aufzählen brauchte.
Isabell Scheuplein
Susanne Hippauf merkt sich Tausende Zahlen.