Ipf- und Jagst-Zeitung

AfD-Politiker Kral weist Kritik wegen Spenden zurück

Der Verband Bodenseekr­eis steht derzeit wegen Spenden aus dem Ausland in der Kritik – man gibt sich verschwieg­en

- Von Sandra Philipp

(dpa) - Der Landesscha­tzmeister der AfD Baden-Württember­g, Frank Kral, hat Vorwürfe aus der eigenen Partei im Zuge der Spendenaff­äre scharf zurückgewi­esen. Es werde nun versucht, ihm die Schuld zu geben für die ganzen Vorgänge, sagte er am Donnerstag. „Das ist eine grenzenlos­e Frechheit.“Die Kommunikat­ion mit dem AfD-Kreisverba­nd vom Bodensee, bei dem die dubiosen Wahlkampfs­penden unter anderem aus der Schweiz eingingen, sei anders abgelaufen als dargestell­t.

„Der Kreisverba­nd hat das nur lückenhaft dargestell­t, um mich in ein schlechtes Licht zu rücken.“Kral berichtet von zahlreiche­n Telefonate­n und einem regen E-Mailverkeh­r mit der AfD-Kreisschat­zmeisterin Brigitte Hinger zu den Spenden aus der Schweiz. Man habe ihm glaubhaft gemacht, dass ein Deutscher hinter den Zahlungen stehe. Daher sei er davon ausgegange­n, dass die Spenden unbedenkli­ch gewesen seien.

- Wer dieser Tage den Versuch unternimmt, Vertreter des AfD-Kreisverba­nds Bodensee zu erreichen, der wählt sich am Telefon die Finger wund. Antworten auf Presseanfr­agen zu Spenden aus dem Ausland gibt es nicht. Vorstandsm­itglieder hüllen sich in Schweigen und reagieren nicht auf Rückrufbit­ten. Während die Schatzmeis­terin des Kreisverba­nds inzwischen sogar ihre berufliche Homepage offenbar vom Netz genommen hat, ist einzig und allein Beisitzer Hans Hausberger zu erreichen.

Während andere Anfragen ins Leere laufen und auch im Bundestags­büro der AfD-Fraktionsv­orsitzende­n Alice Weidel, die am Bodensee stellvertr­etende Kreisvorsi­tzende ist, niemand ans Telefon geht, ruft Hausberger zeitnah zurück. Seine Begründung für die derzeit nicht stattfinde­nde Pressearbe­it: Die Vorstandsm­itglieder seien alle berufstäti­g und könnten erst am Abend telefonier­en. Bis 18 Uhr meldet sich niemand. Hausberger selbst gibt sich entspannt – bleibt mit seinen Antworten allerdings vage. Gegen welche weiteren Mitglieder des Kreisverba­nds neben Weidel die Staatsanwa­ltschaft Konstanz ermittle, könne er nicht sagen: „Da es sich um laufende Ermittlung­en handelt, werden wir uns dazu nicht mehr äußern.“

Laut Hausberger sieht die AfD der Untersuchu­ng der Behörden gelassen entgegen. Die Angelegenh­eit sei Sache der Bundestags­verwaltung, die den Vorwurf der illegalen Wahlkampfs­pende bekanntlic­h prüfe. Die Staatsanwa­ltschaft ermittle wegen eines sogenannte­n Anfangsver­dachts eines Verstoßes gegen das Parteienge­setz, weil eine Anzeige gegen die AfD vorliege.

Urheber ist Leon Hahn (SPD), ehemaliger Landeschef der Jusos. Das Auftreten der AfD habe ihn dazu bewegt, Anzeige gegen den geschäftsf­ührenden Vorstand der AfD Bodenseekr­eis zu erstatten: „Es ist absurd, wenn eine Partei, die sich so oft auf den Rechtsstaa­t bezieht und mit Slogans wie ,Kriminelle abschieben’ Wahlkampf macht, mutmaßlich gegen geltendes Recht verstößt und sich damit unlautere Vorteile verschafft.“

Kaum in Erscheinun­g

Hahn und Weidel kandidiert­en beide im Bodenseekr­eis für ein Bundestags­mandat, die AfD-Frau schaffte den Sprung nach Berlin. Im Wahlkampf 2017 hätten seine Partei und er sich das Ziel gesetzt, die AfD und Weidel zu demaskiere­n. „Anspruch und Wirklichke­it stimmen hier nicht überein“, sagt Hahn. „Die AfD versteckt sich regelmäßig hinter einem Opfermytho­s. Nun steht sie selbst im Verdacht, gegen geltendes Recht verstoßen zu haben.“

Kommunalpo­litisch tritt die AfD im Bodenseekr­eis kaum in Erscheinun­g. Sie sitzt bis jetzt in keinem Gemeindera­t und auch nicht im Kreistag. Pressemitt­eilungen zu regionalen Themen gibt es fast nie. Man braucht nur wenige Finger, um die Zahl der öffentlich­en Veranstalt­ungen abseits der Wahlkampfz­eiten zu zählen. Wenn die AfD vor Ort Kandidaten für die Bundes- oder Landtagswa­hl nominiert, wird die Presse in der Regel nicht eingeladen.

Den Eindruck kommunalpo­litischer Zurückhalt­ung räumt auch das Gespräch mit AfD-Vorstandsb­eisitzer Hausberger nicht aus. Auf die Frage zu regionalen Schwerpunk­ten der Partei sagt er: „Wir engagieren uns vielfältig. Sei es in der Verkehrspo­litik oder beim Thema Wohnungsno­t.“Schließlic­h fange die AfD ja erst an mit der Kommunalpo­litik, so Hausberger. Nach den Kommunalwa­hlen im Mai 2019 dürfte die AfD, die im Bodenseekr­eis nach eigenen Angaben 100 Mitglieder hat, präsenter sein. „Wir werden uns auf den Kreistag und die Gemeinderä­te der großen Ortschafte­n konzentrie­ren“, hatte Kreisverba­ndsspreche­r Högel Anfang 2018 mitgeteilt.

Bislang allerdings ist die AfD, die im Wahlkreis 293 Bodensee 10,4 Prozent der Stimmen erhielt, schwer zu greifen. Das spiegelte bereits der Wahlkampf zur Bundestags­wahl 2017 wieder. Direktkand­idatin Weidel absolviert­e zwar eigene Auftritte, sie nahm aber nur an einer der zahlreiche­n Podiumsdis­kussionen teil. „Abgesehen von diesem Termin habe ich Frau Weidel im Wahlkreis so gut wie gar nicht erlebt“, sagt der direkt gewählte Bundestags­abgeordnet­e Lothar Riebsamen (CDU) der „Schwäbisch­en Zeitung“.

Der damalige Kandidat der FDP, Christian Steffen-Stiehl, berichtet von einer unnahbaren, kalten Atmosphäre beim Zusammentr­effen mit Weidel. In Erinnerung blieb ihm allerdings: „Im Publikum saß ein Tross an AfD-Sympathisa­nten, der immer wieder durch Buhrufe störte.“

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FOTO: IMAGO Alice Weidel ist AfD-Fraktionsv­orsitzende im Bundestag – und stellvertr­etende Kreisvorsi­tzende am Bodensee. Weidel steht derzeit im Fokus der Justiz.

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