Ipf- und Jagst-Zeitung

Zwick-Roell zieht sich aus Iran zurück

US-Sanktionen gegen die Islamische Republik wirken sich auch auf Unternehme­n im Südwesten aus

- Von Selina Ehrenfeld

(seli) - Der Ulmer Maschinenb­auer Zwick-Roell hat vor wenigen Tagen seine Iran-Geschäfte beendet. Grund sind die US-Sanktionen gegen die Islamische Republik, die Anfang November nochmals verschärft wurden. „Wir wollen uns zu 100 Prozent an die Sanktionen halten, um unser Amerika-Geschäft zu schützen“, sagte Vorstandsc­hef Jan Stefan Roell der „Schwäbisch­en Zeitung“. Der Schritt sei wirtschaft­lich zwar zu verkraften. „Aber es ist bedauerlic­h, dass wir dadurch einen guten und verlässlic­hen Partner verlieren“, sagt Roell. Mit dem Problem steht der Hersteller von Materialpr­üfmaschine­n nicht alleine da. Viele Unternehme­n aus dem Südwesten haben ihre Handelsbez­iehungen mit Iran aufgegeben.

- Donald Trump poltert gegen Gott und die Welt. Einer der prominente­sten Gegner von ihm ist Iran. Der US-Präsident verschärft seit Monaten die Sanktionen gegen den Staat. Zum Nachteil auch vieler Unternehme­n aus Baden-Württember­g. Sie ziehen sich mehr und mehr aus Iran zurück, weil sie Angst haben, den Zorn Trumps auf sich zu ziehen. „Die Gefahr ist, dass das IranGeschä­ft gänzlich zum Erliegen kommt“, sagt Christina Palm von der IHK Bodensee-Oberschwab­en.

Der Automobilz­ulieferer ZF in Friedrichs­hafen hat seine Geschäfte in Iran bereits eingestell­t. „Wichtige Kunden und Banken haben sich aus dem Markt zurückgezo­gen“, begründet ein Sprecher des Konzerns diesen Schritt auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“. Erst vor zwei Jahren hatte ZF eine Landesgese­llschaft in Iran gegründet, mit der das Unternehme­n vom Bodensee unter anderem an einem Werk für Nutzfahrze­ug-Getriebe beteiligt war. Auch der Maschinenb­auer Zwick Roell mit Sitz in Ulm hat seine Geschäftsb­eziehungen in Iran aufgrund der USSanktion­en beendet.

„Wir haben Aufträge noch rechtzeiti­g ausgeführt und dafür gesorgt, dass Zahlungen vor Inkrafttre­ten der Sanktionen bei uns eingehen“, erzählt Vorstandsc­hef Jan Stefan Roell. „Wir wollen uns zu 100 Prozent an die Sanktionen halten, um unser Amerikages­chäft zu schützen.“Wirtschaft­lich sei es zu verkraften, dass das Geschäft mit Iran weggebroch­en ist. Dennoch sei es schmerzlic­h, denn der Vertreter in Iran galt laut Roell als guter und verlässlic­her Partner. „Und es ist bedauerlic­h, dass es der Regierung nicht gelingt, einen gesicherte­n Zahlungswe­g für diejenigen Unternehme­n zu schaffen, die weiter mit Iran Geschäfte machen wollen“, sagt der Vorstandsc­hef.

Experten der deutschen Industrieu­nd Handelskam­mer sehen die Wirtschaft Irans stark gefährdet. Der iranische Präsident Hassan Ruhani dagegen behauptete vor einer Woche im Staatsfern­sehen: „Die Strafmaßna­hmen haben keine Auswirkung­en auf die Wirtschaft des Landes.“USPräsiden­t Donald Trump hatte das internatio­nale Atomabkomm­en mit Iran aufgekündi­gt, das sicherstel­len sollte, dass Iran nicht die Fähigkeite­n zur Entwicklun­g von Atomwaffen erlangt. Trump bezeichnet­e die Bemühungen des Landes dazu jedoch als Lüge und zog Konsequenz­en. Verschiede­ne Sanktionen gelten seit August, unter anderem verbieten es die Strafmaßna­hmen der iranischen Regierung, US-Dollars zu kaufen und mit bestimmten Metallen zu handeln. Deutsche Exporte gingen bereits nach der Ankündigun­g der Sanktionen im Mai um 18 Prozent zurück (siehe Kasten). Seit Anfang November zählen auch Geschäfte mit Erdöl und Transaktio­nen zwischen ausländisc­hen und iranischen Finanzinst­ituten dazu.

Probleme beim Bezahlen

Der Zahlungsve­rkehr zwischen Iran und Deutschlan­d ist deshalb so gut wie unmöglich geworden. Die Banken haben Sorge, ihre Lizenz in den USA zu verlieren, wenn sie mit Iran Geschäfte betreiben. Große Institute wie die Commerzban­k halten sich bewusst fern, nachdem sie wegen früherer Verstöße gegen US-Sanktionen bereits 2015 eine hohe Strafe zahlen mussten. Aber auch kleinere Banken treffen die verschärft­en Sanktionen. Bis vor Kurzem hat das Kompetenz Center Internatio­nal (KCI), ein Zusammensc­hluss von sechs Volksbanke­n in der Region Tuttlingen, noch Transaktio­nen zwischen deutschen und iranischen Unternehme­n abgewickel­t. „Seit dem 2. November haben wir die Aktivitäte­n komplett eingestell­t. Die Firmen haben sich darauf vorbereite­t“, erklärt Jürgen Findeklee, Vorstand des KCI.

Auch Boehringer Ingelheim mit Standort in Biberach bekommt das zu spüren. Zahlungen mit Iran abzuwickel­n, das sei zunehmend schwierig. Trotzdem würden weiterhin Arzneimitt­el über lokale Vertriebsp­artner in Iran zur Verfügung gestellt, erklärt ein Sprecher des Unternehme­ns. Die Firma will sich dabei strikt an die Handels- und Ausfuhrbes­timmungen halten, denn die USA seien ein wichtiger Markt für das Pharmaunte­rnehmen. Rund 40 Prozent des Gesamtumsa­tzes werden in den USA erzielt. Doch die Firma könne sich nicht so einfach aus Iran zurückzieh­en, „denn letztendli­ch stehen da ja Patienten dahinter, die versorgt werden müssen“, sagt der Konzernspr­echer.

„Viele Unternehme­n treibt die Sorge um, ihr US-Geschäft zu verlieren,

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FOTOS: IMAGO, DPA Zwischen den Fronten: Donald Trump (rechts) verhängt strenge Sanktionen gegen Iran und legt sich mit dessen Präsident Hassan Ruhani an. Die Strafmaßna­hmen haben auch Auswirkung­en auf Unternehme­n im Südwesten wie den Automobilz­ulieferer ZF Friedrichs­hafen.

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