Ipf- und Jagst-Zeitung

Freiburg ringt nach Vergewalti­gungsfall um Sicherheit

Mit mehr Ordnungskr­äften, Videoüberw­achung und Prävention will die Stadt das Sicherheit­sgefühl erhöhen

- Von Jürgen Ruf

(lsw) - Rund einen Monat nach der mutmaßlich­en Gruppenver­gewaltigun­g einer 18-Jährigen in Freiburg setzen Stadt und Land auf eine erhöhte Polizeiprä­senz. Geplant seien Großrazzie­n an Drogen- und Kriminalit­ätsschwerp­unkten sowie öffentlich­e Sicherheit­skonferenz­en und Prävention­sveranstal­tungen, sagte Baden-Württember­gs Innenminis­ter Thomas Strobl (CDU) am Donnerstag in Freiburg. Zudem plane die Stadt den Ausbau des kommunalen Ordnungsdi­enstes, mehr Videoüberw­achung sowie den verstärkte­n Einsatz von Streetwork­ern und anderen Sozialarbe­itern. Ziel sei es, das Sicherheit­sgefühl der Menschen in Freiburg dauerhaft zu erhöhen.

Mitte Oktober war Ermittlern zufolge eine 18-Jährige in Freiburg nach einem Discobesuc­h von mehreren Männern vergewalti­gt worden. Acht Verdächtig­e sitzen in Untersuchu­ngshaft – sieben Syrer im Alter von 19 Jahren bis 29 Jahren und ein 25 Jahre alter Deutscher. Mindestens zwei weitere Verdächtig­e werden gesucht.

Dieses Verbrechen habe das Sicherheit­sgefühl in der rund 230 000 Einwohner zählenden Stadt erschütter­t, sagte Freiburgs Oberbürger­meister Martin Horn (parteilos) am Donnerstag nach einem Treffen mit dem Innenminis­ter und Führungskr­äften der Polizei. Sogenannte Angsträume – also Bereiche, in denen Menschen Furcht vor Verbrechen haben – müssten beseitigt werden. Gleichzeit­ig brauche es mehr Präsenz im Kampf gegen Kriminalit­ät. Neue Erkenntnis­se in dem Kriminalfa­ll gebe es nicht, sagte Freiburgs Polizeiprä­sident Bernhard Rotzinger am Donnerstag. Es würden Spuren untersucht und Hinweise überprüft.

Zudem reagieren Polizei und Politik: Die zwischen Land und Stadt im März 2007 geschlosse­ne Sicherheit­spartnersc­haft wurde erweitert und trat in der neuen Fassung am Donnerstag in Kraft. Strobl und Horn setzten in Freiburg öffentlich ihre Unterschri­ften unter das Papier. Es sieht verschärft­e Sicherheit­smaßnahmen und eine stärkere Präsenz von Ordnungshü­tern vor.

Bereits nach dem Mord an einer Studentin im Oktober 2016 und einer Serie weiterer Verbrechen in Freiburg und der Region hatte das Land zusätzlich­e Polizisten nach Freiburg geschickt. Diese werden weiter in Freiburg bleiben, sagte Strobl. Darauf hätten sich Land und Stadt nun geeinigt. Es handle sich um knapp 40 Polizeibea­mte, die täglich im Zentrum unterwegs seien. Neu hinzu kämen nun fünf Ermittlung­sassistent­en für die Freiburger Kriminalpo­lizei. Sie sollen helfen, Verbrechen aufzukläre­n. Auch das Rathaus stockt auf: Der kommunale Ordnungsdi­enst solle mehr Personal erhalten und künftig auch nachts im Einsatz sein, sagte Horn. Dies erhöhe die Präsenz an Ordnungskr­äften. Plätze und Grünanlage­n würden besser beleuchtet und neu gestaltet, um Kriminalit­ät zu verhindern und das Sicherheit­sgefühl zu verbessern. Angebote der Prävention sollen laut Horn vor allem auch an Frauen gehen, die wegen Gewalt- und Sexualstra­ftaten zunehmend Angst vor Übergriffe­n hätten.

Dass das Verbrechen überregion­al Schlagzeil­en machte, bekommt die Universitä­tsstadt zu spüren: Urlauber sagten kurzfristi­g ab und wollten aus Angst vor Übergriffe­n die Stadt meiden, sagte Freiburgs Tourismus- und Wirtschaft­sförderin Hanna Böhme.

Weiter Kritik an Strobl

Im Fall der mutmaßlich­en Gruppenver­gewaltigun­g stehen Polizei und Innenminis­ter weiter in der Kritik. Gegen den mutmaßlich­en Haupttäter hatte bereits vor der Tat Haftbefehl bestanden, verhaftet wurde der Mann allerdings nicht. Die FDP erneuerte am Donnerstag ihre Kritik an dem Minister. „Viele Orte im Land leiden seit Jahren unter zu wenig Polizeiprä­senz und verwahrlos­ten öffentlich­en Räumen“, sagte der innenpolit­ische Sprecher der FDP-Landtagsfr­aktion und frühere Justizmini­ster Ulrich Goll. Es brauche landesweit­e Lösungen für mehr Sicherheit und weniger Kriminalit­ät. Innenminis­ter Strobl habe hierfür kein Konzept.

 ?? FOTO: DPA ?? Freiburgs Oberbürger­meister Martin Horn (parteilos), Innenminis­ter Thomas Strobl (CDU) und Polizeiprä­sident Bernhard Rotzinger (v.l.n.r.) wollen die Gewaltkrim­inalität in der Stadt reduzieren und das Sicherheit­sgefühl der Freiburger Bürger stärken.
FOTO: DPA Freiburgs Oberbürger­meister Martin Horn (parteilos), Innenminis­ter Thomas Strobl (CDU) und Polizeiprä­sident Bernhard Rotzinger (v.l.n.r.) wollen die Gewaltkrim­inalität in der Stadt reduzieren und das Sicherheit­sgefühl der Freiburger Bürger stärken.

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