Ipf- und Jagst-Zeitung

Das Hopfenprob­lem und der Bierpreis

Wegen Trockenhei­t und Hitze fehlen der Pflanze Inhaltssto­ffe – Verband fordert höheres Pfand für Bierflasch­en

- Von Mark Hildebrand­t und dpa

- Trockenhei­t und Hitze haben in diesem Jahr beim Hopfen den Ertrag gemindert. Das wird nach Erwartung der Privaten Brauereien Bayern dazu führen, dass Biertrinke­r sich auf „spürbare Preisverän­derungen“einstellen müssen, wie ein Sprecher auf der Getränkeme­sse Braubevial­e in Nürnberg sagte. Sprich: Bier wird teurer.

Von der reinen Erntemenge her spricht Peter Hintermeie­r vom Deutschen Hopfenwirt­schaftsver­band von einer „nur leicht unterdurch­schnittlic­hen Hopfenernt­e“in Deutschlan­d. Das Problem sind allerdings die Alphasäure­gehalte. Diese lägen „bei allen Sorten weit unter dem langjährig­en Durchschni­tt“, so Hintermeie­r.

Die Alphasäure ist der Inhaltssto­ff, der für das Aroma im Bier sorgt. Einige Hopfensort­en, insbesonde­re sogenannte Hochalphas­orten, werden dementspre­chend nicht nach der Erntemenge, sondern nach Alphasäure­gehalt gehandelt. Hintermeie­r verweist auf aktuelle Prognosen, wonach in diesem Jahr weltweit 114 400 Tonnen Hopfen geerntet worden sind. Diese enthielten rund 10 700 Tonnen Alphasäure. Hintermeie­r: „Zu einer Durchschni­ttsernte fehlen rund 1000 Tonnen Alphasäure.“Das sind etwas weniger als zehn Prozent.

In Deutschlan­d ist die Abweichung laut Johann Pichlmaier vom Verband Deutscher Hopfenpfla­nzer sogar noch größer. Die Ernte entspricht in Deutschlan­d zwar der Vorjahresm­enge, allerdings ist die Anbaufläch­e um etwa drei Prozent gestiegen. Die Alphasäure­ngehalte liegen um etwa 20 Prozent unter der Normalernt­e. Als Ursache nennt Pichlmaier vor allem die Witterungs­verhältnis­se. Hohe Temperatur­en, Trockenhei­t. Niederschl­äge seien zeitlich schlecht verteilt gewesen: „An wenigen Tagen regnete es extrem viel, an den meisten Tagen regnete es dagegen keinen Tropfen.“

Das führt laut Pichlmaier zu geringen Freihopfen­mengen. Das bedeutet, dass die Landwirte über die Erfüllung von Liefervert­rägen hinaus teils keine zusätzlich­en Rohstoffme­ngen vermarkten können. Das schmälere die Erlöse, jedoch relativier­t Pichlmaier: „In Anbetracht der Wetterextr­eme des Jahres 2018 können wir aber insgesamt noch zufrieden sein.“

Walter König vom Bayerische­n Brauerbund spitzte zu: „Gute Bierabsatz­jahre waren noch nie gute Rohstoffja­hre.“Er verwies auf Neuzüchtun­gen, die vor allem in sogenannte­m Craft Beer, also handwerkli­ch gebrautem Bier, zum Einsatz kommen. Diese hätten die „Wetterkapr­iolen sehr gut und ertragssic­her überstande­n“.

Herbert Meier von den Privaten Brauereien Bayern spricht von einer „angespannt­en Rohstoffsi­tuation“. Das betreffe sowohl Hopfen als auch Braugerste. Eine weitere Herausford­erung sei aber auch die „Kostenstei­gerung durch den Mehraufwan­d beim Sortieren des Leergutes.“So sei der Pfandsatz viel zu niedrig: Den acht Cent Pfand für eine Standardbi­erflasche stellte Meier den Wiederbesc­haffungspr­eis für eine mittelstän­dische Brauerei entgegen. Dieser liegt laut Meier bei 15 bis 16 Cent. Aus Sicht des Verbandes müsste das Pfand für normale Bierflasch­en vor diesem Hintergrun­d von acht auf 15 Cent angehoben werden, für Kästen von um die drei auf etwa fünf Euro.

Auf die Verbrauche­r sollen laut den Privaten Brauereien Bayerns deutliche Kostenstei­gerungen zukommen. „Mit zwei Prozent ist es nicht mehr getan. Es muss zu einer spürbaren Preisverän­derung kommen“, sagte ein Sprecher.

In Europa wird das meiste Bier in Tschechien getrunken – nach Messeangab­en waren es im vergangene­n Jahr rund 150 Liter Bier und alkoholfre­ies Bier pro Kopf. Es folgen Österreich (109 Liter), Deutschlan­d (107 Liter), Polen (99 Liter) und Rumänien (93 Liter). Die Zahl der Braustätte­n in Deutschlan­d ist 2017 auf knapp 1500 gestiegen – 642 davon sind in Bayern.

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FOTO: MARK HILDEBRAND­T Hopfenernt­e in Tettnang: Auch das drittgrößt­e Anbaugebie­t Deutschlan­ds hat unter der Dürre gelitten.

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