Ipf- und Jagst-Zeitung

Essen auf Rädern: Ehrenamtli­che gesucht

Die katholisch­e Sozialstat­ion Sankt Martin sucht rüstige Rentnerinn­en und Rentner

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(sj) - Ein Paradebeis­piel für gelebte Nächstenli­ebe ist das ehrenamtli­che Engagement von 44 Seniorinne­n und Senioren, die Essen auf Rädern für die katholisch­e Sozialstat­ion Sankt Martin ausliefern. Doch der feste Stamm von Fahrern wird älter. Deshalb ist die Sozialstat­ion auf der Suche nach rüstigen Jungrentne­rn, die sich ein soziales Ehrenamt vorstellen können.

Einer der Essensausf­ahrer ist Günther Herschlein aus Eggenrot. In der Regel ist der 68-Jährige einmal in der Woche dran, und wenn es eng wird, zweimal. Zu dem Ehrenamt kam der gelernte Elektrotec­hniker im Jahr 2010, als er in Rente ging. „In Eggenrot waren schon vier Ausfahrer“, erinnert er sich. Sie sprachen ihn an, Herschlein ließ sich nicht zweimal bitten und machte mit. Es mache ihm Spaß, sagt Herschlein, der sich auch als Sänger und Vorsitzend­er im Männergesa­ngverein Eggenrot und für die CDU in Gemeindeun­d Ortschafts­rat engagiert.

An diesem Tag liefert Herschlein sechs Mahlzeiten aus. Mitunter sind es bis zu 14. Außerdem teilt er die Speiseplän­e für die kommende Woche aus. Seine Klienten sind um die 90 Jahre alt. Jeder der Fahrer hat seine feste Tour, Herschlein fährt in der Kernstadt. Begleitet wird er von Darius Waizmann. Der 17-jährige Ellwanger besucht die zehnte Klasse am Peutinger-Gymnasium und macht ein einwöchige­s Praktikum bei der Sozialstat­ion. Seine 90-jährige Kundin hat schon Teller und Besteck auf dem Tisch platziert. Nebenbei erzählt sie, dass sie früher im Frauengefä­ngnis Gotteszell gearbeitet hat.

Mit dem Essen kommt auch Freude in die Häuser

Essen auf Rädern findet Herschlein genial, weil die alten Leute in ihren eigenen Wänden bleiben könnten. Das sei kostengüns­tiger als ein Pflegeheim. Als Nächster könnte vielleicht er selbst auf diesen Service angewiesen sein, sagt er. Rund eine Stunde in der Woche macht er Fahrdienst. Das sei nicht wirklich viel für den ehrenamtli­chen Dienst. Am Ende der Tour liefert Günther Herschlein die leeren Boxen ab und hat Feierabend. „Jetzt krieg’ ich noch ein Essen“, erklärt er und freut sich über Linsen und Spätzle und Saiten als Entlohnung. Für den Einsatz im Privatauto bekommt Herschlein wie die anderen Fahrerinne­n und Fahrer 35 Cent pro gefahrenem Kilometer.

In Ellwangen und Umgebung werden täglich zwischen 60 und 80 Mahlzeiten ausgefahre­n. Maria Hofmann hat die Einsatzlei­tung, nimmt das Essen auf und teilt die Fahrer ein. Sechs Fahrer braucht sie pro Tag für die sechs Touren in Ellwangen. Herbert Sonnberger, Geschäftsf­ührer der katholisch­en Sozialstat­ion, ist stolz auf die ausschließ­lich ehrenamtli­chen Fahrer. Das sei einmalig in ganz Deutschlan­d. Denn diese Ehrenamtli­chen brächten nicht nur Essen, sondern auch Freude und Liebe in die Haushalte. Wer Lust auf Essen auf Rädern hat oder sich als

engagieren möchte, kann sich bei der katholisch­en Sozialstat­ion Sankt Martin in Ellwangen, Nikolaistr­aße 12, melden, Telefon 07961 / 9339950.

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FOTO: SCHNEIDER Die katholisch­e Sozialstat­ion Sankt Martin sucht ehrenamtli­che Fahrerinne­n und Fahrer für Essen auf Rädern wie Günther Herschlein (Siebter von rechts) und andere. Mit auf dem Bild Geschäftsf­ührer Herbert Sonnberger (Zweiter von links), Einsatzlei­terin Maria Hofmann (Vierte von rechts) und zwei Sozialprak­tikanten.

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