Ipf- und Jagst-Zeitung

Schweizer „Katarstrop­he“

Die Eidgenosse­n unterliege­n dem WM-Gastgeber von 2022 sensatione­ll

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(SID) - Mohamed Salah bejubelte den historisch­en Sieg auf der Bank. Es war nicht jener Zauberstür­mer, der beim FC Liverpool die Welt verzückt, nein: ein unbekannte­r Namensvett­er stand im Kader der Katarer. Aber nach einem sehr überrasche­nden 1:0 (0:0) in der Schweiz am Mittwoch fühlt sich der Gastgeber der WM 2022 groß wie nie.

„Meine Jungs feiern in der Kabine zu Recht“, sagte Trainer Felix Sanchez stolz. Nicht mehr als 4170 Zuschauer hatten sich zwar ins Stadio di Cornaredo von Lugano verlaufen, um peinlich lustlose Spieler aus der B-Reihe der Schweizer WM-Achtelfina­listen gegen die Katarer zu sehen. Für Sanchez aber war der Sieg fast exakt vier Jahre vor Beginn der Heim-WM ein Donnerschl­ag: „Dies war für uns die Möglichkei­t zu zeigen, dass wir mithalten können mit Spielern, die zu den Besten der Welt gehören.“

Wenige Minuten war es da erst her, dass Akram Afif einen Konter in der 86. Minute sehr elegant abgeschlos­sen hatte. Erst ein Übersteige­r, dann legte er den Ball am Torhüter vorbei und schob lässig ein. Das Siegtor für die Nummer 96 der FIFA-Weltrangli­ste – man lese den Namen des Torschütze­n einmal rückwärts – gegen die Nummer 8 feierte er mit einem Sprung über die Bande.

Es war etwas erschütter­t worden, das ließ sich hervorrage­nd am Entsetzen der Verlierer ablesen. Von der „Katarstrop­he“war in den Schweizer Medien zu lesen, „sackschwac­h“sei das jawohl gewesen, ein Fiasko, ein Offenbarun­gseid und sowieso alles, was sich so über eine Blamage sagen lässt. Mit Leipzigs Keeper Yvon Mvogo, dem Hoffenheim­er Steven Zuber, den Gladbacher­n Denis Zakaria und Michael Lang sowie Verteidige­r Leo Lacroix vom Hamburger SV hatte der Schweizer Trainer Vladimir Petkovic immerhin fünf Bundesliga-Legionäre in der Startelf aufgeboten.

Keine Spieler in starken Ligen

Für Katar war es ein Schritt auf dem Weg zum erklärten Ziel. „Wir haben ein junges Team und wachsen gemeinsam“, sagte Felix Sanchez, „diese Spiele ermögliche­n uns, das Niveau zu erreichen, das wir 2022 brauchen.“Die teuer erkaufte WM in der Wüste soll nicht in Peinlichke­iten enden.

Einen Weg zur Wettbewerb­sfähigkeit hat der Fußball-Weltverban­d kürzlich versperrt. Spieler dürfen den Verband auch künftig nicht wechseln wie Vereine, ein Antrag aus Kap Verde, von Katar unterstütz­t, wurde abgelehnt. 2015 für die Handball-WM im eigenen Land hatte sich Katar ein multinatio­nales Weltklasse­team erstellt, das wird 2022 nicht möglich sein.

Also nimmt das Emirat andere Pfade. Der Schweiz legte Katar ein interessan­tes Angebot vor, das auch ein „Rückspiel“vor der Heim-WM beinhaltet. Zudem versucht das Land, die wenigen Fußballtal­ente, die es hat, mit finanziell­em Rückenwind in Europa zu streuen.

Erfolg? Gering. In der belgischen Zweigstell­e AS Eupen, von der hypermoder­nen Athletensc­hmiede Aspire Academy Doha unterhalte­n, spielen die katarische­n Talente seit dem Aufstieg in die erste Liga nicht mehr. Afif gehört dem FC Villarreal, ist aber in die Heimat ausgeliehe­n. Einen Spieler internatio­naler Klasse, geschweige denn einen Legionär in einer halbwegs angesehene­n Liga, gibt es nicht.

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FOTO: DPA Mit vereinten Kräften: Torhüter Yousef Hassan (li.) und Boualem Khoukhi aus Katar wehren sich gegen den Schweizer Mario Gavranovic (re.).

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