Finnen liefern neue Palm-Maschine
Firmenchef informiert über aktuellen Stand des Neubauprojekts in Unterkochen
- Der finnische Hersteller Valmet wird die neue große Papiermaschine für den Neubau der Papierfabrik Palm liefern. Vom Heidenheimer Unternehmen Voith werden die Maschinen zur Stoffaufbereitung kommen. Nach Abgabe des Genehmigungsantrags beim Stuttgarter Regierungspräsidium Ende Oktober hofft man bei Palm darauf, im Mai kommenden Jahres mit dem Bau der rund eine halbe Milliarde Euro teuren neuen Papierfabrik beginnen zu können.
Firmenchef Wolfgang Palm hat am Freitag im Beisein von Oberbürgermeister Thilo Rentschler über den aktuellen Stand der Vorbereitungen der gewaltigen Investition informiert. Die wichtigste Entscheidung der jüngsten Zeit war demnach die Vergabe der Lieferung der neuen Maschine zur Herstellung von Wellpappenrohpapieren samt der dazugehörigen Rollenschneidmaschine an das finnische Unternehmen Valmet. Die Heidenheimer Firma Voith, die ebenfalls mit im Rennen um diese zentrale Anlage des gesamten Neubaus war, zog am Ende den Kürzeren. Sie hat aber den Zuschlag für die Lieferung der Maschinen zur Stoffaufbereitung erhalten, also von der Aufbereitung des Altpapiers bis zur Herstellung des Papierbreis daraus.
Voith war der Mitbewerber
Valmet und Voith, so erklärte Palm, seien weltweit die einzig möglichen Hersteller für die Papiermaschine gewesen, mit beiden Unternehmen habe man ein halbes Jahr lang intensiv verhandelt. Zur Frage, weshalb Valmet am Ende vorne lag, sagte Palm, das technische Konzept der neuen Anlage müsse so sein, dass sie im harten Wettbewerb auf eine längere Zeit hinaus hoch wettbewerbsfähig sein müsse. Bei Voith, das den größten Teil seiner Papiermaschinen inzwischen in China produziere, habe die Entscheidung zwar keine Jubelstürme ausgelöst, das Unternehmen aus der Nachbarschaft habe dafür aber auch Verständnis geäußert. Bei der Ausschreibung der Maschinen zur Stoffaufbereitung habe es einen „erbitterten Wettbewerb“gegeben, am Ende sei hier die Entscheidung knapp zugunsten von Voith gefallen.
Wie Palm weiter sagte, werde die Kaminanlage, mit der künftig der aus der Papierproduktion stammende Wasserdampf unsichtbar gemacht werden kann, der Schwäbisch Gmünder Schornstein-Hersteller Siegle liefern, das Konzept dafür stamme von Voith. Die Möglichkeit, den Schornstein mit einem Durchmesser von 6,5 Metern in drei Teilen über die Straße vom Gmünder Gewerbegebiet Gügling nach Unterkochen transportieren zu können, sei dabei ein Glücksfall, so Palm. Der schließlich auch nicht unerwähnt ließ, dass die SHW-Gießerei in Königsbronn eine neue Glättwalze für den geplanten Umbau der Papiermaschine in der englischen Fabrik von Palm liefern werde.
150 Aktenordner in einem Kleinbus
Ende Oktober hat Palm die Unterlagen für das Genehmigungsverfahren nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz für den Neubau beim Regierungspräsidium Stuttgart abgeliefert – 150 Aktenordner, transportiert in einem VW-Bus. Man liege damit, so Palm, gut im Zeitplan, und er gehe davon aus, dass auf der Basis des dann gültigen Flächennutzungsplans und des Bebauungsplans die neue Anlage auch genehmigungsfähig sein werde. Für April, spätestens Anfang Mai erwarte er daher die Baugenehmigung, Ziel sei dann, noch im Mai kommenden Jahres mit den Bauarbeiten zu starten. Er freue sich, so Palm auf Nachfrage, dass die Unterkochener Bürgerinitiative „unsere Anstrengungen sieht“, das Projekt auch für die Nachbarschaft äußerst verträglich zu machen, und dass die Planungen auf dem jetzigen Stand und auf einem akzeptablen Niveau so akzeptiert würden, „wenn auch sicher ohne Begeisterungsstürme“. Für die Bauvergaben – 100 an der Zahl – rechnet Palm übrigens mit bis zu 5000 Firmenbesuchen in seinem Haus, von denen eine Vielzahl ganz sicher auch in der Umgebung des Unternehmens übernachten werde.
Auch die Kantine muss weg
Mit den nicht genehmigungspflichtigen Vorarbeiten für das Großprojekt hat die Firma Palm bereits begonnen. Die Stoffaufbereitung wurde von einer auf zwei andere Maschinen verlagert, nach der völligen Stilllegung der leer geräumten Maschine soll laut Palm dann mit dem Abriss der ersten Gebäude im südlichen Teil des Firmenareals begonnen werden, um das Baufeld freiräumen zu können. Auch die bisherige Kantine wird dem Abrissbagger zum Opfer fallen. „Aber es gibt kein Murren darüber in der Belegschaft“, sagte Palm. Vielmehr sei die Belegschaft für die neue Anlage hoch motiviert.
Derzeit prüfen Experten laut Palm auch die geplante Versetzung jener Bäume, die sich im Baufeld befinden. „Es wird kein Baum gefällt, der versetzbar ist“, versprach Palm. Den Winter über sollen sie ausgehoben und entlang des Kochers wieder eingepflanzt werden. Zudem würden später mindestens genauso viele neue wie versetzte Bäume gepflanzt, so dass es am Ende deutlich mehr Grün als bisher sagt Firmenchef Wolfgang Palm zu dem Vorhaben, diesen Winter über den größten Teil der Bäume, die dem Neubau weichen müssen, an den Kocher zu versetzen. auf dem Firmengelände geben werde.
Ein großes Lob zollte Palm der „äußerst produktiven“Zusammenarbeit mit der Stadt Aalen. Immerhin habe er im Laufe seines Berufslebens schon sechs neue Papiermaschinen in Betrieb genommen, dabei aber noch nie erlebt, dass die Stadtverwaltung dafür eigens eine „Task Force“an der Rathausspitze eingerichtet habe. Regelrecht begeistert ist Palm auch von den Aalener Stadtwerken, ein hoch kompetentes Unternehmen, wie er sagte, das deren gegenwärtiger Geschäftsführer Wolfgang Weiß zu einem wahren „Powerhaus“entwickelt habe. Nur deshalb habe man gemeinsam all die umfangreichen und schwierigen Themen so zügig bewerkstelligen können.
OB Thilo Rentschler hörte das Lob vom „erfahrensten PapierfabrikPlaner der ganzen Welt“gerne. Mit „totaler Lust auf Innovation“sorge Palm dafür, dass in Unterkochen einmal die modernste Papierfabrik der Welt stehen werde. Die mit 500 Millionen Euro größte jemals in der Region getätigte Einzelinvestition verlaufe in einem sehr geordneten, strukturierten Verfahren, über Jahre hinweg absolut präzise und nach den besten Möglichkeiten durchgeplant.
„Es wird kein Baum gefällt, der versetzbar ist“,
„Aufgeregte Phase ist vorbei“
Mit der „Task Force“, so Rentschler weiter, die seit eineinhalb Jahren alle 14 Tage im Rathaus tage, habe man bewusst ein „Signal der geballten Kompetenz“an das Unternehmen senden wollen. Schließlich sei es auch Aufgabe der Stadt, eine so gewaltige Investition, die Standorttreue zeige und Arbeitsplätze sichere, rechtssicher zu machen. „Die kurze, aufgeregte Phase ist vorbei“, sagte der OB auch mit Blick auf die Bürgerinitiatve. Ein umfassendes Verkehrskonzept, etwa für die Aalener Straße in Unterkochen generell und unabhängig vom Palm-Neubau, werde man aber erst dann angehen, „wenn die Baumaschinen weg sind“.