Die FIFA und die Saudis
Infantino-Pläne sehen massiven Rechteverkauf vor
(SID) - Plant Gianni Infantino den Ausverkauf der FIFA? Der Fußball-Weltverband müsste bei einer Umsetzung des umstrittenen 25-Milliarden-Dollar-Deals angeblich weit mehr als nur die Vermarktungsrechte an zwei neuen Turnierformaten abtreten. Wie aus Dokumenten hervorgeht, die der „Süddeutschen Zeitung“vorliegen und die gemeinsam mit dem WDR ausgewertet wurden, würde das von FIFA-Präsident Infantino angestrebte und seit Monaten beworbene Geschäft angeblich den Verkauf fast sämtlicher Rechte beinhalten.
Betroffen seien demnach laut einer geheimen Absichtserklärung Digitalund Archiv-Rechte, Filme und Videos, Satelliten- und Netzübertragungen, Merchandising und Spielrechte, jede Produktion in High-Definition- und 3D-Format, Computerspiele sowie alles „Virtuelle und jedes andere Format, das noch weltweit entwickelt wird“. Sogar Rechte an zukünftigen Fußball-Weltmeisterschaften seien mit einbezogen.
Infantino, der seit März versucht, den FIFA-Vorstand von dem Milliarden-Deal zu überzeugen, hat bislang immer den Eindruck erweckt, als seien nur die Rechte an zwei neuen Turnierformaten Bestandteil der Planungen: die einer Weltliga für Nationalteams sowie einer auf 24 Vereine erweiterten Klub-WM. Im Gegenzug für die Vermarktung dieser Turniere würden Investoren 25 Milliarden US-Dollar für zwölf Jahre anbieten.
Zu den Namen der Investoren sagt Infantino mit Hinweis auf eine Verschwiegenheitserklärung bisher nichts. Die FIFA-Vorstandsmitglieder lehnen den Deal bislang ab und fordern weitere Informationen. Auf einer Sitzung in Ruanda beschloss das FIFACouncil vor zwei Wochen, eine Task Force zu dem Thema einzusetzen.
Bei den geplanten neuen Partnern der FIFA soll es sich dem Bericht zufolge um den britischen Investmentberater SB Investment Advisers Limited (SBIA) sowie die in London ansässige Investmentfirma Centricus Partners LP handeln. SBIA ist eine 100-prozentige Tochter des japanischen Technikkonzerns SoftBank, das Konsortium pflegt SZ und WDR zufolge enge Drähte zu Saudi-Arabien. Centricus habe Anbindung an die großen Privatfonds der Welt, insbesondere an SoftBank und saudische Anleger. Saudi-Arabien würde seinen Einfluss im Weltsport damit extrem steigern. Ein Land, das im Zuge der Ermordung des regierungskritischen saudischen Journalisten Jamal Khashoggi im saudischen Konsulat in Istanbul derzeit weltweit in der Kritik steht.
Die FIFA teilte SZ und WDR mit, das Dokument sei veraltet und nur eines von vielen Hunderten, das beim Verband im Umlauf sei. Der langjährige Hausjurist der FIFA, Marco Villiger, sowie sein Stellvertreter warnten in einer internen Expertise angeblich ausdrücklich vor dem Plan. Beide haben die FIFA inzwischen verlassen.