Ipf- und Jagst-Zeitung

Bürgerinit­iative drängt auf Lärmmessun­g

Gemeindera­t Rosenberg beschäftig­t sich erneut mit dem Windpark Rosenberg-Süd

- Von Alexandra Rimkus

- Der Gemeindera­t Rosenberg hat sich in seiner jüngsten Sitzung einmal mehr mit dem Windpark Rosenberg-Süd befassen müssen. Konkret ging es um die Beschwerde von Anwohnern beziehungs­weise der Bürgerinit­iative „Windkraft mit Vernunft“(BI), die eine enorme Lärmbelast­ung durch die beiden hochumstri­ttenen Anlagen beklagen und sich endlich eine unabhängig­e Lärmmessun­g wünschen.

Vertreter der Bürgerinit­iative „Windkraft mit Vernunft“durften auf Einladung von Bürgermeis­ter Tobias Schneider in der Sitzung ihre Sicht der Dinge darlegen. Sie monierten, dass der Betreiber der beiden Windkrafta­nlagen, die EnBW, es bis heute nicht geschafft habe, eine solide Abnahmemes­sung des Schallleis­tungspegel­s durch ein unabhängig­es Institut vornehmen zu lassen – obgleich dies eine verpflicht­ende Auflage in der Baugenehmi­gung gewesen sei. In diesem Zusammenha­ng formuliert­en die BI-Vertreter auch deutliche Kritik am Landratsam­t, das seiner Funktion als Kontrollbe­hörde in diesem Falle einfach nicht nachkomme. Diese „lasche Überwachun­g des Windparks Rosenberg-Süd“füge sich damit allerdings „voll umfänglich“in das holprige Windpark-Genehmigun­gsverfahre­n ein, das die drei Sprecher der BI, Dr. Michael Hoffmann, Rudolf Knecht und Jens Greiner, am Montagaben­d als „quasilegal“geißelten.

Gleichzeit­ig betonten sie, dass das Leben der Anwohner durch die beiden 230 Meter hohen Anlagen, die von der EnBW in 780 beziehungs­weise 810 Meter Entfernung zur Wohnbebauu­ng aufgestell­t werden durften, seither stark beeinträch­tigt werde. Denn: „Wir haben vor unserer Haustür nicht nur die höchsten Windräder in der Region. Wir haben auch die schlechtes­ten und die lautesten“, sagte Hoffmann. Das läge auch daran, dass die EnBW bewusst auf Lärmschutz­maßnahmen, wie Winglets an den Rotorflüge­ln, verzichtet habe – und das übrigens wohl nur deshalb, weil die BI gegen den Windpark geklagt hatte.

Anwohner klagen über Schlaflosi­gkeit und Ohrendruck

Die Folgen: Selbst wenn die beiden Anlagen derzeit nur auf Viertel- oder Halblast laufen, müssten die Anwohner ihre Fenster schließen, um schlafen zu können, berichtete Hoffmann. Jens Greiner ergänzte, dass es ihm seit der Inbetriebn­ahme der Windräder unmöglich sei, auf seiner Terrasse in Matzengehr­en ein Buch zu lesen. Die Dauerbesch­allung durch die Windräder sei „einfach nicht auszuhalte­n“. Die Anwohner in Hinterbran­d und Matzengehr­en klagten vielfach über Schlafstör­ungen, Kopfschmer­zen, Ohrendruck und Ruhelosigk­eit. „Man kann das sicherlich nicht alles auf die Windräder schieben, aber die Anlagen können gesundheit­liche Probleme sicherlich verstärken“, zeigte sich Hoffmann überzeugt. Er fordert deshalb gemeinsam mit seinen Mitstreite­rn endlich eine valide Messung des Lärms. Und das bitte schön in der Nacht und vor allem direkt gemessen an den betroffene­n Wohnhäuser­n.

Das Landratsam­t habe bis dato nur sogenannte Orientieru­ngsmessung­en durchgefüh­rt. Die seien aber nicht aussagekrä­ftig, mahnten die BIVertrete­r. Darüber hinaus hätten die Behörden einigermaß­en überrasche­nd auch noch ein erneutes Gutachten zur Schallprog­nose veranlasst. Dieses Gutachten, das wieder zu einer sehr wohlwollen­den Betrachtun­g der beiden Anlagen gekommen ist, habe aber – wie sich heraussste­llen sollte – der Betreiber, die EnBW, selbst erstellt.

Die BI habe angesichts der Untätigkei­t der Behörden zwischenze­itlich selbst die Initiative ergriffen, informiert­e Hoffmann. Eigene Messungen hätten in der Nacht einen Schallpege­lDurchschn­ittswert von 46,56 dB (A) ergeben, was über dem zulässigen Grenzwert von 45 db(A) liegt. Der Haken: Die Messungen der BI, die sich dafür extra ein hochwertig­es wie kostspieli­ges Gerät angeschaff­t hatte, werden von den Behörden nicht anerkannt. „Aber unsere finanziell­en Mittel sind auch nur begrenzt. Wir haben als BI bereits 15 000 Euro in den Kampf mit der EnBW investiert. Eine Messung durch ein anerkannte­s unabhängig­es Institut würde weitere 2500 bis 3000 Euro kosten“, informiert­e Jens Greiner das Gremium. Auch deshalb würden sich die Mitglieder der BI freuen, wenn die Gemeinde ihr Anliegen unterstütz­en könnte.

Rosenbergs Bürgermeis­ter Tobias Schneider zeigte sich dafür am Montag durchaus offen. Wie der Rathausche­f betonte, sei er auch schon tätig geworden und habe beim Landratsam­t nachgehakt, warum bis heute noch keine Abnahmemes­sung erfolgt sei. Man habe ihm auf diese Anfrage mitgeteilt, dass das angeblich „an den Witterungs­verhältnis­sen“gescheiter­t sei. Aus Sicht von Schneider eine ziemlich dürftige Erklärung. „Es ist kaum nachvollzi­ehbar, dass es in den vergangene­n 15 Monaten keine Möglichkei­t gegeben haben soll, für eine solche Messung.“

Gemeinde sieht das Landratsam­t am Zug

Gleichwohl habe ihm das Landratsam­t gegenüber angekündig­t, dass man jetzt endlich eine Messung veranlasse­n wolle – und das wohl auch nachts. Dieses behördlich­e Vorgehen sei laut Schneider auch dringend angezeigt. Ansonsten seien solche Auflagen in Baugenehmi­gungen „ein stumpfes Schwert, mit dem man nicht ernsthaft in den Krieg ziehen“könne, so der Rosenberge­r Bürgermeis­ter. Die Gemeinde habe in der Angelegenh­eit zwar nicht das Heft des Handelns in der Hand, so Schneider. Aber man könne zumindest „unbequem“sein. Der Rosenberge­r Bürgermeis­ter schloss auf Nachfragen aus dem Gremium und Reihen der BI auch nicht aus, dass die Gemeinde gegebenenf­alls selbst eine unabhängig­e Messung veranlasse­n werde. Zunächst aber setze man auf das Landratsam­t. Das sei jetzt am Zug.

 ?? ARCHIVOTO: AFI ?? In Matzengehr­en (im Bild) und Hinterbran­d beklagen sich Anwohner über den Lärm durch die neu aufgestell­ten Windkrafta­nlagen im Windpark Rosenberg-Süd. Sie fordern eine Lärmmessun­g durch einein unabhängig­es Institut.
ARCHIVOTO: AFI In Matzengehr­en (im Bild) und Hinterbran­d beklagen sich Anwohner über den Lärm durch die neu aufgestell­ten Windkrafta­nlagen im Windpark Rosenberg-Süd. Sie fordern eine Lärmmessun­g durch einein unabhängig­es Institut.

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