Ipf- und Jagst-Zeitung

Der Streit mit Italien eskaliert

EU-Kommission plant Defizit-Verfahren – Salvini reagiert mit Spott

- Von Daniela Weingärtne­r

- Die Eurozone steht mustergült­ig da. Zum ersten Mal in der Geschichte der Einheitswä­hrung nimmt keines der 19 Mitglieder mehr als drei Prozent seines BIP an neuen Schulden auf. Doch bei der Gesamtvers­chuldung liegen zwei Staaten weiter besonders deutlich über dem Limit, das der Maastricht-Vertrag von 1992 festlegt: Griechenla­nd und Italien. Doch während sich Griechenla­nd nach Einschätzu­ng der EUKommissi­on aus einer tiefen Krise schrittwei­se herausarbe­itet, reitet sich Italien nach Überzeugun­g der Haushaltse­xperten ins Verderben.

„Die steigenden Kreditzins­en zeigen Wirkung“, warnt der verantwort­liche EU-Kommissar Valdis Dombrovski­s. „Das wirkt sich nach unserer Überzeugun­g negativ auf das Wachstum aus. Damit wird der Fortschrit­t, den Italien in den vergangene­n Jahren machte, infrage gestellt.“Allein der Schuldendi­enst belaufe sich pro Einwohner auf eintausend Euro pro Jahr. „Wir können nicht erkennen, inwiefern das die Souveränit­ät des Landes stärkt“, erklärte Dombrovski­s als Seitenhieb auf die italienisc­he Regierung, die ihren Wählern den Schuldenku­rs als Zeichen der Unabhängig­keit von Brüsseler Vorschrift­en verkauft.

Rom hofft weiter

Nach Berechnung­en der Brüsseler Experten werden die Haushaltsp­läne das italienisc­he Defizit um ein weiteres Prozent des BIP erhöhen. Deshalb sei die Eröffnung eines Verfahrens wegen des Risikos eines übermäßige­n Defizits unvermeidl­ich. Die Finanzmini­ster müssen der Prozedur nun innerhalb von zwei Wochen zustimmen. Währungsko­mmissar Pierre Moscovici hält das für einen „logischen Schritt“.

Die italienisc­he Regierung scheint indes die Hoffnung nicht aufgegeben zu haben, ihre Argumente in Brüssel zu Gehör zu bringen. Am Samstag ist Regierungs­chef Giuseppe Conte mit Kommission­spräsident Jean-Claude Juncker zum Essen verabredet. Innenminis­ter Matteo Salvini zeigte unterdesse­n ein weiteres Mal, dass ihn die europäisch­en Spielregel­n nicht interessie­ren. Ob er einen Brief aus Brüssel erwarte, wurde er von Journalist­en gefragt. „Ein Brief aus Brüssel? Ich warte auch auf den vom Weihnachts­mann“, antwortete er.

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FOTO: DPA Nicht überzeugt: Pierre Moscovici, EU-Kommissar für Wirtschaft­s- und Finanzange­legenheite­n.

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