Stammeskrieger töten US-Touristen auf isolierter indischer Insel
Volk lehnt Kontakt zur Außenwelt ab
(AFP/KNA) - Stammeskrieger haben auf einer abgelegenen indischen Insel einen US-Touristen getötet. Der 27-jährige John Allen Chau war trotz eines Verbots zu einer isoliert gelegenen Insel der Andamanen gefahren, als die dort lebenden Sentinelesen ihn umzingelten und mit Pfeil und Bogen beschossen, wie ein Behördenvertreter sagte. Der Kontakt zu bestimmten Gruppen von Ureinwohnern in dem Inselparadies im Indischen Ozean ist verboten.
Die auf der Insel North Sentinel beheimateten Sentinelesen zählen zu den letzten sogenannten unkontaktierten und isoliertesten Völker der Welt. Sie lehnen jeden Kontakt zur Außenwelt vehement ab. Survival-International-Direktor Stephen Corry betonte: „Die Sentinelesen haben immer wieder gezeigt, dass sie in Ruhe gelassen werden wollen. Ihr Wunsch sollte respektiert werden.“
Dennoch machte sich Chau auf den Weg: Den Angaben zufolge bestach er Fischer, damit sie ihn zur Insel North Sentinel bringen. Sobald er die Insel betrat, habe es Pfeile auf den Mann geregnet, sagte ein Behördenvertreter: „Er wurde mit Pfeilen angegriffen, ging aber weiter.“Später hätten die Fischer gesehen, wie die Bewohner ein Seil um seinen Hals banden und seine Leiche zogen. Vor Angst seien die Fischer geflohen, seien am nächsten Morgen aber zurückgekehrt und hätten die Leiche am Ufer liegen sehen. Die Polizei leitete nach eigenen Angaben Ermittlungen wegen Mordes gegen „unbekannte Stammesmitglieder“ein.
Ein Polizeisprecher wies indische Medienberichte zurück, wonach es sich bei Chau um einen Missionar handelte, der die Inselbewohner zum Christentum bekehren wollte. „Er war auf einem fehlgeleiteten Abenteuer in einer geschützten Region, weil er Menschen treffen wollte, die noch keinen Kontakt mit der Zivilisation hatten“, sagte Polizist Dependra Pathak der Nachrichtenwebsite „News Minute“. Der Vorfall wirft ein Schlaglicht auf die Ureinwohner der entfernt gelegenen Inselgruppe. Sie werden von der Außenwelt abgeschirmt, um sie vor Zivilisationskrankheiten zu schützen. Selbst Behördenvertreter dringen nicht zu den Sentinelesen vor, sondern beobachten sie nur von Zeit zu Zeit aus sicherer Entfernung.
Die Organisation Survival International, die sich dem Schutz indigener Völker widmet, machte den indischen Behörden Vorwürfe: „Diese Tragödie hätte niemals passieren dürfen“, erklärte der Direktor der Organisation, Stephen Corry. „Die indischen Behörden hätten den Schutz der Insel durchsetzen müssen, um für die Sicherheit der Sentinelesen und die von Außenstehenden zu sorgen.“