Auf den Inventurlisten stehen Waren, die gar nicht existieren
Weitere Zeugen liefern Details zu den Vorgängen bei der BAG Ellwngen
- Der Prozess um Bilanzfälschungen bei der BAG in Ellwangen schreitet weiter voran. Am siebten Prozesstag wurden vier weitere Zeugen, alles ehemalige Mitarbeiter der BAG Ellwangen, vor dem Stuttgarter Landgericht gehört. Eine Zeugin hat zum Teil an den Fälschungen mitgewirkt.
Seit 1998 war diese Zeugin als Einzelhandelskauffrau bei der BAG Ellwangen tätig gewesen. Sie hatte mit einem der Angeklagten, dem ehemaligen Prokuristen, „eng zusammengearbeitet“, wie sie selbst aussagte. In seinem Büro kümmerte sie sich um die Warenein- und -ausgänge im Agrarbereich. An der Inventur hatte die 37-Jährige mitgewirkt – hatte bei der Inventuraufnahme mitgeholfen und die Listen in die EDV übertragen.
Zeugin hilft bei Manipulationen
Die Manipulationen hatte die Zeugin unmittelbar mitbekommen, wie sie sagte. Sie sei an Gesprächen mit dem Prokuristen und dem damaligen Geschäftsführer beteiligt gewesen. Dabei habe der Geschäftsführer seinen Unmut über die Ergebnisse geäußert. „Er hatte gefragt, ob man da nicht etwas machen könnte, damit man schwarz schreibt“, sagte die Zeugin. Sie habe daher die Waren höher bewertet.
Um gute Zahlen zu präsentieren, habe 2007 die Veränderung der Bewertung alleine nicht mehr ausgereicht. Der Prokurist habe sie deshalb angewiesen, die Warenbestände zu verändern. „Die Bestände wurden bei der Inventur richtig aufgenommen, aber nachher abgeändert“, sagte sie. Sie selbst hatte zum Beispiel eine Inventurliste komplett neu ausgefüllt mit Waren, die gar nicht existierten. Dieser Beweis wurde auch von den Prozessbeteiligten in Augenschein genommen. 2011 ging die Frau in Elternzeit und kehrte nicht zur BAG zurück. „Ich wollte nicht mehr zurück in den Betrieb, ich wusste ja, was da gelaufen ist. Es hat mich dort nichts mehr gehalten“, antwortete sie auf die Frage nach dem Kündigungsgrund.
Auch ein weiterer Zeuge, der von 2002 bis 2007 als Marktleiter in einem Raiffeisenmarkt angestellt war, hatte auf Grund der Manipulationen und wegen des „diktatorischen Führungsstils“der Geschäftsführung gekündigt. Er wurde über die Inventurdifferenzlisten auf Unstimmigkeiten aufmerksam. Nach der Inventur seien diese Listen, der Abgleich zwischen Buch- und gezähltem Bestand, von der Buchhaltung gekommen, um mögliche Differenzen zu klären.
Vieles habe er lösen können, aber einige Bestände seien weit höher angegeben gewesen, als es den Beständen in den Lagerräumen des Markts entsprach. Konkret sei ihm das bei Erden und Rindenmulch aufgefallen. „Hätten wir die Menge an Paletten da gehabt, wäre der ganze Hof damit voll gestanden“, sagt der 46-Jährige. Er habe das an den Buchhalter weitergeben, aber es habe sich nichts geändert. Erhöhungen seien regelmäßig vorgenommen worden, sagte der Zeuge weiter aus. „Mindestens über vier oder fünf Jahre hinweg.“
Der dritte Zeuge hatte sich um den gewerblichen Maschinenpark der BAG Ellwangen gekümmert. Anfang der 2000er Jahre hatte er sich mit dem Geschäftsführer zur Inventur getroffen. In seinem Bereich ging es um die Bewertung der Maschinen. Da einige regelmäßig vermietet und viel genutzt wurden, mussten sie entsprechend abgewertet werden. Er habe entsprechende Zahlen aufgeschrieben, mit denen der Geschäftsführer nicht einverstanden war . „Er hatte mir gesagt, dass wir in der Höhe nicht abwerten können, das gebe das Betriebsergebnis nicht her“, sagte der Zeuge aus. Der Chef habe deutlich geringere Abwertungen aufgeschrieben, diese seien dann übertragen worden.
„Hätten wir die Menge an Paletten da gehabt, wäre der ganze Hof damit voll gestanden.“Ehemaliger Raiffeisenmarkt-Leiter
Keine Abwertung der Maschinen
Nach diesem Vorfall habe er selbst keine Bewertung mehr durchführen dürfen, das habe der Geschäftsführer übernommen. Er habe sich lediglich über den ehemaligen Buchhalter nach den Werten erkundigt. Für das Jahr 2002 sei bei den Maschinen gar keine Abwertung mehr vorgenommen worden, das habe das Betriebsergebnis nicht hergegeben, soll der Buchhalter ihm gesagt haben.
Die vierte Zeugin konnte nur wenig zu den Manipulationsvorwürfe sagen. Sie habe zwar Gerüchte gehört, aber selbst nichts mitbekommen. Beim Übertrag der Uraufnahmelisten seien ihr keine Veränderungen aufgefallen.