Angehörige sollen rechtzeitig zur Pflegeberatung gehen
Unternehmensnetzwerk „Bündnis Gesundheit Ellwangen“informiert über Vorsorge und Pflege
(ij) - Um Vorsorge und Pflege ist es bei einem Informationsabend des Unternehmensnetzwerks „Bündnis Gesundheit Ellwangen“gegangen. Mehr als 100 Interessenten kamen in die Räume der Firma Betzold, um sich mit drei Pflege-Experten auszutauschen.
„Pflege wird sehr spät zum Thema“, sagte Sabine Rathgeb vom Pflegestützpunkt Ostalbkreis. Beim Pflegestützpunkt können sich Angehörige und Betroffene informieren. „Viele kommen sehr spät zur Beratung, meistens erst, wenn die Situation schon sehr belastend geworden ist“, sagte Rathgeb. Bei der Pflege müssten die Menschen selbst aktiv werden, um Unterstützung zu bekommen. Das Problem: Die Pflegebedürftigen seien dazu selbst nicht mehr in der Lage und viele Angehörige überfordert.
Zwei Drittel der Pflegebedürftigen werden zuhause von Angehörigen gepflegt. Die pflegenden Angehörigen müssten nach Rathgebs Vorstellung viel mehr unterstützt und regelmäßig entlastet werden. Auch sie brauchten ein Stück Leben.
Holger Uhlig, Leiter des Competence Center Pflege bei der AOK Ostwürttemberg, unterstrich das Gesagte und wies auf das Informationsangebot der Krankenkasse hin. So gingen die Sozialpädagoginnen zu den Menschen nach Hause, um sich ein umfassendes Bild zu machen und entsprechende Hilfe zu organisieren. Seit der Pflegereform gebe es einen monatlichen Entlastungsbetrag von 125 Euro für alle Bezieher von Pflegeleistungen. Dieser müsse aber abgerufen werden, sonst verfalle er.
Begutachtungsrichtlinien stehen im Internet
Zum Thema Pflegeeinstufung durch den Medizinischen Dienst der Krankenkassen erklärte Uhlig, dass die Begutachtungsrichtlinien im Internet unter pflegebegutachtung.de für alle einsehbar seien. Als noch die drei Pflegestufen galten, seien Erkrankungen oder kognitive Einschränkungen kaum berücksichtigt worden. Das habe sich geändert.
Judith Lieb beleuchtete die rechtliche Sicht. Die Betreuungsrichterin aus Neresheim empfahl, sich frühzeitig mit dem Thema Betreuung in der Familie auseinanderzusetzen. „Wenn noch alle gesund sind, kann über das Thema viel leichter gesprochen werden und können notariell beglaubigte Vollmachten aufgesetzt werden, die im Krankheits- oder Pflegefall genutzt werden können.“Dann müssten die Betreuungsgerichte seltener eingreifen, um einen Betreuer von Amtswegen zu bestimmen. „Lassen Sie sich beraten, wenn es um eine Vollmacht geht“, betonte Lieb. Eine notarielle Vollmacht koste zwar etwas, werde aber im Streitfall von jedem Gericht anerkannt.