Ipf- und Jagst-Zeitung

Der Beste fürs Bier

Ein Porträt über Baden Württember­gs besten Nachwuchsb­rauer: Remi Geffroy aus Jagstzell

- Von Jan Scharpenbe­rg

- Dieser junge Mann ist kaum zu bremsen, wenn es um Bier geht. Genauer gesagt: wenn es um das Bierbrauen geht. Stunden-, ja tagelang kann Remi Geffroy über seinen Beruf als Bierbrauer, laut eigener Aussage, ohne Unterlass reden.

Und das glaubt man ihm sofort, wenn man den 19-Jährigen am Wohnzimmer­tisch im elterliche­n Haus in Jagstzell erlebt. Als Antwort auf vermeintli­ch einfache Fragen nach dem Brauprozes­s referiert der Jungbrauer erst einmal nur über Sudgefäße. „Gestern habe ich mich auf der Biermesse in Nürnberg am Hopfenstan­d anderthalb Stunden über die Hopfenviel­falt unterhalte­n“, erzählt er und strahlt dabei übers ganze Gesicht.

Seine Unterlagen aus der Ausbildung hat er neben sich gestellt. Drei dicke Leitzordne­r mit Merkblätte­rn und Notizen in sauberer Handschrif­t sind es. Geffroy braucht sie eigentlich nicht, um etwas zu erklären. Er weiß aber trotzdem genau, wo er welches Blatt findet.

Remi Geffroy, der seine Ausbildung bei der Löwenbraue­rei in Aalen absolviert hat und mittlerwei­le in Lörrach bei der Brauerei Lasser arbeitet, ist nicht nur Baden-Württember­gs bester Nachwuchsb­rauer (wir berichtete­n), sondern belegte auch beim bundesweit­en Leistungsw­ettbewerb im Oktober den dritten Platz. Bei so viel Leidenscha­ft ist das allerdings auch nicht überrasche­nd. Dabei war eine seiner ersten Begegnunge­n mit Bier alles andere als schön. „Eines meiner ersten Biere habe ich aus dem Keller meiner Eltern stibitzt, um es heimlich mit einem Kumpel zu trinken. Aber das war schon abgelaufen und sehr eklig.“Der letzte Hefeschluc­k landete im Klo, erzählt Geffroy.

In einem rasanten Tempo geht es am Küchentisc­h weiter mit dem Exkurs in die Welt des Bierbrauen­s. Von der Pike auf zu lernen, viel mit der Hand zu machen und nah dran zu sein an den Rohstoffen, das hätte ihm alles so viel gebracht, sagt Remi. „Bei diesen Fernsehbie­ren sitzt doch bloß noch jemand vor dem PC und drückt Knöpfe.“

Bei einem guten Bier kommt es auf die Details an

Das Schöne am Brauen scheinen für Geffroy die vielen kleinen Details zu sein, auf die es zu achten gilt, um am Ende ein gutes Bier zu kreieren. Die vielen kleinen Details, von denen er schon so viel weiß und immer noch mehr wissen will. Vielleicht macht genau das ihn zum Besten seines Jahrgangs.

Der wesentlich ruhigere Bruder Freddi schaut in der Küche vorbei. Auf die schlechten Eigenschaf­ten von Remi angesproch­en, sagt er: „Er ist ungeduldig und will immer alles jetzt, gleich, sofort.“Remi Geffroy ist das jüngste von vier Geschwiste­rn.

Nach der Realschule kam für Remi Geffroy, wie für so viele andere auch, die Frage nach dem weiteren Werdegang auf. Also warf er einen Blick in das Ausbildung­sbuch der Agentur für Arbeit und fand unter Sonstiges den Beruf des Brauers und Mälzers. „Ich habe schon immer auf das Handwerk geschaut. Abitur machen oder studieren wollte ich nie“, sagt Geffroy. Dabei hätte er das mit Sicherheit gekonnt. Wenn er über Mikrobiolo­gie beim Brauen redet, dann fliegen die Fachbegrif­fe nur so durch den Raum und Geffroy hört sich für Laien an wie ein Dozent der Naturwisse­nschaften.

„Die Klugheit hat er von seiner Mutter, die Ausdauer hat er von mir“, sagt sein Vater Franck Geffroy mit einem Augenzwink­ern. Franck Geffroy stammt ursprüngli­ch aus Frankreich, und wenn er selbst von der Faszinatio­n der Weinherste­llung erzählt, lässt sich vermuten, woher der Sohn die Leidenscha­ft fürs Bier hat. „Er witzelt als Franzose immer, dass ich nichts erben werden, weil ich kein Winzer geworden bin“, wirft Sohn Remi ein.

Die Wochenende­n verbringt der 19-Jährige oft in Jagstzell bei seiner Freundin und natürlich seiner Familie. Das Zwischenme­nschliche habe privat wie im Beruf einen großen Stellenwer­t für ihn: „Ich brauche für mich selber einfach Sicherheit und Ordnung.“Das dürfte einer der Gründe sein, warum Remi Geffroy selbst eher selten zum Bier greift. Alkohol gäbe es bei ihm eigentlich nur am Wochenende. Für das Thema Alkohol ist er sensibilis­iert. Da zeigt er auch schnell seine emotionale Seite. „Diese Leute, die wegen dem Saufen Brauer werden, die gehen mir auf den Zeiger“, sagt er laut und haut mit der flachen Hand auf den Tisch. Dadurch würden vollkommen falsche Klischees über den Beruf des Brauers entstehen.

Sud 157 bescherte dem Jagstzelle­r eine einschneid­ende Erfahrung

Trotz oder vielleicht sogar gerade wegen seines Idealismus kann sich Remi Geffroy nicht vorstellen, eine eigene Brauerei zu führen. „Ich setze mich ja schon bei Kleinigkei­ten sehr unter Druck und der finanziell­e Druck, der bei einer eigenen Brauerei herrscht, würde mich auffressen. Da werde ich nicht glücklich mit.“

Ein eigenes Bier ist das, wovon Remi Geffroy wirklich träumt. Da gerät er wieder ins Schwärmen und erinnert sich genau an ein einschneid­endes Erlebnis während seiner Ausbildung: „Sud 157 war der erste, den ich komplett selbständi­g gebraut habe. In dem Moment, als das Bier in der Flasche gelandet ist, habe ich mich zum ersten Mal wie ein richtiger Brauer gefühlt.“

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FOTO: REMI GEFFROY Remi Geffroy nimmt eine Probe aus einer Sudpfanne.

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