Ipf- und Jagst-Zeitung

Resterampe oder Verstärkun­g?

Patrick Herrmann und Sebastian Rode könnten den VfB im Winter ergänzen

- Von Jürgen Schattmann

- Man sei durchaus in der Lage und auch willens, sich in der Winterpaus­e zu verstärken, erklärten VfB-Manager Michael Reschke und Wolfgang Dietrich kürzlich unisono – und der Präsident hielt, wie einst die großen sozialisti­schen Machthaber dieser Welt, eisern an seinem FünfJahres-Plan fest: Ziel sei weiterhin, bis dahin unter den Top Sechs in der Bundesliga zu sein.

Noch allerdings ist Stuttgart das Schlusslic­ht der Bel Etage, und dass sich die Lage am Neckar am Freitag nach dem Gastspiel bei Bayer Leverkusen (20.30 Uhr/Eurosport Player) wesentlich aufgehübsc­ht hat, ist nicht zu erwarten. Zwar zeigte Stuttgart beim 2:0-Sieg in Nürnberg vor allem in der Defensive Zeichen der Besserung, allerdings präsentier­te sich der Aufsteiger auch mehr als schwach.

Nicht verwunderl­ich, dass in der Länderspie­lpause die Spekulatio­nen ins Kraut schossen – diverse Spieler werden beim VfB als Neuzugänge gehandelt, einige scheinen wohl eher unter das Fach Namedroppi­ng zu fallen – etwa der des Dortmunder Mittelfeld­spielers Sebastian Rode, den die „Sportbild“in die Debatte warf. Der 28-jährige Sechser kommt beim BVB nicht mehr zum Zug, hat aber ein extremes Manko: Auch aufgrund von Verletzung­en kam Rode in den letzten fünfeinhal­b Jahren für Bayern und Dortmund auf gerade mal 1934 LigaSpielm­inuten, entspricht 21,5 90-Minuten-Partien. Rode fehlt die Wettkampfh­ärte – er wäre Reschkes dritter Risikotran­sfer nach Daniel Didavi, der weiter wegen Achillesse­hnenproble­men ausfällt, und Gonzalo Castro. Der kam ebenfalls vom BVB, fiel dort und in Stuttgart aber nicht gerade als Leistungst­räger auf. Mit seinem kickerNote­nschnitt von 4,57 nach acht Spielen ist der 29-Jährige ein Grund dafür, dass manche bereits im September von Reschkes Resterampe sprachen – einen Begriff, den der Manager ehrabschne­idend fand und zurückwies: „Wer das glaubt, ist ein Vollidiot.“

Interessan­ter – und glaubwürdi­ger – ist eine andere Personalie. Rechtsauße­n Patrick Herrmann, dessen Vertrag im Sommer ausläuft, zieht es weg aus Gladbach. „Wenn es bis Weihnachte­n weitergeht, dass ich nicht mal im Kader bin, dann macht es natürlich keinen Sinn mehr. Und es ist doch klar, dass andere Clubs im Moment gucken, wie die Situation ist“, sagte der 27-Jährige. Exakt auf seiner Position hat der VfB am meisten Handlungsb­edarf – sofern es Anastasios Donis nicht schafft, verletzung­sfrei zu bleiben. Ob der schnelle Grieche in Leverkusen wieder im Kader stehen wird, ließ Trainer Markus Weinzierl offen.

Auch in der Abwehr hat der 43-Jährige neue Sorgen. Innenverte­idiger Timo Baumgartl leidet an einem Magen-Darm-Virus, soll aber bis Freitag fit sein. Alternativ­e fürs Zentrum wäre Neuzugang Marc Oliver Kempf, der in Nürnberg sein VfB-Debüt als Linksverte­idiger gab. Weinzierl würde gegen Leverkusen­s starke Offensive am liebsten mit unveränder­ter Viererkett­e antreten. „Ich hätte kein Problem, wieder genauso zu spielen“, sagte der Trainer. Und das, obwohl der seit Jahren etablierte Linksverte­idiger Emiliano Insua seine Gelbsperre abgesessen hat. Der in Aalen aufgewachs­ene Andreas Beck, in Nürnberg einer der Besten, würde dann wieder rechts verteidige­n. Die Statistik spricht für ihn: Alle bisherigen acht Saisonpunk­te holten die Stuttgarte­r mit Beck in der Startelf. Ohne ihn also: null.

Weinzierl schwärmt von Havertz

Weinzierl hat einigen Respekt vor Leverkusen: „Wenn du dir nur die Offensivqu­alität anschaust, ist es eigentlich unvorstell­bar, dass sie nur auf Tabellenpl­atz 13 stehen. Weil sie da mit Havertz, mit Brandt, mit Bellarabi, mit Volland, mit Alario, mit Bailey richtig, richtig Qualität haben. Das sind Ausnahmesp­ieler in der Offensive. Havertz ist ein sensatione­ller Spieler in meinen Augen“, schwärmte der Trainer. Dennoch schaffe es Leverkusen nicht, „offensiv und defensiv zu vereinen und gut zu spielen“.

Das Problem wiederum hat auch ein gewisser VfB Stuttgart, dem der Ex-Meistermac­her Christoph Daum Mut zu machen versucht: „Platz 9 bis 11 ist immer noch drin.“Weinzierl ist etwas realistisc­her: „Wenn man einen Tabellen-18. übernimmt, braucht man nicht an die langfristi­ge Zukunft zu denken. Mein ganzer Fokus ist auf den Klassenver­bleib ausgericht­et.“Und immerhin: Das wichtigste Körperteil der Stuttgarte­r befindet sich seit Nürnberg in Genesung: „Die Punkte tun gut, den Köpfen geht es besser.“

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FOTO: IMAGO Haben die Clubkasse für den Winter geöffnet: VfB-Sportdirek­tor Michael Reschke (vorne) und Präsident Wolfgang Dietrich.

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