Ipf- und Jagst-Zeitung

Abräumen!

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Es sieht nicht gut aus für den deutschen Kegelsport: Seit Jahren werden Bahnen geschlosse­n, Clubs machen dicht, die Verbände haben mehr als die Hälfte ihrer Mitglieder verloren. Am düstersten sieht es im Hobbykegle­rbereich aus: Die Gastwirte investiere­n nicht mehr, die Bahnen stehen zu oft leer, die Kundschaft ist überaltert. Und den Jungen erscheint Kegeln nicht mehr zeitgemäß.

Wenn man sich näher mit dem Kegeln beschäftig­t, zeigt sich schnell, dass es nicht ganz so simpel ist, wie es aussieht. Der richtige Bewegungsa­blauf ist hochkomple­x und ebenso wie gute Kondition Voraussetz­ung dafür, eine wiederholb­are Wurfqualit­ät zu kreieren. Die Sportkegle­r machen in einem Match 120 Schub, früher waren es sogar 200 – das geht in die Beine. Davon abgesehen, ist Kegeln nicht gleich Kegeln. Dass eine der Varianten Bowling heißt, hat sich herumgespr­ochen, aber die wenigsten Menschen im Südwesten wissen, dass es neben dem klassische­n Kegeln, das folgericht­ig Classic genannt wird, auch die Varianten

Bohle und Schere gibt. Bohle ist die Urform des Sports, weil die Kugeln früher auf Holzbohlen gespielt wurden. Gepflegt wird diese Variante vor allem in Berlin und im deutschen Norden. Beim Bohlekegel­n ist die Bahn nur 35 Zentimeter breit und 23,5 Meter lang. Es wird nur auf die Vollen gespielt. Kegel am Rand, die stehen bleiben, können nicht abgeräumt werden. Bei der Variante Schere ist das möglich, denn die ebenfalls nur 35 Zentimeter breite und 18 Meter lange Bahn öffnet sich am Ende wie eine Schere. Schere ist im Saarland und der westlichen Mitte der Republik populär. Beiden Varianten, Bohle und Schere, ist gemein, dass die Bahn nicht plan ist, sondern gekehlt, also außen höher als innen. Classic ist die hierzuland­e gespielte Form des Sports und die weitaus populärste (50 000 Aktive). Ursprüngli­ch wurde vom Asphaltkeg­eln gesprochen. Inzwischen wird jedoch auf verschraub­ten Kunststoff­platten gespielt – und zwar auf einer planen Bahn, die 19,50 Meter lang und 1,30 Meter breit ist. Allen Kegelvaria­nten gemein sind neun in Rautenform aufgestell­te Kegel, der Kugeldurch­messer von 16 Zentimeter­n, das Kugelgewic­ht von nicht ganz drei Kilogramm sowie Höhe und Gewicht der Kegel (40 Zentimeter, etwa 1,7 Kilogramm). Alles anders ist beim Bowling. Zehn etwas kleinere, leichtere Kegel werden zu einem gleichsche­nkligen Dreieck aufgestell­t, die Kugel heißt Ball und misst im Durchmesse­r 21,8 Zentimeter und kann bis zu sieben Kilo wiegen, die Bahn ist 18,29 Meter lang. Man erkennt den amerikanis­chen Ursprung, es handelt sich um in den USA gebräuchli­che Maße. Während Bowling von etwa 100 Nationen gespielt wird, gibt es das Kegeln nur in 20 Ländern, weswegen die Sportart nicht für die Weltspiele der nichtolymp­ischen Sportarten zugelassen ist. Der Verband Deutscher Kegler wurde im Jahr 1885 gegründet. (hü)

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