Künstler sollten ihren Nachlass zu Lebzeiten ordnen
„Ver- oder Entsorgen – Der Künstlernachlass als Problem“– Diskussion im Atelier Knoedler
- Künstler sollten ihren Nachlass noch zu ihren Lebzeiten regeln. Das ist Tenor einer Podiumsdiskussion im Atelier Knoedler auf dem Ellwanger Schloss gewesen. Denn Familie beziehungsweise Erben seien mit dieser Aufgabe heillos überfordert und Städte und Gemeinden hätten keine Kapazitäten, um die Werke zu lagern oder zugänglich zu machen.
„Ver- oder Entsorgen – Der Künstlernachlass als Problem“war die Podiumsdiskussion betitelt. Angestoßen hatte die Veranstaltung der Ellwanger Galerist Bernhard Maier, der sich mit dem Nachlass von Helmut Esdar beschäftigt und dessen Kunst, rund 400 Werke, ins rechte Licht stellen möchte. Bis zum 2. Dezember ist deshalb im Palais Adelmann eine Ausstellung von Esdar zu sehen.
Der Ellwanger Kulturamtsleiter Anselm Grupp ging auf die 2006 ins Leben gerufene Karl-Heinz-Knoedler-Stiftung mit rund 3000 Arbeiten ein. Knoedler starb 2000 in Ellwangen, seine Frau Anni 2006. Aufgabe der Stiftung sei es, das Andenken an den Künstler hochzuhalten, in die Öffentlichkeit zu bringen und Nachwuchskünstler zu fördern. „So langsam ist die Generation weg, die KarlHeinz Knoedler gekannt hat“, sagte Grupp. Es bleibe deshalb eine Herausforderung, die Stiftung erfolgreich zu führen.
Digitales Werkverzeichnis und Auswahl der Kernwerke
Ein digitales Werkverzeichnis für Künstler hält Clemens Ottnad, Geschäftsführer des Künstlerbunds Baden-Württemberg, für unbedingt notwendig. Darin sollte stehen, was in welcher Zeit hergestellt worden ist. Das sei aber in der Regel für die Nachkommen nicht machbar. Deshalb sollte der Künstler schon zu seinen Lebzeiten zusammen mit einem Kunsthistoriker und einem Galeristen Vorbereitungen und eine Auswahl von Kernwerken treffen, um sein Andenken und erhaltenswerte Werke zu sichern. Ohne Kriterienkatalog werde dies nicht zu schaffen sein. Ottnad forderte ein digitales Nachlassarchiv. Es gehe aber auch um die Aufbewahrung der Werke. Eine zentrale Stelle werde es dafür weder im Land noch bundesweit geben. Wenn man alles aufbewahre, entstünden Lawinen von Arbeiten.
Eine Kommune könne nicht der Adressat für einen Nachlass sein, meinte Grupp. Allerdings sollte jede Kommune eine repräsentative Auswahl von Werken ihrer Künstler und ihre Biografie besitzen. Inventarisieren, konservieren und restaurieren könne sie nicht. Dabei sprach Grupp das Platzproblem an. So habe die Stadt die Übernahme des Nachlasses der Ellwangerin Elisabeth Schachinger, gestorben 1998, mit etwa 1000 Arbeiten abgelehnt. Werke der Malerin und Illustratorin kamen dann ins Märchenmuseum Kassel.
Kulturjournalist Wolfgang Nußbaumer nannte als positives Beispiel den Nachlass des Künstlerehepaars Georg Sternbacher und Ute Sternbacher-Bohe aus Aalen. Ihre Nachfahren hätten es geschafft, dass das Museum in Wemding einen großen Teil ihrer Arbeiten übernommen hat. Von Knoedler und Esdar gebe es auch Kunst im öffentlichen Raum. Nußbaumer brachte auch den Nachlass des 2002 verstorbenen Dietward Schwäble ins Spiel: „Er war ein ganz hervorragender Chronist, vor allem der städtebaulichen Entwicklung Ellwangens.“
Manfred Saller wies auf die schwierige Aufgabe hin, jetzt Werke auszuwählen, ohne zu wissen, wie lange man lebe. Da überfordere man den Künstler, meinte Nußbaumer. Saller schlug vor, in der Region ein kleines Netzwerk aufzubauen, mit Mitgliedern aus dem Kunstverein.