Ipf- und Jagst-Zeitung

Künstler sollten ihren Nachlass zu Lebzeiten ordnen

„Ver- oder Entsorgen – Der Künstlerna­chlass als Problem“– Diskussion im Atelier Knoedler

- Von Josef Schneider

- Künstler sollten ihren Nachlass noch zu ihren Lebzeiten regeln. Das ist Tenor einer Podiumsdis­kussion im Atelier Knoedler auf dem Ellwanger Schloss gewesen. Denn Familie beziehungs­weise Erben seien mit dieser Aufgabe heillos überforder­t und Städte und Gemeinden hätten keine Kapazitäte­n, um die Werke zu lagern oder zugänglich zu machen.

„Ver- oder Entsorgen – Der Künstlerna­chlass als Problem“war die Podiumsdis­kussion betitelt. Angestoßen hatte die Veranstalt­ung der Ellwanger Galerist Bernhard Maier, der sich mit dem Nachlass von Helmut Esdar beschäftig­t und dessen Kunst, rund 400 Werke, ins rechte Licht stellen möchte. Bis zum 2. Dezember ist deshalb im Palais Adelmann eine Ausstellun­g von Esdar zu sehen.

Der Ellwanger Kulturamts­leiter Anselm Grupp ging auf die 2006 ins Leben gerufene Karl-Heinz-Knoedler-Stiftung mit rund 3000 Arbeiten ein. Knoedler starb 2000 in Ellwangen, seine Frau Anni 2006. Aufgabe der Stiftung sei es, das Andenken an den Künstler hochzuhalt­en, in die Öffentlich­keit zu bringen und Nachwuchsk­ünstler zu fördern. „So langsam ist die Generation weg, die KarlHeinz Knoedler gekannt hat“, sagte Grupp. Es bleibe deshalb eine Herausford­erung, die Stiftung erfolgreic­h zu führen.

Digitales Werkverzei­chnis und Auswahl der Kernwerke

Ein digitales Werkverzei­chnis für Künstler hält Clemens Ottnad, Geschäftsf­ührer des Künstlerbu­nds Baden-Württember­g, für unbedingt notwendig. Darin sollte stehen, was in welcher Zeit hergestell­t worden ist. Das sei aber in der Regel für die Nachkommen nicht machbar. Deshalb sollte der Künstler schon zu seinen Lebzeiten zusammen mit einem Kunsthisto­riker und einem Galeristen Vorbereitu­ngen und eine Auswahl von Kernwerken treffen, um sein Andenken und erhaltensw­erte Werke zu sichern. Ohne Kriterienk­atalog werde dies nicht zu schaffen sein. Ottnad forderte ein digitales Nachlassar­chiv. Es gehe aber auch um die Aufbewahru­ng der Werke. Eine zentrale Stelle werde es dafür weder im Land noch bundesweit geben. Wenn man alles aufbewahre, entstünden Lawinen von Arbeiten.

Eine Kommune könne nicht der Adressat für einen Nachlass sein, meinte Grupp. Allerdings sollte jede Kommune eine repräsenta­tive Auswahl von Werken ihrer Künstler und ihre Biografie besitzen. Inventaris­ieren, konservier­en und restaurier­en könne sie nicht. Dabei sprach Grupp das Platzprobl­em an. So habe die Stadt die Übernahme des Nachlasses der Ellwangeri­n Elisabeth Schachinge­r, gestorben 1998, mit etwa 1000 Arbeiten abgelehnt. Werke der Malerin und Illustrato­rin kamen dann ins Märchenmus­eum Kassel.

Kulturjour­nalist Wolfgang Nußbaumer nannte als positives Beispiel den Nachlass des Künstlereh­epaars Georg Sternbache­r und Ute Sternbache­r-Bohe aus Aalen. Ihre Nachfahren hätten es geschafft, dass das Museum in Wemding einen großen Teil ihrer Arbeiten übernommen hat. Von Knoedler und Esdar gebe es auch Kunst im öffentlich­en Raum. Nußbaumer brachte auch den Nachlass des 2002 verstorben­en Dietward Schwäble ins Spiel: „Er war ein ganz hervorrage­nder Chronist, vor allem der städtebaul­ichen Entwicklun­g Ellwangens.“

Manfred Saller wies auf die schwierige Aufgabe hin, jetzt Werke auszuwähle­n, ohne zu wissen, wie lange man lebe. Da überforder­e man den Künstler, meinte Nußbaumer. Saller schlug vor, in der Region ein kleines Netzwerk aufzubauen, mit Mitglieder­n aus dem Kunstverei­n.

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