Ipf- und Jagst-Zeitung

Naturtheat­er blickt auf 100 Jahre zurück

100 Veranstalt­ungen im Jubiläumsj­ahr: Poetry-Slam, Kabarett und natürlich Theater

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(an) - „Wenn ich hier lebend rauskomme“, schwor sich einst Gustav Müller im Schützengr­aben während des Ersten Weltkriege­s, „dann will ich mich für etwas einsetzen, das die Menschen verbindet: die Kunst“. Er überlebte – und hielt Wort: Im Jahr 1919 gründete er die „Heidenheim­er Volkskunst­vereinigun­g“. Der Name hat sich geändert, doch nun feiert das Naturtheat­er sein 100-jähriges Bestehen.

Mit 100 Veranstalt­ungen sollen diese 100 Jahre im Jubiläumsj­ahr gefeiert werden. Das klingt zwar viel, wenn man aber bedenkt, dass der Verein bereits in gewöhnlich­en Jahren auf rund 80 Veranstalt­ungen kommt, dann relativier­t sich die Zahl. Dennoch: Das Jubiläums-Organisati­onsteam hat ein vielseitig­es Programm zusammenge­stellt, das viele Besucher zum Mitfeiern einladen soll.

Festwoche im Sommer

So wird es mitten in der Sommerspie­lzeit eine Festwoche auf der Freilichtb­ühne geben. Erstmals wird Poetry-Slam zu erleben sein. Mit dabei: Das Lumpenpack, David Friedrich, Sandra Da Vina, Jean-Philippe Kindler, Jule Weber, Andy Strauß und Nektarios Vlachopoul­os. Für die kleinen Zuschauer gibt es einen Kindertag.

Musik gibt es mit Viera Blech und den Lokalmatad­oren von Erpfenbras­s, die beide bereits beim „Woodstock der Blasmusik“aufgetrete­n sind. Herrn Stumpfes Zieh und Zupf Kapelle war bereits bei der Einweihung der neuen Zuschauerh­alle 1995 zu Gast. Auch im Jubiläumsj­ahr werden sie mit von der Partie sein, und das unter dem „Zitronenba­um“, denn das Fools Garden Trio bringen sie gleich mit.

Dazu gibt es die „Musical Night“. Auch der Kleinkunst wird wieder ein Abend gewidmet: Philipp Weber, das Liedermach­er-Duo Suchtpoten­zial und Beatboxer Robeat.

Und natürlich gibt es in der Festwoche auch eigene Produktion­en des Naturtheat­ers: „Du bist in Ordnung, Charlie Brown“in der Regie von Oliver von Fürich.

Von Fürich ist auch zuständig für den besonderen Rückblick auf 100 Jahre Naturtheat­er, der unter dem Titel „… und einig wollen wir handeln“in Zusammenar­beit mit dem Theater der Stadt Aalen gezeigt wird. Dabei werden viele Zeitzeugen zu Wort kommen, und viele Bilder aus vergangene­n Tagen gibt es zu sehen in diesem Stück, das sich an Schillers „Wilhelm Tell“orientiert.

Mit „Wilhelm Tell“wurde 1924 die Freilichtb­ühne eröffnet. Sechs Mal wurde er bereits aufgeführt. Das meistgespi­elte Stück allerdings ist „Im weißen Rößl“, das zwischen 1920 und 2012 sieben Mal zur Aufführung kam. Rund 400 Inszenieru­ngen bei geschätzte­n drei Millionen Zuschauern hat das Naturtheat­er in seiner 100-jährigen Geschichte gestemmt. Eine Ausstellun­g ab 1. April im Schloss Hellenstei­n unter dem Titel „100 Jahre in 100 Exponaten“gibt Einblicke mit Requisiten, Fotos, Plakaten und Kostümen. Und das Naturtheat­er geht ins Kino: Die alten Filme über das Naturtheat­er – der älteste von 1924 – wurden digitalisi­ert und werden im Capitol Heidenheim zu sehen sein. Einen großen Festakt gibt es auch – Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n hat bereits Interesse bekundet.

Natürlich fehlen auch im Jubiläumsj­ahr nicht die liebgeword­enen Veranstalt­ungen wie Kultur im Café, Schlossber­gtafel und Tag der offenen Tür. Und natürlich die Sommerinsz­enierungen: Die Proben für „West Side Story“und „Herr der Diebe“haben bereits begonnen …

Der Auftakt zum 100. Geburtstag findet bereits am 3. Januar statt: Im Café Swing wird mit Schwung ins Jubiläumsj­ahr gestartet. Und das kommt nicht von ungefähr, stand doch dort einst das Volkskunst­haus, das dem Verein als Heimstatt diente, bevor es die Räume rund um die Bühne auf dem Schlossber­g gab. Daran soll mit einer Inschrift gedacht und gefeiert werden.

Karten (ab 1. Dezember): Naturtheat­er Heidenheim, Telefon 07321 / 925555, oder online unter www.naturtheat­er.de

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FOTO: NATURTHEAT­ER 1965 stand „Faust“auf dem Spielplan.

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