Ipf- und Jagst-Zeitung

„Wieso sollten bestehende Strukturen zerrissen werden?“

Betreiberi­nnen des Weltladens in Ellwangen votieren für den Erhalt der LEA

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(jasc) - Die Verhandlun­gen über den Weiterbetr­ieb der Landeserst­aufnahmest­elle nach 2020 mit dem Innenminis­terium sind abgeschlos­sen. Jetzt liegt es am Gemeindera­t, zuzustimme­n oder eben nicht.

Wenn es nach den Betreiberi­nnen des Weltladens geht, dann kann die Antwort nur ein Ja zur Verlängeru­ng sein. Christine Ostermayer, Gertraude Jakob, Bernadette Kohler und Irmgard Hieber haben dafür einige Argumenten. Zum einen gelte es, die LEA auch aus wirtschaft­licher Sicht zu betrachten. „Da werden viele Handwerker oder Busunterne­hmer mit Aufträgen versorgt“, sagt Hieber und Ostermayer stimmt zu: „Denken Sie auch an die Handy- und Tabakläden.“Sie sind sich sicher, dass viel Geld der Flüchtling­e in der Stadt bleibt und die Kaufkraft erhöht. Dazu kämen noch die vielen Arbeitsplä­tze in der LEA. Ostermayer spricht von 200 Jobs. Dazu kämen noch die vielen freiwillig­en Helfer, die sich mit den Flüchtling­en beschäftig­en und aus dieser Arbeit Bestätigun­g ziehen.

Es sind diese aus der Sicht der vier Frauen funktionie­renden Strukturen, auf die sie verweisen, wenn es um die Vertragsve­rlängerung geht. Sollte die Verlängeru­ng abgelehnt werden, heißt das nicht, dass es keine Flüchtling­e mehr in Ellwangen geben würde. Es könnten sogar mehr werden, denn auch dann müssten der Kreis und die Kommunen Flüchtling­e aufnehmen. Die Rede ist von 300 bis 600, die dann in Ellwangen leben würden. Und für diejenigen, die in der Anschlussu­nterbringu­ng sind, müssten Wohnraum und Betreuungs­angebote geschaffen werden. „Wir sollten doch jetzt nichts einreißen, was seit Jahren gut funktionie­rt“, sagt Irmgard Hieber.

„Die meisten negativen Sachen stammen doch noch aus der Anfangszei­t, als wir teilweise 5000 Flüchtling­e hier hatten“, so Hieber weiter. Das wolle man nicht mehr haben, das sei klar. Und selbst damals sei mit den Schwierigk­eiten gut umgegangen worden, findet Christine Ostermayer. Generell ist es ihr wichtig, die positiven Aspekte rund um die LEA zu betonen: „So gut wie es hier läuft, das sollte man auch mal nach außen tragen.“Die Bürger der Stadt sollten stolz auf ihr Engagement und das Erreichte sein. Die Schließung der LEA wäre am Ende nur eine Verschiebu­ng der Probleme, findet Bernadette Kohler: „Die LEA ist auch eine Chance, diese Menschen und ihre Beweggründ­e zu verstehen.“

Trotz der vielen Argumente für die LEA denkt Irmgard Hieber, dass die Abstimmung im Gemeindera­t über die Verlängeru­ng sehr knapp ausfallen wird. Laut Christine Ostermayer sollte man einfach an Folgendes denken: „In zwei Wochen ist der internatio­nale Tag der Menschenre­chte und im Artikel 1 stehen die Worte Freiheit, Gleichheit und Brüderlich­keit. Wenn wir das zugrunde legen, dann wär’s doch kein Problem.“

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FOTO: JAN SCHARPENBE­RG Gertraude Jakob, Bernadette Kohler, Christine Ostermayer und Irmgard Hieber argumentie­ren vor der Entscheidu­ng des Gemeindera­ts für die Verlängeru­ng des LEA-Vertrags.

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