Wenn Bob Marley zur Kamantsche Khoomei singt
Tagtäglich erreichen uns derzeit spannende Nachrichten aus Port Louis, der wunderschönen Hauptstadt des Inselstaats Mauritius. Dort tagt noch bis Samstag ein gewohnt vielköpfiger Ausschuss der weltgrößten Kulturorganisation Unesco und legt fest, welche Phänomene sich künftig „immaterielles Kulturerbe der Menschheit“nennen dürfen. Vorgestern war es der in der Slowakei oder angeblich auch in der Lausitz sehr beliebte Blaudruck. Gestern gab es, Entschuldigung für den allzu platten Witz, breite Zustimmung in Sachen Reggae. Die Delegierten tanzten nach ihrer Entscheidung angeblich gemeinsam zu „One Love“von Bob Marley.
Nun weiß ein jeder, dass Reggae eine eher wenig variantenreiche Form der Populärmusik ist. Charakteristisch sei für den auf Jamaika entstandenen Stil – hier zitieren wir das beliebte Onlinekompendium Wikipedia – „die Offbeat-Phrasierung, bei der entweder die Gitarre oder das Keyboard, hin und wieder auch die Bläser, auf die in den meisten anderen Musikrichtungen unbetonte zweite und vierte Taktzeit spielen“. Oder auf Deutsch: Klingt immer gleich. Oder auf Schwäbisch: Kennsch oi Lied, kennsch alle.
Was heute und morgen noch zum immateriellen Kulturerbe der Menschheit erklärt wird, ist offen. Das Spielen der aserbaidschanischen Kamantsche? Der mongolische Khoomei-Kehlkopfgesang? Die Pinisi-Schiffsbaukunst im Süden Sulawesis? Sicher nicht. All dies steht längst auf der Unesco-Liste. Wie wäre es also mit der Kehrwoche? Oder Binokel? Oder Spätzle mit Soß? Mist, leider nicht immateriell. (jos) untermstrich@schwaebische.de