Apples Abzocke
Kritik an teuren neuen iPhones – Aktienkurs auf Talfahrt– Weihnachtsgeschäft kritisch
- Der Elektro-Gigant Apple wird derzeit von zahlreichen schlechten Nachrichten heimgesucht. Seit Oktober hat die Aktie des Unternehmens rund ein Viertel ihres Wertes verloren. Einer der Gründe ist die Preisstrategie des Unternehmens: Die iPhones wirken zu teuer, ohne sich von früheren Modellen merklich zu unterscheiden. Gerade im wichtigsten Markt, China, wenden die Kunden sich einheimischen Marken zu. Und jetzt droht Donald Trump auch noch mit Zöllen von zehn Prozent auf Handys aus China. Dort lässt Apple die Geräte produzieren. Damit könnten die Smartphones im Heimatmarkt des Unternehmens noch teurer werden.
Experten sehen all das als gute Gründe, um die Zukunft von Apple erst einmal skeptisch zu bewerten. Die Nachfrageschwäche mache eine Herabstufung des Unternehmens nötig, sagt Analyst Amit Daryanani von der Investmentbank RBC Capital Markets. Daryanani erwartet also, dass der Aktienkurs des Unternehmens weiter sinkt. Damit verfällt auch der Gesamtwert des Unternehmens. Nachdem es im Sommer zeitweilig fast 1100 Milliarden Dollar wert war, sind es derzeit nur 825 Milliarden.
Unternehmensbeobachter achten nun auf alle Anzeichen für den Verlauf des Weihnachtsgeschäfts. Erste Signale kommen bereits aus Fernost, wo die wichtigste Shopping-Saison bereits vorüber ist. Bei Chinas Einkaufsfeiertag am 11.11. habe sich das iPhone XR gut verkauft, berichtet Analyst Jun Zhang von der Wertpapierfirma Rosenblatt Securities der Webseite AppleInsider.com. Das Problem: Während das preiswertere XR gut läuft, hapert es beim teureren Modell XS. Beide Handys sind erst seit wenigen Wochen auf dem Markt.
Apple senke zugleich in Japan bereits den Preis für das XR, weil der Absatz so schleppend angelaufen sei, berichten örtliche Medien. Zumindest über die Mobilfunker gebe es das Gerät bereits mit deutlichem Rabatt. Auf dem Weltmarkt rechnen die Beteiligten offenbar nicht mit einer raschen Erholung des Absatzes. Das taiwanische Unternehmen Foxconn, der wichtigste Hersteller des iPhones, kürzt derzeit die Sparte zusammen, die die edlen Geräte zusammenbaut.
Da liegt die Vermutung nahe, dass Apple seine ganze Handy-Palette einfach zu teuer anbietet. Das iPhone XR kostet in der Basisversion in Deutschland rund 800 Euro, während das Flaggschiff der Produktpalette, das XS, bei Apple mindestens 1150 Euro kostet. Das etwas größere iPhone XS Max gibt es zwischen 1250 und 1650 Euro. Das sind stolze Werte, die früher für ein Mobiltelefon undenkbar gewesen wären. Inflationsbereinigt kostete das erste iPhone im Jahr 2007 rund 600 Dollar. Das galt damals schon als luxuriös. Heute verlangt Apple glatt das Doppelte.
Die Strategie, sich konsequent als Premiumanbieter einzuordnen, könnte gleichwohl aufgehen. „Die Kunden des Unternehmens kaufen die iPhones zu jedem Preis“, beobachtet Analystin Annette Zimmermann von der IT-Forschungsfirma Gartner. Die Verkäufe wirken zudem wesentlich stabiler als im Jahresverlauf erwartet. „Wir sehen keinen Trend zur Abwanderung ins Android-Lager“, so Zimmermann. Apple habe eine Schicht aus besonders zahlungsfähigen Elektronikkäufern an sich gebunden.
Dreifacher Preis
Tatsächlich verdient Apple an jedem der hochpreisigen Geräte prächtig. Experten der Webseite TechInsights.com haben die Kosten für alle Einzelteile des neuen iPhone addiert. Für das besonders teure XS Max kommen sie auf 453 Dollar. Apple verkauft es also grob gerechnet zum dreifachen Preis. Fragt sich, ob die Kunden die neuen Eigenschaften wirklich zu schätzen wissen. Apple wirbt mit der hervorragenden Gesichtserkennung, die auch zum Entsperren dient. Doch viele Nutzer waren mit den Fingerabdrucksensoren der Vorgängermodelle völlig zufrieden. Einige finden es sogar unheimlich, wenn ihr Telefon sich laufend nach Gesichtern umsieht und diese sogar besser zuordnen kann als ein Mensch.
In China, aber auch auf anderen Märkten, scheinen weniger neue Kunden einzusehen, warum sie zu der US-Marke greifen sollen, wenn einheimische Anbieter gleichwertige Angebote machen. Besonders Huawei mache Apple zu schaffen, sagt Analyst Zhang. Die Oberklassemodelle des Herstellers wie das Mate 20 kommen ebenfalls edel daher, kosten jedoch die Hälfte – jedenfalls aber deutlich unter 1000 Euro.