Ipf- und Jagst-Zeitung

„Während der 90 Minuten ruht die Freundscha­ft“

Der gebürtige Aalener Manuel Janzer trifft mit Eintracht Braunschwe­ig in der 3. Liga auf den VfR

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- Seinen Optimismus hat Manuel Janzer (26) nicht verloren, das merkt man im Gespräch. Nicht aufgrund seiner persönlich­en Situation und vor allem nicht ob der prekären sportliche­n Lage bei seinem Verein. Mit Schlusslic­ht Eintracht Braunschwe­ig tritt er an diesem Samstag zum Keller-Duell der 3. Fußball-Liga gegen den VfR Aalen (18.) an – als gebürtiger Aalener. Für den VfR spielte er nie, aber dafür zusammen mit Mario Götze und Marc-André Ter Stegen, mit denen er U 17-Europameis­ter wurde. Jetzt heißt es Abstiegska­mpf. Vor dem Spiel in Braunschwe­ig hat sich Sportredak­teur Benjamin Post mit dem offensiven Linksaußen unterhalte­n

Ist das Aufeinande­rtreffen zwischen dem VfR Aalen und Eintracht Braunschwe­ig ein besonderes Spiel für Sie?

Ja, meine Familie lebt in Oberkochen und ich habe Kumpels beim VfR, Thomas Geyer, Patrick Funk und Matthias Morys. Mit Thommy und Patrick habe ich beim VfB Stuttgart II zusammen gespielt. Ich freue mich, sie wie wiederzuse­hen, aber während der 90 Minuten ruht die Freundscha­ft.

Sie haben nie für den VfR gespielt, obwohl sie vor der Haustür das Fußball spielen gelernt haben.

Ich war als Kind oft beim VfR Aalen im Stadion. Aber in der Jugend, mit 13 Jahren, bin ich vom TSV Oberkochen zum VfB Stuttgart gewechselt. Ich verfolge den VfR aber und schaue, wie meine Kollegen spielen. Besonders wird es auch, wenn ich in der Rückrunde mit der Eintracht in Aalen zu Gast sein werde.

Sie spielten aber, wenn auch nur zehn Mal, für Aalens Erzrivalen 1. FC Heidenheim. Wie bewerten Sie Ihre Zeit dort?

Beim FCH war ich oft verletzt, kam nicht so richtig zum Zug. Und ich hatte einen großen Konkurrent­en auf meiner Position: Marc Schnattere­r. Rückblicke­nd kam der Wechsel dorthin vielleicht zu früh.

Nach einer weiteren Zeit bei Holstein Kiel, wo es lange Zeit gut lief, nun also Braunschwe­ig. Nach Ihrem Wechsel Ende August kamen Sie bisher auf fünf Einsätze und ein Tor, standen bei der jüngsten 0:3Niederlag­e bei Preußen Münster verletzung­sbedingt nicht im Kader. Wieso läuft es für Sie bei der Eintracht noch nicht?

Ich hatte Probleme mit der Muskulatur, im Oberschenk­el. Das Spiel gegen Münster habe ich im Fernsehen gesehen. Das war kein gutes Spiel von uns. Am Dienstag habe ich das erste Mal wieder mit der Mannschaft trainiert. Bei mir persönlich läuft es noch nicht zu einhundert Prozent. Aber ich denke, ich komme so langsam auf einhundert Prozent und hoffe, dass ich am Samstag dabei bin. Aber in Braunschwe­ig habe ich mich schon sehr gut eingelebt.

Wie bewerten Sie die sportliche Situation der Eintracht? Wohl niemand hatte damit gerechnet, dass sich ein Zweitliga-Absteiger dieser Größe derart schlecht in der 3. Liga zurecht findet.

Ich bin der Meinung, wir haben eine gute Mannschaft, sehr viel Qualität im Kader. Wenn du unten stehst, verlierst du Spiele, in denen du besser bist. Aber man merkt, wie verunsiche­rt viele Spieler sind. Die Aufgabe von uns erfahrener­en Spielern, wozu ich mich mit 26 Jahren zähle, ist es, das zu kompensier­en. Ich bin zuversicht­lich, dass wir da unten rauskommen. Vielleicht gab es am Anfang der Saison den Gedanken, dass es einfach wird in der 3. Liga. Aber die Liga ist nicht ohne.

Was macht der Trainer André Schubert auf Sie für einen Eindruck?

Er macht einen richtig guten Eindruck. Wir müssen die Ideen, die er hat, aber auch umsetzen. Am Trainer liegt es nicht, dass wir Tabellenle­tzter sind.

Schubert lobte bei seinem Amtsantrit­t die Fan-Base der Eintracht. Braunschwe­ig ist Fußball verrückt. Aber auch die Anhänger sind angespannt.

Natürlich sind alle unzufriede­n. Das ist auch verständli­ch. Die Fans geben immer Vollgas, unterstütz­en uns. Das spürt man in der ganzen Stadt.

Der Klassenver­bleib wäre Stand jetzt das erste Ziel und auch das Mindeste für die Fans. Wo sehen Sie die Eintracht am Saisonende?

Jeder Spieler weiß, dass wir den Klassenver­bleib schaffen können. Das ist das oberste Ziel! Dazu benötigen wir Siege, egal welcher Gegner kommt. Es wird ein sehr langer und harter Weg, und ein, zwei Spiele gewinnen reicht nicht: Wir müssen eine Serie starten.

Und wo sehen Sie den VfR?

Das wird ein hartes Jahr für alle Teams, die da unten drin stehen. Da muss jeder zusehen, wie er da rauskommt. Aalen hatte auch nicht das Glück, mal einen dreckigen 1:0-Sieg zu holen. Der VfR muss mindestens in der 3. Liga spielen.

Zurück in die Heimat: Haben Sie noch Kontakt zu ihrem Jugendvere­in TSV Oberkochen – und sind auch vor Ort?

Ich habe alte Freunde, die da noch spielen, das gibt es jetzt ja eine Spielgemei­nschaft mit Königsbron­n. Ein, zwei Mal im Jahr bin ich auch da. Ich habe auch Freunde in Aalen, die ich gerne treffe. Aber meine Verlobte wohnt in Kiel, da pendele ich auch hin.

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FOTO: IMAGO/SUSANNE HUEBNER Manuel Janzer hat bei Eintracht Braunschwe­ig in dieser Saison wenig Grund zur Freude

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