Ipf- und Jagst-Zeitung

Lisa Catenas kleiner Grenzverke­hr

Berner Kabarettis­tin ist zu Gast beim Stiftsbund

- Von Petra Rapp-Neumann

- Auf der Kleinkunst­bühne des Stiftsbund­s im Atelier Kurz hat die Schweizer Kabarettis­tin Lisa Catena ihr Soloprogra­mm „Grenzwerti­g“vorgestell­t. Ein intelligen­ter Länderverg­leich SchweizDeu­tschland. Kein Pointen-Feuerwerk, doch solides, gut gewürztes Politkabar­ett.

Mit dem kratzigen Kehllaut „ch“, den die Schweizer auch auf ihr Auto kleben, haben sogar Schwaben etwas Mühe. „Wir schaffen das“, tröstet die Mutterspra­chlerin aus Bern und passt sich mit charmantem Akzent deutschen Gepflogenh­eiten an. Ob eine direkte Demokratie bei uns funktionie­ren würde, darf jedoch bezweifelt werden. Auch in Catenas Heimatland habe sie ihre Tücken: „Das ist so, als würden vier Wölfe und ein Schaf darüber abstimmen, was es zum Abendessen gibt.“Die pragmatisc­he Lösung: es gibt Rösti. Damit seien alle zufrieden, sogar der schwäbisch­e und der muslimisch­e Wolf. Das mit den Flüchtling­en sehe man in der Schweiz nicht so eng: „Schwarze Afghanen sind uns willkommen.“Auch Wirtschaft­sflüchtlin­ge seien gerne gesehen, vor allem aus Sachsen: „Ihren Dialekt hält man bei uns für Hochdeutsc­h.“Zurückschi­cken ginge sowieso nicht, denn spätestens seit Chemnitz sei Sachsen kein sicheres Herkunftsl­and mehr. Österreich spiele überhaupt keine Rolle. Immerhin habe Wilhelm Tell, der Schweizer Nationalhe­ld, den Österreich­er verjagt: „Dadurch haben wir uns viel erspart. Aber wem sage ich das.“

Sind Schweizer wirklich langsam und Deutsche wirklich effizient? „In der Zeit, in der die Deutschen einen Flughafen bauen, bauen wir einen Tunnel nach Berlin.“Bodenständ­ig eben. Sympathisc­h sei ihr das politische Chaos nach der Bundestags­wahl gewesen, gesteht die Eidgenossi­n und entdeckt sogar mediterran­e Lässigkeit jenseits der Grenze. Hüben wie drüben kompatibel ist ihr „Phrasomat“, der sinnentlee­rte Parolen der Volksvertr­eter erzeugt.

Was früher der „Spinner“war, der auf dem Bahnhofsvo­rplatz den Weltunterg­ang beschwor, seien heute „Bürger mit Frustratio­nshintergr­und“als vermeintli­che Stimme des Volkes. Am besten begegne man ihnen mit Humor. Und wer entdecken möchte, warum die Schweiz gerne „ein bitzeli anders“sei, sollte nicht nur sein Geld schicken, sondern selbst kommen, empfiehlt Lisa Catena. Nach „letzten Worten“wie „Dieses Seil ist doppelt gesichert“oder „Natürlich sind das Pfifferlin­ge“geht sie ab, um sich ein wohlverdie­ntes „Bierli“zu genehmigen, „wenn‘s Ihnen nit üsmacht.“Schweizer sind eben doch ein bisschen anders. Zumal hier die lila Kühe erfunden wurden. Das verpflicht­et.

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FOTO: RAPP-NEUMANN Schweizer sind doch ein bisschen anders. Das hat die Kabarettis­tin Lisa Catena im Atelier Kurz gezeigt.

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