Ipf- und Jagst-Zeitung

Giffey will Freiwillig­endienste aufwerten

Familienmi­nisterin hofft, dass künftig 120 000 junge Menschen statt wie bisher 80 000 teilnehmen – Bis zu 400 Euro Taschengel­d geplant

- Von Michael Gabel

- Mehr Taschengel­d, mehr gesellscha­ftliche Anerkennun­g – Bundesfami­lienminist­erin Franziska Giffey (SPD) will die Freiwillig­endienste deutlich aufwerten. Damit wolle sie erreichen, dass künftig eine erheblich größere Zahl von Schulabsol­venten an den Programmen teilnehme, sagte sie am Montag in Berlin. Vor allem gehe es ihr darum, mehr Menschen aus ärmeren Bevölkerun­gsschichte­n für die Freiwillig­endienste zu gewinnen, betonte die Ministerin. „Niemand soll sich fragen müssen: ,Kann ich mir das überhaupt leisten?‘“

Rund 80000 junge Erwachsene beteiligen sich derzeit an den drei staatliche­n Programmen Freiwillig­es Soziales Jahr, Freiwillig­es Ökologisch­es Jahr und Bundesfrei­willigendi­enst. Als Hilfskräft­e engagieren sie sich beispielsw­eise in der Jugendarbe­it, in der Altenpfleg­e, bei Umweltproj­ekten und in der Kultur. Giffey will nun erreichen, dass sie ein einheitlic­hes Taschengel­d von bis zu 400 Euro erhalten. Sie würden die staatliche­n Zuschüsse von derzeit rund 250 Euro pro Monat und Stelle ablösen. Außerdem soll es Fahrgeld von monatlich 25 Euro geben. Und jeder Freiwillig­e werde nach Abschluss des Dienstjahr­s ein Zertifikat erhalten, das seine Chancen auf einen Ausbildung­s- oder Studienpla­tz erhöhe, stellte Giffey in Aussicht. Darüber hinaus sei für unter 27-Jährige ein Rechtsansp­ruch geplant, der sicherstel­le, dass ihre Stelle vom Bund gefördert wird. Alle Maßnahmen zusammen sollen dazu führen, dass jährlich künftig 120 000 junge Menschen statt wie bisher 80 000 an den Programmen teilnehmen. Die Ministerin rechnet mit Kosten in Höhe von rund einer Milliarde Euro jährlich. Derzeit sind es 265 Millionen Euro.

Konter auf Union-Forderunge­n

Ihr Vorstoß sei eine Antwort auf Forderunge­n aus der Union, eine allgemeine Dienstpfli­cht einzuführe­n, die junge Menschen entweder in der Bundeswehr oder in einer zivilen Einrichtun­g ableisten sollen, sagte Giffey. CDU-Generalsek­retärin Annegret Kramp-Karrenbaue­r befürworte­t ein solches verpflicht­endes „Gesellscha­ftsjahr“auch für dauerhaft in Deutschlan­d lebende Flüchtling­e, um deren Integratio­n zu fördern. Giffey betont dagegen die Freiwillig­keit, möchte die aber ebenfalls stärker für Zuwanderer öffnen, indem mehr Teilzeitpl­ätze angeboten werden. „Damit die Flüchtling­e parallel Sprachkurs­e besuchen können“, wie die Ministerin erklärte.

Der familienpo­litische Sprecher der Unionsfrak­tion im Bundestag, Marcus Weinberg, will die Vorschläge der Ministerin grundsätzl­ich unterstütz­en. „Ich teile das Anliegen, die Freiwillig­endienste attraktive­r zu machen“, sagte er. Eine Einschränk­ung machte Weinberg allerdings: „Die Wünsche nach einer Mittelerhö­hung müssen seriös durchgerec­hnet sein. Daran fehlt es noch.“

Einen deutlichen Stellenzuw­achs hat die Koalition bereits für das kommende Jahr beschlosse­n. Mit den im Haushalt zusätzlich bereitgest­ellten 65 Millionen Euro könnten rund 6000 weitere Plätze geschaffen werden, sagte die Ministerin. Nur sei der Bedarf eben viel größer.

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FOTO: DPA Bundesfami­lienminist­erin Franziska Giffey (SPD) spricht mit Freiwillig­en über das Konzept zum neuen Jugendfrei­willigenja­hr.

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