Katar kehrt Ölkartell den Rücken
Emirat ist bereits jetzt der größte Flüssiggasproduzent der Welt und will Produktion weiter ausbauen
- Nach 57 Jahren will Katar das Ölkartell Opec verlassen. Das Land hatte in der Ölgemeinschaft wenig zu sagen und liegt im Streit mit der Opec-Supermacht Saudi-Arabien. Zudem dürfte Katar durch den Schritt unabhängiger werden. Günstiger dürften die Verbraucherpreise durch den Schritt nicht werden.
Bereits zu Beginn des kommenden Jahres will das Land dem Ölkartell den Rücken kehren. Dieser Schritt kommt zwar überraschend, ist aus Sicht des Emirates aber nachvollziehbar. Denn Katar rangiert unter den Ölproduzenten der Opec nur an elfter Stelle, ist also im Verbund und Vergleich mit anderen Ländern ein kleiner Spieler – entsprechend gering sein Einfluss. „Katar war in meinen Augen in der Opec nicht wirklich relevant“, sagt der Rohstoffexperte der DZ-Bank, Axel Herlinghaus.
Politisch isoliert
Hinzu kommen politische Spannungen zwischen Saudi-Arabien und Katar. Denn in den vergangenen Jahren ist die politische Bedeutung des Landes in der Region gewachsen. Daher schmiedete Saudi-Arabien mit den Vereinigten Arabischen Emiraten, Bahrain und Ägypten eine strategische Allianz. Die Länder brachen die diplomatischen Beziehungen zu Katar ab. Der Streit begann vor rund zwei Jahren und schwelt bis heute. In dieser Situation versucht Katar offensichtlich kein weiteres Öl ins Feuer zu gießen. Die jüngste Entscheidung hat nach Aussagen des katarischen Energieministers nichts mit dem politischen und ökonomischen Streit mit Saudi-Arabien zu tun. Man wolle sich mit der eigenen Wirtschaft nur neu orientieren. Bei Öl sehe Katar kein großes Potenzial mehr. „Wir sind sehr realistisch“, sagte Energieminister Saad al-Kaabi. „Unser Potenzial ist Gas.“
In der Tat versucht Katar spätestens seit Beginn der Blockade, seine Wirtschaft unabhängig von den Nachbarländern zu entwickeln. Der wichtigste Pfeiler dieser stärkeren Unabhängigkeit ist die Förderung und der Export von Flüssiggas. Bis spätestens 2024 will Katar seine Gasförderung von jährlich 77 Millionen auf 110 Millionen Tonnen erhöhen. Katar ist bereits jetzt der größte Flüssiggasproduzent der Welt.
Rund ein Drittel der Gesamtmenge am Weltmarkt liefert das GolfEmirat. Das Gas stammt vom SouthPars-Feld vor der Küste Katars, das sich das Land mit dem Iran teilt. Wegen dieses größten Gasfeldes der Erde gehört Katar auch zu den reichsten Ländern auf der Welt.
Auf der anderen Seite wird Katar mit dem Opec-Austritt aber auch ein wenig unabhängiger, was den Ölverkauf des Landes angeht. Denn die Länder der Opec hatten sich mit anderen Ölförderländern im Konzert abgestimmt und die Fördermenge gedrosselt.
Das hatte dem Ölpreis, der Anfang 2016 auf einen Tiefpunkt gefallen war, seither wieder Auftrieb gegeben. Nun läuft diese Förderbremse eigentlich aus. Gut möglich aber, dass die Opec die Drosselung auf ihrem Treffen ab diesem Donnerstag verlängern wird. Katar stünde in Zukunft außerhalb der Opec; und wäre niemandem mehr Rechenschaft schuldig, wieviel Öl das Land in Zukunft exportiert.
Ölverkauf erhöhen
So hat Katar angekündigt, nicht nur seine Gasexporte auszudehnen, sondern auch seinen Ölverkauf. „In unserem Streben, die Position Katars als verlässlicher und vertrauenswürdiger Energieversorger weltweit zu stärken, mussten wir Schritte unternehmen, um die Rolle und den Beitrag Katars zur internationalen Energieszene zu überprüfen“, heißt es aus dem Energieministerium.
Katar hat die Opec bereits über den Rückzug informiert; seit 1961 gehörte das Land dem Kartell an. An dem Treffen der Organisation in dieser Woche will das Emirat noch teilnehmen. Am Wochenende hatten die beiden wichtigen Förderstaaten Russland und Saudi-Arabien ihren Pakt zur Kontrolle des Ölmarkts bekräftigt, daraufhin stiegen die Ölpreise.