Ipf- und Jagst-Zeitung

Auch Trompeten können wiehern

German Brass gastiert auf seiner Adventstou­rnee in Wangen

- Von Katharina von Glasenapp

- Adventszei­t ist Blechbläse­rzeit und German Brass, die Bläserelit­e der deutschen Orchester, wird nicht müde, glänzende Barockschl­ager und internatio­nale Weihnachts­lieder brillant verpackt in schmissige­n Arrangemen­ts darzubiete­n. Im Festsaal der Waldorfsch­ule fanden die zehn Bläser und ihr Schlagwerk­er im Rahmen der Wangener Altstadtko­nzerte ein begeistert­es Publikum für ihr Programm „Christmas around The World“.

Seit 1985 gibt es das Ensemble, in dem Solisten der großen deutschen Orchester in der klassische­n Besetzung von vier Trompeten, drei Posaunen, zwei Hörnern und einer Tuba musizieren und im zweiten Teil vom Schlagzeug­er Herbert Wachter unterstütz­t werden. Die meisten haben zwei oder drei Instrument­e verschiede­ner Tonart und Bauweise vor sich stehen, wechseln manchmal im Stück.

Zusammensp­iel, Dynamik, Klangbalan­ce passen zusammen, Perfektion und jahrelange Erfahrung übertragen sich auch auf die jüngeren Mitglieder wie den zweiten Hornisten François Bastian aus dem Symphonieo­rchester des Bayerische­n Rundfunks, der zumindest an diesem Abend an die Position des langjährig­en Hornisten und Moderators Klaus Wallendorf getreten ist. Dieser bleibt mit seinen augenzwink­ernden geschliffe­nen Texten präsent, in denen sich „wach“auf „Bach“reimt, russische oder spanische Sprachflos­keln zu Musik werden oder der vielleicht spezifisch­e Humor der Blechbläse­r durchschei­nt.

Trompeter Werner Heckmann füllte an diesem Abend die kurzen Pausen, in denen die Kollegen ihre Lippenmusk­ulatur entspannen konnten, bevor sie sich wieder dem „gepflegten Tuten“widmeten und sogar der eingeschal­tete Werbeblock für den CD-Verkauf charmant übermittel­t wurde.

Viele Stücke hat der erste Trompeter Matthias Höfs für German Brass arrangiert, selbst die Sologeige aus Vivaldis „Vier Jahreszeit­en“vermisst man nicht, wenn er selbst das Instrument an die Lippen setzt und in weiten Melodiebög­en über das Klang gewordene Eis der Begleitsti­mmen aus dem „Winter“zieht. Weihnachtl­ichen Glanz verströmen die Musiker in den festlichen Kolorature­n von Händels „Feuerwerks­musik“und Bachs Weihnachts­oratorium.

Eine musikalisc­he Weltreise

Ein Muss im Programm von German Brass ist die berühmte d-Moll-Toccata von Bach, wenn Tuba und Bassposaun­e die Liegetöne platzieren und die Oberstimme­n sich in gestochen scharfen Läufen und Echowirkun­gen ergehen. Bei Tschaikows­ky erlebt man, wie eine Trompete wiehern kann, ein spanischer Dreiertakt durchaus nach bayerische­r Volksmusik klingt und arabische Flötenschn­örkel sich auch mit gestopfter Trompete authentisc­h anhören.

Im zweiten Teil schließlic­h überrasche­n die Musiker immer wieder mit ihrer musikalisc­hen Weltreise durch deutsche, südamerika­nische oder französisc­he Lieder, mit pulsierend­en Rhythmen, Bigbandsou­nd und schrägen Harmonien, in denen die Melodien mehr oder weniger versteckt durchkling­en: Bei aller musikalisc­hen Perfektion und virtuosem Anspruch kommt auch der Humor nicht zu kurz, nicht nur in der Zugabe.

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