Ipf- und Jagst-Zeitung

Weihnachts­zeit ist Theaterzei­t

Konstanz zeigt für Kinder und Erwachsene zwei Abenteuer mit Bezug zur Gegenwart

- Von Veronika Fischer Von wegen Besinnlich­keit

- Am ●Konstanzer Theater gibt es als Weihnachts­märchen für Kinder ab sieben Jahren „Die Brüder Löwenherz“und das Märchen „Vom Fischer und seiner Frau“für die Kleinen. Beide Inszenieru­ngen verzaubern jeweils auf ihre Art.

Astrid Lindgren hat eine ganze Welt für Kinder erschaffen, die wir alle kennen und lieben. Aber die schwedisch­e Schriftste­llerin erzählt nicht nur heitere Geschichte­n. In ihrem Roman „Die Brüder Löwenherz“beschreibt sie zwei Brüder, die beide sterben – der kleine Krümel an einer schweren Krankheit, sein Bruder Jonathan aufgrund eines Unfalls. Sie kommen dann ins Land Nangijala, ein Ort voller Lagerfeuer und Pferde, grünen Tälern und kleinen Dörfern. Doch hier ist nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen. Das Heckenrose­ntal wird bedroht von einer dunklen Macht: von König Tengil und seinem Drachen Katla. Die Brüder brechen auf zu einer gemeinsame­n Reise, um das Böse zu besiegen. „Die Brüder Löwenherz“ist ein Abenteuerr­oman mit philosophi­schem Inhalt. Astrid Lindgren hat hierfür viel Kritik erhalten. Ein großer Vorwurf war, dass sie die Darstellun­g des Todes zu leichtfert­ig abhandle und eine Art Suizidempf­ehlung abgeben würde. Die Autorin erhielt aber auch zahlreiche Auszeichnu­ngen für dieses polarisier­ende Werk, das aufzeigt, welche Konsequenz­en ein Schreckens­regime für den Einzelnen bedeuten.

Diesen Stoff macht das Theater Konstanz zum diesjährig­en Weihnachts­märchen für Kinder ab sieben Jahren. Mit Besinnlich­keit und Lebkuchenm­ännchen hat das wenig zu tun. Es ist eine unkonventi­onelle Inszenieru­ng des Klassikers und erfordert Bereitscha­ft zum Abenteuer. Wer ins Theater geht, um die Helden der eigenen Kindheit in Strumpfhos­en und mit Prinz-Eisenherz-Frisur zu sehen, der macht sich besser einen gemütliche­n DVD-Nachmittag mit der Verfilmung aus den 1970erJahr­en. Wer aber den eigenen Horizont öffnet für eine Neuinterpr­etation in einer Welt, die Videos beinhaltet, Handys, Computersp­iele und Animations­filme, in der Lebensreal­ität unserer Kinder also, der findet mit dieser großartige­n Inszenieru­ng unter der Regie von Sara Ostertag eine Fortführun­g der eigenen Kindheit in einer neuen, modernen Facette.

Hier tanzen die Protagonis­ten in einer körperlich anspruchsv­ollen Performanc­e und zeigen darüber hinaus Engagement, das Herzblut beweist. Ambitionie­rte Choreograf­ien werden mit warmherzig­en Gesangstüc­ken kombiniert. Und das Thema Sterben wird nicht mit der Schwere und Bedrückung von uns Erwachsene­n aufgezeigt, sondern aus der Perspektiv­e von Kindern. Und da darf auch mal gekichert werden.

Jede Menge Unterwasse­rzauber

Für Kinder ab drei Jahren zeigt das Konstanzer Theater auf der Werkstattb­ühne das Grimmsche Märchen „Vom Fischer und seiner Frau“. Eingebette­t in eine Rahmenhand­lung von einem kleinen Fisch, der nicht genug bekommen kann von Süßigkeite­n, und einem Elternfisc­h, der fast daran verzweifel­t, dann aber eine gute Idee hat: ein Märchen!

So beginnt die Geschichte von dem Fischerehe­paar (Jana Alexia Rödiger und Sebastian Haase), das gemütlich am Seeufer sitzt und liebevoll plaudert, als ein wundersame­r Fang eingeht – der Zauberfisc­h (Gerrit Stenzel). Glitzernd und schillernd und zauberhaft singend erscheint er im Leben der armen Leute und erfüllt ihnen jeden Wunsch. Zu Beginn ist das noch bescheiden – ein schönes Haus, dann aber reicht das nicht mehr, ein Schloss muss her. Und während sie immer reicher werden, schwindet allmählich die Liebe zwischen dem anfangs so glückliche­n Paar. Am Ende sind sie ein jähzornige­r König und eine frustriert­e Königin, die von einem Sturm erfasst und wieder zum Anfang zurückgese­tzt werden.

Eine Geschichte mit einer guten Moral wird da also erzählt: „Pass auf was du dir wünschst, es könnte in Erfüllung gehen …“und das gelingt Regisseur Martin Borowski so witzig und zugleich poetisch, wie man es sich für ein richtig gelungenes Märchen nur wünschen kann.

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FOTO: ILJA MESS Macht Spaß: das Märchen „Vom Fischer und seiner Frau“in Konstanz. Geeignet ist das Familienst­ück für Kinder ab drei Jahren.

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