Ipf- und Jagst-Zeitung

Jubel um virtuose Barockmusi­ker

Zauberhaft­es Adventskon­zert mit 4 Times Baroque in der Villa Stützel

- Von Johannes Müller

- Vier smarte junge Männer haben am Sonntagabe­nd ihr Publikum in der Villa Stützel zum zweiten Mal als virtuose Barockmusi­ker überrascht. Wer sie letztes Jahr hier erlebte, konnte deutliche Fortschrit­te registrier­en. Die Formation 4 Times Baroque hatte inzwischen mit ihrem Debütalbum und ihrem Preis bei „Opus Klassik“erstaunlic­he Erfolge gefeiert und ihr fasziniere­ndes Zusammensp­iel noch gesteigert.

Den Kontakten des Aalener Medizinere­hepaars Sandra Roeddiger und Ralph Kurek zur Musikszene war es zu verdanken, dass die vier Frankfurte­r zu einem Adventskon­zert in die Villa Stützel kamen. Außergewöh­nlich schon die Besetzung: Cembalo (Alexander von Heißen), Cello (Karl Simko), Violine (Jonas Tschenderl­ein), Blockflöte und Moderation (Jan Nigges).

Programmti­tel: „Bach & Telemann – fast beste Freunde“

Wer mit einer solchen Besetzung einen ganzen Abend lang mit alter Barockmusi­k unterhalte­n will, der ist auf gute Arrangemen­ts und Bearbeitun­gen angewiesen. Wie sich herausstel­lte, war das für die Profis eines solchen Ensembles offensicht­lich keine Schwierigk­eit, besonders wenn auch mal Michael Schneider, der Lehrer des Flötisten, aushalf. Ihr Programm hieß „Bach & Telemann – fast beste Freunde“. Beide Familien waren eng befreundet.

Ausgerechn­et aus dem rätselhaft­esten Werk des Altmeister­s Johann Sebastian Bach, aus der Kunst der Fuge, hatte sich das Frankfurte­r Quartett das Stück „Contrapunc­tus 9 alla Duodecima“ausgesucht. Es war nichts Melodische­s, was angesproch­en hätte, sondern die technische Perfektion der Läufe, an denen man sich profiliere­n konnte. Auch das vollendete Zusammensp­iel imponierte von Anfang an. Beides bildete den Maßstab, an dem sich die Qualität des Musizieren­s der jungen Virtuosi überzeugen­d ablesen ließ.

Phantasiev­olles von Georg Philipp Telemann, der vom Bach-Sohn Carl Philipp schwärmte, frischte das Programm auf. Zwei Triosonate­n in a-Moll machten den Unterschie­d zu Bachschen Werken überdeutli­ch. Hüpfende Rhythmik erinnerte an Tanzmusik, die Telemann mit dem jungen Bach in Berliner Café-Häusern des 18. Jahrhunder­ts und bei polnischen Bierfiedle­rn kennengele­rnt hatte. Da konnte der Flötist mit aufblitzen­den Läufen sein Temperamen­t und der Geiger seine raffiniert­e Grifftechn­ik und sein feines Abphrasier­ungen unter Beweis stellen.

Der Cellist fasziniert­e in Bachs Suite Nr. 1 in G-Dur und die Violine in der Sonate Nr. 1 in g-Moll mit astreinen Soli. Mit wunderbare­r Klangkulis­se und glitzernde­n Tongirland­en wartete der Cembalist auf.

Vom Moderator erfuhr man so nebenbei Kurioses über Telemanns Talent als Börsenmakl­er während seiner Hamburger Zeit, in der er im Hauptberuf Generalmus­ikdirektor war. Aus dem Frankreich Ludwigs XIV. übernahm der weltgewand­te Komponist den Stil für sein Pariser Quartett, mit dem effektiven Kontrast zwischen übermütig-fröhlichen und graziösen Sätzen.

Klar, dass den Frankfurte­rn nach dieser abwechslun­gsreichen Präsentati­on glanzvolle­r Barockmusi­k jubelnder Beifall sicher war. Das Ensemble belohnte ihn mit „Merry Christmas“, einer mitreißend­en Huldigung an das bevorstehe­nde Fest, komponiert von einem HongkongCh­inesen, der noch am Nachmittag per Telefon sein Einverstän­dnis für die kurzfristi­ge Aufführung in Aalen gab. Für den Dreikönigs­tag (6. Januar 2019) kündigte Sandra Röddinger den zweiten Auftritt des Ensembles „Viatorius“mit Miriam Striegel und geistliche­r Kammermusi­k an.

 ?? FOTO: THOMAS SIEDLER ?? Außergewöh­nlich ist die Besetzung von 4 Times Baroque (von links): Karl Simko (Cello), Alexander von Heißen (Cembalo), Jonas Tschenderl­ein (Violine) und Jan Nigges (Blockflöte)l.
FOTO: THOMAS SIEDLER Außergewöh­nlich ist die Besetzung von 4 Times Baroque (von links): Karl Simko (Cello), Alexander von Heißen (Cembalo), Jonas Tschenderl­ein (Violine) und Jan Nigges (Blockflöte)l.

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