Die Kleinen sind jetzt gefragt
Die Schmetterlingsorchidee ist sehr vielfältig und in vielen Größen und Farben erhältlich
(dpa) Pflanzen verändern sich. Durch Züchtungen entstehen auch immer wieder neue Varianten. Dazu kommt der Zeitgeist: Fand man gestern noch das toll, kommt heute das andere gut an. Das trifft sogar eine sehr beliebte Zimmerpflanze: die Schmetterlingsorchidee. Hier gibt es eine deutliche Nachfragesteigerung bei kleinwüchsigen Formen, berichtet Stefan Schneckenburger, Direktor und wissenschaftlicher Leiter des Botanischen Gartens der Technischen Universität Darmstadt.
Die Minis ermöglichen kreative Arrangements
Ein Beispiel dafür sind die sogenannten Office Orchids. Sie werden nur 15 bis 20 Zentimeter hoch, haben bis zu drei Blütenstände, und daran bilden sich viele Blüten. Sie sind so über mehrere Monate hinweg dekorativ, erklärt Schneckenburger.
Mit den kleinen Orchideen kann man sich kreativer austoben als mit den größeren Exemplaren. „Gerade die kleinbleibenden Hybriden eignen sich, sie vom Substrat zu befreien und auf dekorative Zweige aufzubinden“, sagt die Floristmeisterin Ute Kersting aus Dortmund.
Sie rät, zwei bis drei Gruppen auf einem Zweig zu arrangieren statt mehrere Pflanzen darüber zu verteilen. Zwischen die Pflanzen und das Holz kommt etwas Moos, das in der Lage ist, Feuchtigkeit zu speichern und an die Luft abzugeben – das sorgt für ausreichende Luftfeuchtigkeit um die kleinen Orchideen.
Aber auch von Farbtrends berichten die Experten. Neben den stets beliebten, reinweiß blühenden Pflanzen seien aktuell rosa- und gelbblühende Hybriden im Trend, sagt Schneckenburger. Auch Blüten mit Streifen und Punkten seien gefragt.
Die Schmetterlingsorchideen gehören einer sehr vielfältigen Gattung an, die lange Zeit durch Züchtungen erweitert wurde. Heute sind im Handel nur noch sogenannte Hybriden erhältlich – also Kreuzungen zweier Varianten, in denen die besten Eigenschaften beider Seiten bewusst hervorgebracht werden. Die Phalaenopsis hat sich besonders für diese Variationen angeboten: „Die Arten lassen sich leicht miteinander kreuzen“, erklärt Schneckenburger. Und die Phalaenopsis lässt sich sogar mit anderen Gattungen kreuzen. Laut dem Experten kommen dafür 30 andere Orchideen infrage.
Das Ergebnis sind Zimmerpflanzen mit ungewöhnlichen und exotisch wirkenden Blüten, die warmes Raumklima vertragen und tolerant gegenüber Trockenheit sind. Auch deswegen gelten Phalaenopsis unter den Orchideen als gute und pflegeleichte Anfängerpflanzen.
Dazu ist es für den Handel ein Vorteil, dass sich die Schmetterlingsorchideen zuverlässig über die sogenannte Meristemvermehrung vervielfältigen lassen. Bei dieser In-Vitro-Kultur entstehen im Labor unter sterilen Bedingungen neue und gesunde Pflanzen. „Hat man also eine bewährte Sorte, so lässt sich diese immer wieder über Klone vermehren“, so Schneckenburger. Das bringt schnell und in großer Stückzahl Pflanzen in den Handel.
Die reinen Arten der Phalaenopsis sind im Grunde nicht in Geschäften erhältlich. Ursprünglich waren diese über ein riesiges Areal zwischen Indien, Indonesien, den Philippinen bis hin nach Australien und Neuguinea verbreitet, erklärt Schneckenburger. „Manche Phalaenopsis ist beispielsweise in einem Klima zu Hause, das von den für das Monsunklima typischen Regen- und Trockenzeiten gekennzeichnet ist“, erklärt Schneckenburger. Die Resistenz gegenüber Trockenheit ist zum Beispiel optimal für die Züchtung von Zierpflanzen für das Zimmer.
Grundsätzlich ist die richtige Versorgung mit Wasser bei den Orchideen weiterhin ein heikler Punkt. Denn sie nehmen anders als viele andere Pflanzen Feuchtigkeit aus der Luft auf. Gelangen die Wurzeln länger in Wasser, etwa durch aufgestautes Gießwasser im Topf, sind Schäden möglich. Daher sollte man bei Topf-Orchideen die Wurzeln auch aus dem Gefäß wachsen lassen.
Substrat alle zwei bis drei Jahre wechseln
Und Hobbygärtner sollten passendes Orchideensubstrat wählen, das im Vergleich zu einer normalen Blumenerde relativ grob gekörnt ist und häufig vor allem Rindenstücke enthält. Alle zwei bis drei Jahre wird es idealerweise ausgetauscht. Darüber hinaus bietet es sich an, spezielle Orchideentöpfe zu verwenden, in denen der Pflanztopf etwas erhöht über dem eigentlichen Gefäßboden hängt. Alternativ rät Schneckenburger, in den Übertopf eine Schicht Kies zu geben, um Staunässe zu verhindern. Wie viele andere Hybriden aus der Massenproduktion gilt die Phalaenopsis oftmals als Wegwerfprodukt nach der Blüte. Das muss aber nicht sein. Die Pflanzen lassen sich erneut zur Blüte anregen, indem man den verblühten Blütenstiel auf ein bis zwei Augen zurückschneidet. Danach kann sich von unten ein neuer Stängel mit Knospen entwickeln.