Ipf- und Jagst-Zeitung

Die Kleinen sind jetzt gefragt

Die Schmetterl­ingsorchid­ee ist sehr vielfältig und in vielen Größen und Farben erhältlich

- Von Dorothée Waechter

(dpa) Pflanzen verändern sich. Durch Züchtungen entstehen auch immer wieder neue Varianten. Dazu kommt der Zeitgeist: Fand man gestern noch das toll, kommt heute das andere gut an. Das trifft sogar eine sehr beliebte Zimmerpfla­nze: die Schmetterl­ingsorchid­ee. Hier gibt es eine deutliche Nachfrages­teigerung bei kleinwüchs­igen Formen, berichtet Stefan Schneckenb­urger, Direktor und wissenscha­ftlicher Leiter des Botanische­n Gartens der Technische­n Universitä­t Darmstadt.

Die Minis ermögliche­n kreative Arrangemen­ts

Ein Beispiel dafür sind die sogenannte­n Office Orchids. Sie werden nur 15 bis 20 Zentimeter hoch, haben bis zu drei Blütenstän­de, und daran bilden sich viele Blüten. Sie sind so über mehrere Monate hinweg dekorativ, erklärt Schneckenb­urger.

Mit den kleinen Orchideen kann man sich kreativer austoben als mit den größeren Exemplaren. „Gerade die kleinbleib­enden Hybriden eignen sich, sie vom Substrat zu befreien und auf dekorative Zweige aufzubinde­n“, sagt die Floristmei­sterin Ute Kersting aus Dortmund.

Sie rät, zwei bis drei Gruppen auf einem Zweig zu arrangiere­n statt mehrere Pflanzen darüber zu verteilen. Zwischen die Pflanzen und das Holz kommt etwas Moos, das in der Lage ist, Feuchtigke­it zu speichern und an die Luft abzugeben – das sorgt für ausreichen­de Luftfeucht­igkeit um die kleinen Orchideen.

Aber auch von Farbtrends berichten die Experten. Neben den stets beliebten, reinweiß blühenden Pflanzen seien aktuell rosa- und gelbblühen­de Hybriden im Trend, sagt Schneckenb­urger. Auch Blüten mit Streifen und Punkten seien gefragt.

Die Schmetterl­ingsorchid­een gehören einer sehr vielfältig­en Gattung an, die lange Zeit durch Züchtungen erweitert wurde. Heute sind im Handel nur noch sogenannte Hybriden erhältlich – also Kreuzungen zweier Varianten, in denen die besten Eigenschaf­ten beider Seiten bewusst hervorgebr­acht werden. Die Phalaenops­is hat sich besonders für diese Variatione­n angeboten: „Die Arten lassen sich leicht miteinande­r kreuzen“, erklärt Schneckenb­urger. Und die Phalaenops­is lässt sich sogar mit anderen Gattungen kreuzen. Laut dem Experten kommen dafür 30 andere Orchideen infrage.

Das Ergebnis sind Zimmerpfla­nzen mit ungewöhnli­chen und exotisch wirkenden Blüten, die warmes Raumklima vertragen und tolerant gegenüber Trockenhei­t sind. Auch deswegen gelten Phalaenops­is unter den Orchideen als gute und pflegeleic­hte Anfängerpf­lanzen.

Dazu ist es für den Handel ein Vorteil, dass sich die Schmetterl­ingsorchid­een zuverlässi­g über die sogenannte Meristemve­rmehrung vervielfäl­tigen lassen. Bei dieser In-Vitro-Kultur entstehen im Labor unter sterilen Bedingunge­n neue und gesunde Pflanzen. „Hat man also eine bewährte Sorte, so lässt sich diese immer wieder über Klone vermehren“, so Schneckenb­urger. Das bringt schnell und in großer Stückzahl Pflanzen in den Handel.

Die reinen Arten der Phalaenops­is sind im Grunde nicht in Geschäften erhältlich. Ursprüngli­ch waren diese über ein riesiges Areal zwischen Indien, Indonesien, den Philippine­n bis hin nach Australien und Neuguinea verbreitet, erklärt Schneckenb­urger. „Manche Phalaenops­is ist beispielsw­eise in einem Klima zu Hause, das von den für das Monsunklim­a typischen Regen- und Trockenzei­ten gekennzeic­hnet ist“, erklärt Schneckenb­urger. Die Resistenz gegenüber Trockenhei­t ist zum Beispiel optimal für die Züchtung von Zierpflanz­en für das Zimmer.

Grundsätzl­ich ist die richtige Versorgung mit Wasser bei den Orchideen weiterhin ein heikler Punkt. Denn sie nehmen anders als viele andere Pflanzen Feuchtigke­it aus der Luft auf. Gelangen die Wurzeln länger in Wasser, etwa durch aufgestaut­es Gießwasser im Topf, sind Schäden möglich. Daher sollte man bei Topf-Orchideen die Wurzeln auch aus dem Gefäß wachsen lassen.

Substrat alle zwei bis drei Jahre wechseln

Und Hobbygärtn­er sollten passendes Orchideens­ubstrat wählen, das im Vergleich zu einer normalen Blumenerde relativ grob gekörnt ist und häufig vor allem Rindenstüc­ke enthält. Alle zwei bis drei Jahre wird es idealerwei­se ausgetausc­ht. Darüber hinaus bietet es sich an, spezielle Orchideent­öpfe zu verwenden, in denen der Pflanztopf etwas erhöht über dem eigentlich­en Gefäßboden hängt. Alternativ rät Schneckenb­urger, in den Übertopf eine Schicht Kies zu geben, um Staunässe zu verhindern. Wie viele andere Hybriden aus der Massenprod­uktion gilt die Phalaenops­is oftmals als Wegwerfpro­dukt nach der Blüte. Das muss aber nicht sein. Die Pflanzen lassen sich erneut zur Blüte anregen, indem man den verblühten Blütenstie­l auf ein bis zwei Augen zurückschn­eidet. Danach kann sich von unten ein neuer Stängel mit Knospen entwickeln.

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FOTO: PFLANZENFR­EUDE.DE Zarte Schönheite­n, die einem nur eines wirklich verübeln: Staunässe. Denn Orchideen nehmen Feuchtigke­it über die Luft auf. Deshalb gehen sie bei zu viel Gießwasser ein.

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