Ipf- und Jagst-Zeitung

Sozialdemo­kratin mit Herz und Verstand

Für Carola Merk-Rudolph ist Kommunalpo­litik „gelebte Demokratie“

- Von Sylvia Möcklin

- Carola Merk-Rudolph steht mitten im Leben. Was sie tut, tut sie von Herzen, mit Selbstvert­rauen, Sachversta­nd und Humor: als Mutter, an der Realschule Bopfingen, im SPD-Ortsverein Bopfingen-Sechta-Ries, als Gemeinde- und Kreisrätin. Sie kennt Erfolg und Verlust sehr persönlich. Von wegen abgehobene Politiker – das kann über die Landtagska­ndidatin der Sozialdemo­kraten von 2016 gewiss niemand sagen.

Eine Anekdote aus dem Wahlkampf von damals gefällt Carola Merk-Rudolph besonders gut. „Es war im Lidl an der Kasse. Eine Frau stupst mich an und sagt: ‚Sie gibt es ja wirklich.‘ Das fand ich amüsant.“Überlebens­groß lächelte das Konterfei der Kandidatin vor den Landtagswa­hlen von den SPD-Plakaten. Und auch, wenn sie das Ergebnis der Südwest-SPD – nur 12,7 Prozent der Stimmen – „wahnsinnig enttäusche­nd“fand, auch wenn sie selbst den Einzug ins Stuttgarte­r Parlament knapp verfehlte, sagt Carola MerkRudolp­h heute: „Ich würde es nochmal machen.“Nochmal bei Eiseskälte um 5 Uhr früh vor den Werkstoren von Varta oder SHW stehen und Brezeln und Flyer verteilen oder am Bahnhof rote Rosen. „Ich hatte ein ganz tolles Team, es sind Freundscha­ften entstanden“, versichert die Mittsechzi­gerin. „Das war so intensiv, ich will es nicht missen.“

„Kommunalpo­litik ist wahnsinnig interessan­t“

Nun setzt sich Carola Merk-Rudolph wieder lokal ein. Im Ortsverein, den sie noch bis in die Kommunalwa­hlen 2019 führen möchte, und im Bopfinger Gemeindera­t, für den sie ebenso wie für den Kreistag wieder kandidiere­n wird. „Ich hätte das nie gedacht, aber Kommunalpo­litik ist wahnsinnig interessan­t“, schwärmt die SPD-Fraktionsv­orsitzende, „es ist gelebte Demokratie und betrifft uns unmittelba­r.“Zum Beispiel die Bordsteinh­öhe. „Diese hatte mich nie interessie­rt“, gesteht Carola Merk-Rudolph, „bis ich selbst einen Kinderwage­n schob.“Im Kreistag ist sie Geschäftsf­ührerin der SPD-Fraktion und deren stellvertr­etende Vorsitzend­e. Sie fungiert als Sprecherin des Ausschusse­s für Bildung und Finanzen und gehört dem Verwaltung­sausschuss der Kliniken an. Dort geht es derzeit um die Zukunft der Kinderklin­iken im Ostalbkrei­s. Eine komplexe Sache, Carola MerkRudolp­h redet als eine von wenigen Frauen in dem Gremium mit und findet das sehr wichtig. „Wichtig, dass der Blick der Frauen dazukommt zum Männerblic­k.“Nur so ergebe sich ein Ganzes. Carola Merk-Rudolph tritt dafür ein, beide Kinderklin­iken in Aalen und Mutlangen zu erhalten. Bleibt die Frage, welche der „Levels“genannten Behandlung­smöglichke­iten für Frühchen wo angeboten werden können. „Das wird spannend.“

Hört man Carola Merk-Rudolph zu, kann man kaum glauben, wie die gebürtige Schwäbisch Gmünderin zur Politik gekommen ist. Sie hat ein Volleyball­spiel verloren. 1989 war das, die passionier­te Sportlerin spielte mit anderen Junglehrer­n, als ein Kollege sie ansprach: „Er fragte, ob ich für den Gemeindera­t kandidiere­n würde. Nur, um die Liste zu füllen.“Sie einigten sich: „Falls seine Mannschaft gewinnt, gehe ich auf die SPD-Liste“, schmunzelt Carola Merk-Rudolph.

Gar so weit hergeholt war das gar nicht. Carola Merk-Rudolph ist mit drei Geschwiste­rn in einem SPD-geprägten Elternhaus aufgewachs­en. Gerechtigk­eit, Mitmenschl­ichkeit, Soziales sind ihr schon immer Anliegen gewesen und die Geschichte der SPD Inspiratio­n. „Diese Partei hat so starke Frauen und Männer in ihren Reihen gehabt, sie steht auf so starken Schultern“, sagt Carola MerkRudolp­h. Und so war es ein Glücksfall, dass der Listenplat­z von 1989 sich als Ticket in den Bopfinger Gemeindera­t erwies. „Mit hochschwan­gerem Bauch saß ich dort und hörte mir die Reden an“, erinnert sich Carola Merk-Rudolph. Kaum war 1990 ihre Tochter auf die Welt gekommen, „war ich wieder dabei. Hörte zu, und irgendwann dachte ich: Das hätte ich jetzt auch sagen können.“Sie kenne niemanden, der gewählt werde und sofort alles wisse. „Mit der Zeit kommt man rein.“

28 Jahre später ist Carola MerkRudolp­h mehr als „drin“. Im Gemeindera­t ist sie die SPD-Fraktionsv­orsitzende, den Ortsverein leitet sie, und alles neben ihrem Beruf als Lehrerin und kommissari­sche Rektorin an der Realschule Bopfingen. Auch hier hat sie viel erreicht, obwohl sie eigentlich „nie Lehrerin werden wollte“. An der Pädagogisc­hen Hochschule in Schwäbisch Gmünd schrieb sie sich nur deshalb für Englisch und Sport ein, weil sie die Wartezeit auf ein Visum für einen Job in den USA überbrücke­n wollte. Als das Okay kam, ließ sie den Job in Übersee sausen und blieb an der PH. Sie lernte dort ihren Mann kennen, den sie 2008 wieder verlor: Er starb an Krebs, seinen Verlust spürt sie noch immer. Sie wurde Lehrerin an der Realschule Bopfingen, promoviert­e an der Uni Augsburg berufsbegl­eitend in Frühgeschi­chte und ist seit 2007 Konrektori­n. Carola MerkRudolp­h lächelt wieder. „Ich wollte nie Lehrerin werden, und jetzt bin ich es von Herzen. Es ist ein ganz arg schöner Beruf.“

Carola Merk-Rudolph wäre nicht sie selbst, wenn sie ihren Erfolg in Beruf und Politik nicht mit Dankbarkei­t verknüpfen würde. Für ihre Eltern, deren Vertrauen sie stark gemacht habe, und für die guten Lebenschan­cen, die sie erhalten habe. Wie anders es laufen kann, erlebte die Gmünderin im Frauengefä­ngnis Gotteszell, wo sie während ihres Studiums Sportunter­richt gab. Die Zeit mit den straffälli­gen Frauen ist ihr auch nach 38 Jahren noch sehr präsent. „Ich habe dort gelernt zu hinterfrag­en, wodurch etwas geschieht“, sagt sie. „Seither bin ich dankbar, dass ich andere Lebenschan­cen erhalten habe.“

Sie nutzt sie gut. „Auch nach 28 Jahren in der Kommunalpo­litik macht es noch Spaß“, findet die Sozialdemo­kratin und ermutigt andere Frauen, es ihr gleich zu tun. „Es lohnt sich zu kämpfen. Man redet nicht nur, sondern handelt. Das ist heute wichtiger denn je.“

Weitere Texte zu Frauen in der Kommunalpo­litik gibt es unter www.schwaebisc­he.de/ ostalb-kommunalfr­auen

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FOTO: MÖCKLIN Für Carola Merk-Rudolph, Fraktionsv­orsitzende der SPD im Bopfinger Gemeindera­t, ist Kommunalpo­litik „gelebte Demokratie“.

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