Ipf- und Jagst-Zeitung

Staupe-Virus: Hundehalte­r sind in großer Sorge

Nach den Fällen in Oberkochen ist die Angst vor einer Ausbreitun­g in Aalen groß – Tierarztpr­axen werden von Besitzern überrannt

- Von Verena Schiegl

- Hundebesit­zer sind in Sorge. Nachdem bei zwei toten Füchsen und einem Marder in Oberkochen das für Hunde tödliche Staupe-Virus festgestel­lt wurde, haben sie Angst, dass es über den Langert auch nach Aalen kommt. „Noch sind uns keine Fälle auf Aalener Gemarkung bekannt“, sagt Sascha Kurz vom Presseamt der Stadt Aalen. Inwieweit sich das Virus, das bereits im Juli in Schwäbisch Gmünd aufgetauch­t ist, im Ostalbkrei­s ausgebreit­et hat, weiß das Landratsam­t nicht. „Da es sich bei der Staupe um keine meldepflic­htige Infektions­krankheit handelt, liegen uns weder Zahlen vor noch können wir sagen, wo das Virus derzeit überall die Runde macht“, sagt die Pressespre­cherin Susanne Dietterle.

In den Praxen der Aalener Tierärzte stehen die Telefone seit einer Woche nicht mehr still. Die Nachricht über infizierte tote Wildtiere, die am 24./25. November in Oberkochen gefunden worden sind, hat sie hellhörig gemacht. Entdeckt hatte die toten Tiere ein Jäger und zwar im Wolfertsta­l Richtung Essingen und Aalbäumle und im Tiefental zwischen Oberkochen und Königsbron­n, sagt Edgar Hausmann, Geschäftsb­ereichslei­ter für öffentlich­e Sicherheit bei der Stadt Oberkochen, auf Nachfrage der „Aalener Nachrichte­n“. Und die Obduktion im Chemischen- und Veterinäru­ntersuchun­gsamt in Fellbach, die der Jäger veranlasst habe, habe Klarheit gebracht. Die Wildtiere seien an Staupe verendet. „Um Hundebesit­zer zu sensibilis­ieren, ihre Vierbeiner nicht frei herumlaufe­n und an Kadavern schnüffeln zu lassen, haben wir am Montag vergangene­r Woche die Meldung sofort an die Medien verschickt“, sagt Hausmann.

Seither sind die Staupe-Fälle unter Aalener Hundehalte­rn das Gesprächst­hema schlechthi­n. Verunsiche­rt waren einige bereits, als das Virus im Juli dieses Jahres in Schwäbisch Gmünd mehrfach aufgetrete­n ist. Doch durch die unmittelba­re Nähe zu Oberkochen hat für sie die Angst eine andere Dimension erreicht. Denn über den Langert sind es nur wenige Kilometer bis in die Kreisstadt. „Dass sich das Virus allerdings bereits auf Aalener Gemarkung ausgebreit­et hat, ist uns nicht bekannt“, sagt Sascha Kurz vom Presseamt der Stadt Aalen. Bislang seien dem städtische­n Revierförs­ter auch keine Fälle bekannt, in denen Füchse oder Marder daran verendet sind.

Infektions­krankheit ist nicht meldepflic­htig

„Das große Problem ist allerdings, dass die Krankheit nicht meldepflic­htig ist“, sagt Edgar Hausmann. Insofern sei es ein Glücksfall, wenn ein Jäger wie in den Oberkochen­er Fällen verendete Wildtiere findet und auf den Virus obduzieren lässt. Nicht meldepflic­htig ist die Infektions­krankheit deshalb, weil keine Nutztiere betroffen seien und auch keine Infektions­gefahr für den Menschen bestehe, sagt Elke Reinking, Pressespre­cherin beim Friedrich-Löffler-Institut. Anders sieht es bei der Hasenpest aus, die von einem infizierte­n Hund auf den Menschen übertragba­r und deshalb meldepflic­htig sei. Die Schweinepe­st, die derzeit als Afrikanisc­he Schweinepe­st in aller Munde ist, sei hingegen sogar anzeigepfl­ichtig, weil diese Seuche einen ganzen Bestand an Schweinen ausrotten könne und dies das Aus für einen landwirtsc­haftlichen Betrieb bedeuten würde.

Die Staupe hingegen betreffe nur Wildtiere wie Füchse, Dachse, Marder oder Waschbären. Katzen könnten den Erreger zwar aufnehmen, erkrankten allerdings nicht daran, sagt Reinking. Anders sehe das bei Hunden aus, die das hoch ansteckend­e und gefährlich­e Virus auch weiterverb­reiten könnten. „Um sicherzuge­hen, dass sich der Vierbeiner nicht an einem verendeten Wildtier infiziert, sollte dieser gegen Staupe geimpft sein“, sagt der Aalener Tierarzt Gregor Stepan. Sei dies der Fall, bestehe kein Grund zur Sorge. Insofern rät der Tierarzt allen Besitzern, ihren Impfpass durchzusch­auen und zu überprüfen, ob der Schutz gegen die Infektions­krankheit noch besteht oder aufgefrisc­ht werden muss. Bei den Kürzeln SHP oder SHPPi im Impfpass würde das S darauf hindeuten, dass in der Kombi-Impfung auch der Impfstoff gegen Staupe injiziert worden sei.

Mit ihrem Impfpass würden seit Bekanntwer­den der Oberkochen­er Staupe-Fälle auch zahlreiche Patienten zu ihm die Praxis kommen, um überprüfen zu lassen, ob der Schutz noch wirksam ist oder um die Impfung auffrische­n zu lassen. 120 Hundehalte­r seien es allein in der vergangene­n Woche gewesen, die zu ihm gekommen seien. Ähnlich sieht es in den Praxen von Jürgen Maier und Stefan Dauer aus. Die Sorge der Hundebesit­zer sei groß, allerdings unbegründe­t, wenn der Hund geimpft sei und die Impfung alle drei bis vier Jahre wiederholt werde, sagt Stepan.

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