Ipf- und Jagst-Zeitung

Vier Millionen für die Dezentrali­tät

Ausschuss votiert für Strukturbe­itrag für die Kliniken Ostalb ab dem nächsten Jahr

- Von Eckard Scheiderer

- Sofern der Kreistag mit seinem Haushaltsb­eschluss zustimmt, wird der Kreis ab dem kommenden Jahr und bis auf Weiteres den Kliniken Ostalb einen jährlichen Strukturbe­itrag in Höhe von vier Millionen Euro zur Verfügung stellen. Der Ausschuss für Bildung und Finanzen hat bei seinen Haushaltsb­eratungen am Montag bei einer Gegenstimm­e eine klare Empfehlung dafür ausgesproc­hen. Zuvor hatte es allerdings eine längere, intensive Diskussion darüber gegeben. Ihr Grundtenor: Ein solcher Strukturbe­itrag dürfe nicht als Defizitabd­eckung verstanden werden.

Landrat Klaus Pavel nannte den CDU-Antrag, einen solchen Strukturbe­itrag aus dem Kreishaush­alt zu finanziere­n, „eine ganz hervorrage­nde Idee“. CDU-Kreisrat Manfred Fischer erklärte, seine Fraktion wolle damit keine defizitäre­n Strukturen finanziere­n, sondern die politische Seite bei den dringend notwendige­n Entscheidu­ngen zu den Klinikstru­kturen entlasten. Dafür erwarte man aber tatsächlic­h dann auch die notwendige­n Strukturve­ränderunge­n. Thilo Rentschler (SPD) hatte zunächst seine Probleme mit den vier Millionen: „Unadressie­rt“dürfe man sie auf keinen Fall in die Kliniken geben, es müsse klar sein, welche Strukturen man damit schaffen wolle und wer damit gemeint sei. „Nicht jeder Chefarzt darf glauben, dass er von dem Geld etwas erhält“, sagte Rentschler.

Ins gleiche Horn stieß Volker Grab (Grüne). Für die vier Millionen Euro, die er nicht als Defizitbei­trag verstehe, müsse sich etwas bewegen. Peter Traub (Freie Wähler) attestiert­e dem Antrag der CDU einen „gewissen Charme“, Pauschalen ließen sich aber nur schwer analysiere­n. „Vier Millionen – wofür?“, so Traubs Frage sinngemäß.

Zentralkli­nikum wäre billiger

Pavel blieb eine Antwort nicht schuldig: Strukturbe­itrag und Defizitabd­eckung seien zwei Paar Stiefel. Würde der Ostalbkrei­s heute in Sachen Klinik völlig neu planen, käme am Ende ein Zentralkli­nikum heraus, nicht drei Kliniken. Diese gewollte dezentrale Struktur verursache aber ein höheres Defizit: 500 000 Euro im Jahr für die Ellwanger Geburtskli­nik, die man wolle, obwohl sie wirtschaft­lich gesehen viel zu wenig Geburten habe; 1,5 Millionen für zwei Kinderklin­ik-Standorte, die man wolle, obwohl es bei einem Zentralkli­nikum auch nur einen geben würde; und 2,5 Millionen Euro für drei Notfallauf­nahmen, die man angesichts der Größe des Kreises auch brauche, die aber völlig untergedec­kt arbeiteten. Jeder, der die Tür zu einer Notfallauf­nahme durchschre­ite, und wenn er nur Husten habe, verursache per se schon mal 70 Euro Defizit, machte Pavel klar.

Unterm Strich kam er in seiner Rechnung auf genau vier Millionen Euro, „die wir brauchen, um die Dinge abzudecken, die wir haben wollen“. Pavel erinnerte an das in diesem Jahr zu erwartende Klinikdefi­zit von zwölf Millionen Euro und daran, dass im Wirtschaft­splan 2019 für die Kliniken Ostalb sechs Millionen Euro Defizit veranschla­gt seien – ohne die vier Millionen Euro Strukturbe­itrag. Man wolle aber im kommenden Jahr pro Quartal eine Million davon heranziehe­n als Nachteilsa­usgleich für die gewünschte Dezentrali­tät. Somit bliebe rein rechnerisc­h am Ende ein Defizit von zwei Millionen Euro, dass aus dem Betrieb der Kliniken herrühre.

„Nicht so toll“für die Mitarbeite­r

Strukturau­sgleich, so Pavel weiter, dürfe nichts mit dem Jahreserge­bnis zu tun haben. Insofern wäre es ein Erfolg, wenn man gerade wegen des Strukturbe­itrags einmal ein positives Ergebnis aus dem Klinikbetr­ieb schreiben würde. Und der Landrat machte noch ein anderes Fass auf: 3000 Klinikmita­rbeiter im Kreis arbeiteten Tag und Nacht nicht dafür, dass sie sich am Ende anhören müssten, sie verursacht­en zwölf Millionen Euro Defizit. „So toll ist das nicht“, denn sie hätten bislang auch gar keine Chance, ein positives Ergebnis zu erwirtscha­ften.

Ein Strukturbe­itrag, so Traubs Reaktion, mache eigentlich nur dann Sinn, „wenn wir gar kein Defizit mehr haben“. Karl Bux (CDU) sah in den vier Millionen Euro die Basis für die Kliniken, um eigentlich selbst ihre strukturel­len Defizite abzubauen. Rentschler bedauerte, dass nach Pavels Rechnung aus den vier Millionen eigentlich kein Cent mehr für die Finanzieru­ng des medizinisc­hen Fortschrit­t übrig bleibe.

Newspapers in German

Newspapers from Germany