Ipf- und Jagst-Zeitung

Disput über Flughafen-Bahnhof

Einführung im Land soll 2019 „erneut geprüft“werden – Andere Bundesländ­er sind weiter

- Von Christian Schellenbe­rger

STUTTGART (tja) - Nach einem Urteil des Verwaltung­sgerichtsh­ofs Mannheim ist weiter offen, ob der Bau des neuen Bahnhofs am Stuttgarte­r Flughafen 2019 beginnen kann. In dem Prozess ging es um die Frage, ob die Pläne für den Bau rechtmäßig sind. Naturschüt­zer hatten gegen das Vorhaben geklagt. Die Richter gaben ihnen in Teilen recht. Die Bahn will nun wie vorgesehen 2019 mit dem Bau beginnen, die Kläger aber halten das für problemati­sch.

RAVENSBURG - Schrittwei­se sollten Beamte im Südwesten mit Smartphone­s und einem „WhatsApp für Polizisten“ausgestatt­et werden. Damit sollen nach dem Vorbild anderer Bundesländ­er etwa Fahndungsu­nd Tatortfoto­s oder Ermittlung­shinweise übermittel­t werden. Auch ein Zugriff auf die Polizeisys­teme ist möglich. Doch das Projekt kommt nur schleppend voran.

Im März 2018 hat die Polizei im Südwesten 500 speziell gesicherte Handys in Betrieb genommen, um die Messenger-Software auf ihre Einsatztau­glichkeit zu testen. Zwar hätten sich die Geräte laut Innenminis­terium in der Testphase insgesamt bewährt. Aber: „Der Testbetrie­b hat ergeben, dass noch weitere Tests und Prüfungen vorgenomme­n werden müssen, um der Polizei Baden-Württember­g einen Messenger zur Verfügung stellen zu können, der den hohen Anforderun­gen an Datenschut­z und IT-Sicherheit genügt“, teilte Ministeriu­mssprecher Carsten Dehner auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“mit.

Ob die bislang getestete Software weiterhin zum Einsatz kommen soll und wann die Lösung im Regelbetri­eb genutzt werden kann, dazu konnte das Ministeriu­m keine Angaben machen. Zunächst sei die Beschaffun­g von 500 weiteren Smartphone­s beauftragt worden.

Im August 2017 klang das Innenminis­terium indes noch konkreter: „Als Messenger soll ein kommerziel­les, bereits verfügbare­s Produkt zum Einsatz kommen, das speziell an die Smartphone-Lösung der Polizei Baden-Württember­g angepasst wird.“

Auch die an der Entwicklun­g beteiligte Behörde des Landesdate­nschutzbea­uftragten äußert sich auf Anfrage zurückhalt­end. „Bereits im Jahr 2016 wurden wir in erste Überlegung­en einbezogen, die technische Umsetzung verzögerte sich allerdings im Folgenden“, teilte Volker Broo, mit dem Sachverhal­t betrauter Referatsle­iter in der Behörde, mit. Aktuell setze die Polizei noch keinen Messenger ein, auch nicht als Testversio­n. „Für das Jahr 2019 ist vorgesehen, die technische Architektu­r weiterzuen­twickeln“, so Broo. Dabei werde die Einführung eines Messenger-Dienstes erneut geprüft.

Andere Bundesländ­er sind da bereits weiter. In Bayern setzt die Polizei bereits seit 2017 den Messenger Teamwire des Münchner Unternehme­ns Grouptime ein. Dabei handelt es sich um eine speziell auf Bedürfniss­e von Unternehme­n und Behörden zugeschnit­tenes Programm, dessen Daten anders als bei WhatsApp über eigene, speziell gesicherte Server laufen können. Damit hat die Polizei volle Kontrolle darüber, wer auf die sensiblen Informatio­nen zugreifen kann.

Im Einsatz „sehr bewährt“

„Dies hat sich im polizeilic­hen Einsatz sehr bewährt, sodass wir das deutlich ausweiten“, teilte Michael Siefener, Sprecher des bayerische­n Innenminis­teriums, mit. Bis Ende 2018 sollen demnach bayernweit mehr als 5000 Smartphone­s zum Einsatz kommen. In den Folgejahre­n sei eine weitere erhebliche Ausweitung geplant.

Auch in Niedersach­sen ist bereits eine Messenger-Software bei der Polizei im Einsatz. Dort können Polizisten ihr privates Handy mit einer Weiterentw­icklung des Behördenme­ssengers „Stashcat“nutzen – das Programm mit den sensiblen Einsatzdat­en läuft dann in einem speziell abgesicher­ten Bereich des Telefons.

Eine solche Lösung favorisier­t auch Ralf Kusterer, Vorsitzend­er der Deutschen Polizeigew­erkschaft in Baden-Württember­g. Damit könne man die Beamten vergleichs­weise schnell und preiswert ausstatten, glaubt Kusterer. Datenschüt­zer Broo sagt jedoch: „Eine derartige Einbindung privater Endgeräte in die IT-Infrastruk­tur der Polizei ist momentan nicht vorgesehen.“

Gewerkscha­fter Kusterer bringen die Verzögerun­gen auf die Palme. „Die Polizei ist in Baden-Württember­g technisch so rückständi­g, es ist kaum zu fassen.“Dass der Südwesten so hinterherh­inke, treibe seine Kollegen geradezu dazu, rechtswidr­ig auf private Handys und Messenger zurückzugr­eifen.

Tatsächlic­h greifen Polizisten derzeit teils zu ihrem Privatgerä­t, um beispielsw­eise Fahndungsf­otos und dienstlich­e Hinweise schnell weiterzuge­ben. Besonders beliebt sind Gruppen im Messenger-Dienst WhatsApp. Entspreche­nde Fälle hatte Hans-Jürgen Kirstein, Landesvors­itzender der Gewerkscha­ft der Polizei, bereits im Sommer 2017 im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“eingeräumt. Das ist jedoch nicht zulässig, weil nicht gewährleis­tet ist, dass nur berechtigt­e Personen Zugriff auf die Nachrichte­n erhalten. Zudem werden die Daten auf Servern in den USA gespeicher­t.

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