Ipf- und Jagst-Zeitung

Wichtige Ansprechpa­rtner

Seit fünf Jahren gibt es in der Stadt Ellwangen den Ort des Zuhörens.

- Von Beate Gralla

Manchmal hilft es, mit jemandem zu sprechen. Manchmal geht das einfacher mit Menschen, die man nicht kennt. Dafür gibt es die Orte des Zuhörens. Das sind ehrenamtli­che Gesprächsp­artner, die zuhören, aber auch mit Informatio­nen weiterhelf­en. Vor fünf Jahren wurden der Ort des Zuhörens in Ellwangen gegründet. Jetzt sucht das Team neue Mitstreite­rinnen und Mitstreite­r.

Zwölf Männer und Frauen teilen sich den Dienst. Immer zu zweit sind sie mittwochs zwei Stunden in Tonis Ladencafé. Die Caritas, die das Projekt betreut, ist schräg gegenüber. Deren Büro steht für vertraulic­he Gespräche zur Verfügung. Ratschläge geben die Ehrenamtli­chen nicht. Sie hören zu und helfen, wenn gewünscht, weiter. Mit Adressen, Informatio­nen oder Anrufen bei zuständige­n Stellen. Sie verstehen sich als Lotsen und Türöffner. Zu ihnen kommen junge und alte Ellwanger und ihre Themen sind so verschiede­n wie die Menschen. Mal geht es um Ehe- oder Erziehungs­probleme, mal einfach nur ums Reden. Einsame Menschen gibt es auch hier genug.

Erpressung durch ein Inkassobür­o

An diesem Mittwoch hatten es Pater Reinhold Baumann und Annemarie Utz mit einer Erpressung zu tun, einem Brief von einem Inkassobür­o, das dem Empfänger mit Zwangsvoll­streckung gedroht hat. „Das war eindeutig Betrugsabs­icht“, sagt Volker Pudör, denn bei genauer Betrachtun­g hat nichts an dem Brief gestimmt. Er sollte Angst machen. Ein Fall mehr, warum der Ort des Zuhörens wichtig ist. Auch wenn nicht jeden Mittwoch jemand kommt, um zu reden. „Aber für die, die kommen, waren wir wichtig“, sagt Dorothea Steidle.

Sie und Anita Beck sind Mitarbeite­rinnen der Caritas und betreuen den Ort des Zuhörens. Immer wieder überlegen sie mit den Ehrenamtli­chen, an welchen Orten sie die Menschen erreichen. Die Basilika ist so ein Ort, um gut ins Gespräch zu kommen, aber leider zu kalt, wenn man wie die Ehrenamtli­chen zwei Stunden bleibt. Auch bei der Vesperkirc­he bieten sie Gespräche an.

Wie oft sie mitmachen, entscheide­n die Ehrenamtli­chen selbst. Das kann einmal in der Woche, im Monat oder im Quartal sein. Die Ehrenamtli­chen arbeiten immer zu zweit als Tandem, aber nicht immer in der gleichen Zusammense­tzung. So ergänzen sie sich, lernen immer wieder Neues, helfen sich gegenseiti­g weiter und wenn beide nicht weiter wissen, sind im Hintergrun­d Anita Beck und Dorothea Steidle zu erreichen, die mit ihrer Erfahrung weiterhelf­en. Regelmäßig treffen sich alle, um Fragen zu besprechen. Manchmal werden auch Referenten geholt, einmal zum Beispiel zum Thema psychische Krankheite­n.

In den vergangene­n fünf Jahren hat sich gezeigt, dass Zuhören manchmal nicht reicht. Dann ist tatkräftig­ere Hilfe gefordert. Deshalb gibt es jetzt die Papiertige­r. Immer donnerstag­s nach Anmeldung helfen Volker Pudör und die anderen beim Ausfüllen von Formularen und Anträgen, beim Verstehen von Bescheiden. Im Jobcenter dürfen die Mitarbeite­r zum Beispiel gar nicht helfen, Anträge auszufülle­n, sagt Pudör, der sich als ehemaliger Betriebsra­t und Schwerbehi­ndertenbea­uftragter gut auskennt und seine Gesprächsp­artner auch mal auf die Ämter begleitet. So verändern sich die Orte des Zuhörens immer wieder.

Sorgen, dass sie der Aufgabe nicht gewachsen wären, brauchen sich die Neuen nicht zu machen. Zum einen sind sie nie allein in den Gesprächen, zum anderen werden bei Bedarf Schulungen angeboten. Und sollten sich ganz viele melden, was alle hoffen, dann würden Beck und Steidle wie zum Start vor fünf Jahren einen Einstiegsk­urs organisier­en. Wer beim Ort des Zuhörens mitmachen möchte, kann sich an Dorothea Steidle bei der Caritas in der Badgasse 4 in Ellwangen melden, Telefon 07961 / 569 782. Der Ort des Zuhörens ist immer mittwochs von 9.30 bis 11.30 Uhr in Tonis Ladencafé, die Papiertige­r helfen immer donnerstag­s von 16 bis 18 Uhr nach telefonisc­her Anmeldung unter oben genannter Nummer.

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FOTO: GR Seit fünf Jahren gibt es in Ellwangen den Ort des Zuhörens. Nun sucht das Team neue Mitstreite­r. Von links: Pater Reinhold Baumann, Volker Pudör, Eva Wohlgemuth, Annemarie Lutz, Anita Beck und Dorothea Steidle.

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