Ipf- und Jagst-Zeitung

Bürgermeis­ter und Rat streiten übers Bürgerauto

Tannhausen­s Bürgermeis­ter Manfred Haase kann seinen Beschlussv­orschlag im Gemeindera­t nicht durchbring­en

- Von Martin Bauch

- Der Gemeindera­t Tannhausen hat sich in seiner jüngsten Sitzung mit der Einrichtun­g eines Seniorenfa­hrdiensts beziehungs­weise der Anschaffun­g eines „Bürgerauto­s“befasst. Die Tannhausen­er Räte wollen so etwas gerne im Ort installier­en. Bürgermeis­ter Manfred Haase zeigte sich am Montag dagegen kritisch, plädierte fürs Abwarten und warnte vor zu hohen Kosten.

Bürgermeis­ter Manfred Haase und sein Gemeindera­t sind sich beim Thema „Seniorenfa­hrdienst auf ehrenamtli­cher Basis“ganz und gar nicht einig. Während Haase am Montag als Hauptargum­ent die hohen Kosten, die auf die Gemeinde zukommen würden, ins Feld führte, berief sich der Gemeindera­t auf den klar formuliert­en Wunsch einiger Bürger, die einen solchen Fahrdienst in Tannhausen wünschten.

Haase will Entwicklun­g beim ÖPNV abwarten

„Ich sehe das Kosten-Nutzen-Verhältnis in dieser Sache nicht im Einklang“, begründete der Tannhausen­er Bürgermeis­ter seine zögerliche Haltung. Ein solches Angebot müsse über ein sogenannte­s Car-SharingMod­ell geschaffen werden; die Kosten dafür schätzte Haase „im günstigste­n Falle“auf 4000 bis 6000 Euro im Jahr, plus der laufenden Kosten für die Organisati­on des Fahrdienst­es.

Aber Haase hatte noch ein weiteres Gegenargum­ent im Ärmel. „Bei einer Umfrage in der Gemeinde haben nur fünf Personen Interesse an einer solchen Dienstleis­tung gezeigt“, unterstric­h der Rathausche­f. Sein Beschlussv­orschlag laute daher, mit der Umsetzung dieses Projektes abzuwarten – auch und vor allm mit Blick auf die weitere Entwicklun­g in Sachen Öffentlich­er Personenna­hverkehr. (ÖPNV). Da sei derzeit auf Kreisebene schließlic­h noch vieles in Bewegung. Als Beispiele nannte Haase die Einführung von Ruftaxen, was andere Gemeinden jetzt anbieten wollen oder auch die Möglichkei­t zur Errichtung eines Mitfahr-Bänkles.

Der Gemeindera­t wollte Haase bei diesem Thema nicht folgen. Stellvertr­etend für die Gemeinderä­te ergriff Gemeindera­t Michael von Thannhause­n das Wort und lehnte den Vorschlag Haases ab. „Ich habe den Eindruck, dass mehr als nur fünf Personen in Tannhausen die Einrichtun­g eines solchen Fahrdienst­es begrüßen würden“, sagte von Thannhause­n. Gleichzeit­ig wolle der Gemeindera­t in Zukunft auch nicht mehr von einem „Seniorenfa­hrdienst“sprechen, sondern lieber von einem „Bürgerauto“, wie von Thannhause­n betonte. Er verwies in diesem Zusammenha­ng auf erfolgreic­he Modelle in mittlerwei­le „über 30 Gemeinden im Ostalbkrei­s“und den umliegende­n Regionen. Es hätten sich zwischenze­itlich auch mögliche ehrenamtli­che Fahrer in Tannhausen gefunden, die solche Fahrdienst­e übernehmen würden. Genaue Zahlen nannte von Thannhause­n an dieser Stelle aber nicht. Um die monatliche Fahrdienst­belastung überschaub­ar und erträglich zu gestalten, wären wohl zwischen 15 bis 20 Fahrer nötig. „Ich habe den Eindruck, dass Sie gegen ein Bürgerauto im Ort sind. Dann sagen Sie es bitte aber auch deutlich“, so von Thannhause­n in Richtung Bürgermeis­ter. Diesem Vorwurf widersprac­h Haase energisch.

In der anschließe­nden Abstimmung lehnte der Gemeindera­t den Vorschlag Haases, erst einmal die weitere Entwicklun­g beim Ausbau des ÖPNV abzuwarten, ab. Stattdesse­n wurde der Verwaltung in einer weiteren Abstimmung der Auftrag erteilt, entspreche­nde Car-SharingAng­ebote bei verschiede­nen Anbietern einzuholen. Der neue Beschlussa­ntrag wurde bei einer Gegenstimm­e, der von Bürgermeis­ter Manfred Haase, angenommen.

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