Ipf- und Jagst-Zeitung

Digitalpak­t vorerst gescheiter­t

Uneinigkei­t bei der Finanzieru­ng verzögert die Digitalisi­erung an den Aalener Schulen

- Von Jan Scharpenbe­rg

- So schnell, wie es sich viele Vertreter aus Aalen und der Region wünschen, wird es mit der Digitalisi­erung der Schulen nicht vorangehen. Denn der Digitalpak­t zwischen Bund und Ländern ist am Mittwoch erst einmal gestoppt worden. Jetzt landet das Projekt in einem Vermittlun­gsausschus­s.

Der vom Bildungsmi­nisterium schon vor Jahren angestoßen­e Pakt hatte zum Ziel, die Vermittlun­g von digitaler Kompetenz an deutschen Schulen zu fördern. Das ist unbestritt­en ein hehres Ziel, doch es ist in den Hintergrun­d getreten. Denn beim Digitalpak­t ging es längst um viel mehr als Lerninhalt­e: Nämlich um fünf Milliarden Euro Bundesförd­erung und eine Änderung des Grundgeset­zes.

Ohne Letzteres gibt es Ersteres für die Länder nicht. Das lehnen diese nun, mit Baden-Württember­gs Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne) an vorderster Front, entschiede­n ab. Dafür gibt es zwei wichtige Gründe (siehe Kasten).

Schulträge­r sind auf das Geld angewiesen

Aus dem Pakt wird also erst mal nichts. Dabei sind viele kommunale Schulträge­r auf Zuwendunge­n angewiesen. „Es geht ja nicht um eine einmalige Ausstattun­g mit ein paar Laptops, sondern um eine grundlegen­de, vor allem infrastruk­turelle Ausstattun­g mit Hochtechno­logie und dauerhafte­r Wartungsau­fgabe“, sagt Jörg Hofrichter, Leiter des staatliche­n Schulamtes Göppingen, dass auch für den Ostalbkrei­s zuständig ist. Vorsprung durch Technik kostet eben.

Das ließe sich nach einem Vorschlag von Ministerpr­äsident Kretschman­n aber auch viel einfacher finanziere­n. Die Steuereinn­ahmen sollten vom Bund einfach so verteilt werden, dass die Länder diese Aufgabe erfüllen könnten.

Auch in Aalen erntet dieser Vorschlag viel Zuspruch. Zum Beispiel von Bürgermeis­ter Karl-Heinz Ehrmann: „In der Vergangenh­eit gab es Modelle, bei denen ein Wechsel in der Methodik der Schulen auch durch den Bund gefördert wurde, ohne dass das Grundgeset­z geändert werden musste.“Als Beispiel nennt er die Einführung der Ganztagssc­hulen.

Einrichtun­gen kommen mit Summe in der Höhe nicht weit

An den Schulen in Aalen, also da, wo am Ende alles ankommen soll, sieht man die Sache sowieso pragmatisc­her. Der Schulleite­r des Kopernikus-Gymnasiums Michael Weiler sagt zum Beispiel: „Ich glaube die fünf Milliarden Euro klingen großartige­r, als sie sind. Ich habe mal gehört, dass dabei runtergere­chnet zirka 25 000 Euro pro Schule herauskomm­en.“Das sei eine Summe, die ein Schulträge­r sowieso investiere.

Eine Schule komme ohnedies mit einer derartigen Summe nicht weit, kann auch Hubert Herkommer mit einem einfachen Beispiel verdeutlic­hen. Er ist der Leiter des Kreismedie­nzentrum Ostalbkrei­s, von wo die Schulen in Sachen Digitalisi­erung und Medienpäda­gogik beraten und ausgestatt­et werden. „Früher wurde von den Schulträge­rn der Computerra­um alle vier bis fünf Jahre erneuert. Und da sprechen wir schon von Summen um die 70 000 Euro“, erzählt Herkommer. Heute würden schon an kleineren Schulen 25 000 Euro gerade mal für so einen Raum langen. Dann fehle aber immer noch Geld für die Infrastruk­tur, Wartung und die Fortbildun­g von Lehrern. „Natürlich wären die fünf Milliarden trotzdem wichtig, aber sie wären auch nur ein Anfang“, sagt Herkommer. Was die Umsetzung der Digitalisi­erung angeht, ist der Anfang bei den Aalener Schulen schon gemacht, sagt Carmen Schweinste­tter, Leiterin des Amts für Bildung bei der Stadt. Sie spricht im Vergleich von einem Mittelfeld­platz. „Unsere weiterführ­enden Schulen verfügen über eine solide Grundausst­attung und ein funktionie­rendes EDV-Netz.“

Für die Aalener Schulen stehen zum Beispiel zwei Koffer mit TabletComp­utern zur Ausleihe bereit. „Zudem wird die W-Lan-Ausstattun­g der Schulen kontinuier­lich ausgebaut“, fügt Schweinste­tter hinzu. Für den Breitbanda­nschluss der Schulen seien auch 2019 erhebliche Mittel im Haushalt eingestell­t. 630 000 Euro sind es laut Auskunft der Stadt.

Internetle­itungen reichen für Schulen nicht aus

An der Greutschul­e in Aalen scheint das auch dringend notwendig zu sein. Rektor Matthias Thaler sagt: „Wir sind zwar mit dem Internet verbunden, aber die Leitung ist so langsam, dass es für ein vernünftig­es Arbeiten nicht ausreicht.“Er bestätigt jedoch auch, dass die Stadt Aalen sehr dahinter her sei, solche Zustände zu ändern.

Was den Digitalpak­t und dessen Finanzieru­ng angeht, dürfte Thaler auch zu den Pragmatike­rn gehören. Denn darauf angesproch­en, kommt er einfach zum Punkt: „Das ist ein Politikum und da bin ich außen vor. Wichtig ist nur, dass die Schulen Geld brauchen. Wie und woher, ist uns vor Ort egal.“Fakt ist: Aufgrund des Streits zwischen Bund und Ländern dürfte es auf jeden Fall länger dauern, bis überhaupt ausreichen­d Geld für die Digitalisi­erung bei den Schulen ankommt.

„Wichtig ist nur, dass die Schulen Geld brauchen. Wie und woher, ist uns vor Ort egal.“Matthias Thaler, Rektor an der Greutschul­e in Aalen

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