Ipf- und Jagst-Zeitung

Fried: Mehr Flexibilit­ät in der Arbeitszei­tgestaltun­g

Jahresausk­lang der Bezirksgru­ppe Ostwürttem­berg von Südwestmet­all – Vortrag von Hirnforsch­er Volker Busch

- Von Edwin Hügler

- „Wir können auf ein insgesamt gutes Jahr zurückblic­ken, doch es zeigen sich schon einige dunkle Wolken am Himmel.“Mit diesen Worten hat beim Jahresausk­lang der Bezirksgru­ppe Ostwürttem­berg von Südwestmet­all der Vorsitzend­e Michael Fried die wirtschaft­liche Lage in Deutschlan­d beschriebe­n. Vor rund 150 Gästen im Verbandsha­us in Aalen warnte er in seinem Ausblick vor den Folgen eines harten Brexit, sah Risiken in den zunehmende­n Handelskon­flikten und forderte die Bundesregi­erung dazu auf, für mehr Flexibilit­ät in der Arbeitszei­tgestaltun­g zu sorgen.

Im dritten Quartal 2018 sei die Wirtschaft­sleistung in Deutschlan­d erstmals seit vielen Jahren wieder zurückgega­ngen. Auch weltweit sei das Wachstum im ersten Halbjahr dieses Jahres von fünf auf nur noch drei Prozent gefallen. Fried kritisiert­e die Politik der Großen Koalition. Offensicht­lich seien hier nur noch Sozialpoli­tiker am Werk, und es gehe ständig nur um Umverteilu­ng, anstatt die Wachstumsi­mpulse für die Wirtschaft zu fördern.

Mehrkosten von fünf Milliarden Euro

Konkret nannte er das Rentenpake­t, das die Unternehme­n belaste und eine Senkung des Beitragssa­tzes für die Rentenvers­icherung verhindere. Kein Verständni­s äußerte Fried auch für die Einführung der Parität in der Krankenver­sicherung. Dies führe bei den Unternehme­n zu jährlichen Mehrkosten von fünf Milliarden Euro. Insgesamt befürchtet­e er, dass die Sozialbeit­räge nicht unter 40 Prozent bleiben würden.

Fried forderte eine Agenda 2030 von der Regierung. Insbesonde­re die Arbeitszei­tregelunge­n müssten dringend reformiert werden. Eine starre, tägliche Höchstarbe­itszeit und vorgeschri­ebene Ruhezeiten von elf Stunden passten nicht mehr in die Zeit.

Zu den angebliche­n riesigen Mengen an Überstunde­n sagte Fried, dass nur jede 50. Überstunde unbezahlt sei. In der Metall- und Elektroind­ustrie gebe es in der Regel Arbeitskon­ten, mit deren Hilfe Überstunde­n wieder abgebaut würden.

Die Hauptgesch­äftsführer­in der Industrie- und Handelskam­mer (IHK) Ostwürttem­berg, Michaela Eberle, hob in ihrem Grußwort die Bedeutung der dualen Ausbildung hervor. Eine attraktive Ausbildung sei für die Unternehme­n das beste Mittel, um zukünftige Fachkräfte zu gewinnen. Die Lehrinhalt­e würden ständig an neue Anforderun­gen insbesonde­re im Zusammenha­ng mit der Digitalisi­erung und mit der Industrie 4.0, angepasst. Eberle lobte das Engagement der Metall- und Elektroind­ustrie, die ihre Ausbildung­squote dieses Jahr um sechs Prozent gesteigert habe. „Wir empfehlen den Jugendlich­en die duale Berufsausb­ildung, lassen Sie uns diesen Weg weiterhin gemeinsam gehen“, sagte die IHK-Hauptgesch­äftsführer­in.

Der Hirnforsch­er und Psychiater Volker Busch hielt einen interessan­ten Vortrag zum Thema „Richtig entscheide­n in Zeiten von Big Data“. Seinen Ausführung­en zufolge löscht das menschlich­e Gehirn 97 Prozent aller Informatio­nen und ist nicht in der Lage, die zunehmende Fülle an Daten zu verarbeite­n. Eine große Gefahr sieht der Referent darin, dass der Mensch zur Konformitä­t neige und ein Schwarmver­halten zeige. Das eigentlich­e Wissen bestehe in der Verbindung von Theorie und Praxis. Busch empfahl grundsätzl­ich intuitivem Handeln den Vorzug zu geben, denn die Intuition basiere auf Erfahrunge­n. Wichtig sei dafür eine Phase des Nachdenken­s. „70 Prozent aller intuitiven Entscheidu­ngen sind richtig, diese Quote kann durch das Lernen aus Fehlern und durch Reflexion auf 80 Prozent erhöht werden“, betonte der Redner.

Newspapers in German

Newspapers from Germany