Fried: Mehr Flexibilität in der Arbeitszeitgestaltung
Jahresausklang der Bezirksgruppe Ostwürttemberg von Südwestmetall – Vortrag von Hirnforscher Volker Busch
- „Wir können auf ein insgesamt gutes Jahr zurückblicken, doch es zeigen sich schon einige dunkle Wolken am Himmel.“Mit diesen Worten hat beim Jahresausklang der Bezirksgruppe Ostwürttemberg von Südwestmetall der Vorsitzende Michael Fried die wirtschaftliche Lage in Deutschland beschrieben. Vor rund 150 Gästen im Verbandshaus in Aalen warnte er in seinem Ausblick vor den Folgen eines harten Brexit, sah Risiken in den zunehmenden Handelskonflikten und forderte die Bundesregierung dazu auf, für mehr Flexibilität in der Arbeitszeitgestaltung zu sorgen.
Im dritten Quartal 2018 sei die Wirtschaftsleistung in Deutschland erstmals seit vielen Jahren wieder zurückgegangen. Auch weltweit sei das Wachstum im ersten Halbjahr dieses Jahres von fünf auf nur noch drei Prozent gefallen. Fried kritisierte die Politik der Großen Koalition. Offensichtlich seien hier nur noch Sozialpolitiker am Werk, und es gehe ständig nur um Umverteilung, anstatt die Wachstumsimpulse für die Wirtschaft zu fördern.
Mehrkosten von fünf Milliarden Euro
Konkret nannte er das Rentenpaket, das die Unternehmen belaste und eine Senkung des Beitragssatzes für die Rentenversicherung verhindere. Kein Verständnis äußerte Fried auch für die Einführung der Parität in der Krankenversicherung. Dies führe bei den Unternehmen zu jährlichen Mehrkosten von fünf Milliarden Euro. Insgesamt befürchtete er, dass die Sozialbeiträge nicht unter 40 Prozent bleiben würden.
Fried forderte eine Agenda 2030 von der Regierung. Insbesondere die Arbeitszeitregelungen müssten dringend reformiert werden. Eine starre, tägliche Höchstarbeitszeit und vorgeschriebene Ruhezeiten von elf Stunden passten nicht mehr in die Zeit.
Zu den angeblichen riesigen Mengen an Überstunden sagte Fried, dass nur jede 50. Überstunde unbezahlt sei. In der Metall- und Elektroindustrie gebe es in der Regel Arbeitskonten, mit deren Hilfe Überstunden wieder abgebaut würden.
Die Hauptgeschäftsführerin der Industrie- und Handelskammer (IHK) Ostwürttemberg, Michaela Eberle, hob in ihrem Grußwort die Bedeutung der dualen Ausbildung hervor. Eine attraktive Ausbildung sei für die Unternehmen das beste Mittel, um zukünftige Fachkräfte zu gewinnen. Die Lehrinhalte würden ständig an neue Anforderungen insbesondere im Zusammenhang mit der Digitalisierung und mit der Industrie 4.0, angepasst. Eberle lobte das Engagement der Metall- und Elektroindustrie, die ihre Ausbildungsquote dieses Jahr um sechs Prozent gesteigert habe. „Wir empfehlen den Jugendlichen die duale Berufsausbildung, lassen Sie uns diesen Weg weiterhin gemeinsam gehen“, sagte die IHK-Hauptgeschäftsführerin.
Der Hirnforscher und Psychiater Volker Busch hielt einen interessanten Vortrag zum Thema „Richtig entscheiden in Zeiten von Big Data“. Seinen Ausführungen zufolge löscht das menschliche Gehirn 97 Prozent aller Informationen und ist nicht in der Lage, die zunehmende Fülle an Daten zu verarbeiten. Eine große Gefahr sieht der Referent darin, dass der Mensch zur Konformität neige und ein Schwarmverhalten zeige. Das eigentliche Wissen bestehe in der Verbindung von Theorie und Praxis. Busch empfahl grundsätzlich intuitivem Handeln den Vorzug zu geben, denn die Intuition basiere auf Erfahrungen. Wichtig sei dafür eine Phase des Nachdenkens. „70 Prozent aller intuitiven Entscheidungen sind richtig, diese Quote kann durch das Lernen aus Fehlern und durch Reflexion auf 80 Prozent erhöht werden“, betonte der Redner.