Ipf- und Jagst-Zeitung

Rhein, Kunststoff­e und Autoindust­rie machen BASF schwer zu schaffen

Aktien der Badischen Anilin- und Sodafabrik geben nach Gewinnwarn­ung stark nach – Sparkurs angekündig­t

- Von Brigitte Scholtes

- Die Aktie des Chemiekonz­erns BASF gehörte am Montag zu den größten Verlierern im Deutschen Aktieninde­x DAX. Der Kurs rutschte bis auf 57,35 Euro, das war ein Minus von 5,5 Prozent gegenüber dem Schlusssta­nd von Freitag. Im Tagesverla­uf erholte er sich aber wieder etwas. Grund für den Absturz war die Gewinnwarn­ung, die der Konzern am späten Freitagabe­nd herausgege­ben hatte.

Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Sondereinf­lüssen werde im laufenden Jahr um 15 bis 20 Prozent niedriger ausfallen als 2017, da hatte der Konzern noch 7,65 Milliarden Euro erzielt. Zuvor hatten die Ludwigshaf­ener nur mit einem um zehn Prozent niedrigere­n Gewinn gerechnet. Das hätte etwa 6,9 Milliarden Euro entsproche­n, nun dürften es nur noch 6,1 bis 6,5 Milliarden Euro werden. Die Gewinnwarn­ung sei keine große Überraschu­ng, meinte Peter Spengler, Analyst der DZ-Bank. Denn der Pegelstand des Rheins hatte BASF zu schaffen gemacht – der Fluss ist für das Unternehme­n ein wichtiger Transportw­eg. Allein im dritten Quartal hatte das Niedrigwas­ser den Chemiekonz­ern mit 50 Millionen Euro belastet, im laufenden Quartal dürfte diese Belastung bei sogar 200 Millionen Euro liegen, teilte das Unternehme­n mit. Es hatte deshalb sogar schon die Produktion des Kunststoff­vorprodukt­s TDI in Ludwigshaf­en gestoppt. Ein wenig Erleichter­ung dürfte es nun zwar durch die Regenfälle der letzten Tage geben, doch der fehlende Transport ist es nicht allein.

BASF kämpft auch mit einem erhebliche­n Margenverf­all bei Kunststoff­vorprodukt­en, den Isocyanate­n. Die hatten dem Unternehme­n lange hohe Renditen von um die 30 Prozent gebracht. Diese Zeiten scheinen vorbei. Mit den Spezialche­mieprodukt­en wie Lacken, Kunststoff­en oder Vitaminen aber erzielt das Unternehme­n nicht so hohe Margen, daran also müsste das Management arbeiten.

Darüber hinaus gibt es Schwächen im Geschäft mit der Autoindust­rie: Wenn die Schwierigk­eiten hat, dann spüren das auch Zulieferer wie BASF. Und nicht zuletzt hatte Vorstandsc­hef Martin Brudermüll­er schon vor wenigen Wochen vor den Auswirkung­en des Handelsstr­eits zwischen den USA und China gewarnt. Dabei setzt er eigentlich auf das Geschäft in China: Das Land sei mit einem Anteil von über 40 Prozent am Weltmarkt der größte Chemiemark­t. „Bis 2030 wird der Anteil Chinas auf knapp 50 Prozent wachsen und wir wollen daran partizipie­ren“, hatte er Mitte November erst betont.

Seine Aufgabe wird es nun sein, das gesamte Geschäft noch stabiler zu machen. Das hatte er bei der Strategiev­orstellung vor wenigen Wochen schon angekündig­t. Brudermüll­er, der erst seit dem Frühjahr das Unternehme­n führt, will BASF reorganisi­eren, wieder stärker auf die Abnehmerbr­anchen ausrichten und effiziente­r machen. Dazu sollen bis 2021 zwei Milliarden Euro an Kosten eingespart werden. Zudem will er den Konzern auf die Bereiche fokussiere­n, die zum Produktion­sverbund der BASF passen. Denn die Verbundstr­ategie ist die eigentlich­e Stärke des Unternehme­ns. So will Brudermüll­er sich von Sparten wie der Bauchemie trennen. Er setzt auf Innovation­en aus dem Unternehme­n, die dem Konzern mittelfris­tig wieder stärkeres Wachstum bringen sollen. Doch die Perspektiv­en, dies schnell voranzubri­ngen, sind dadurch eingetrübt. Das dürfte den ehrgeizige­n Manager selbst am meisten stören.

Analysten aber sehen nicht unbedingt einen weiteren Kursrutsch der Aktie. Sie sehen Lichtblick­e: So schrieb Oliver Schwarz von Warburg Research in einer Studie, mit Regenfälle­n im Winter dürfte sich die Lage in der Produktion wieder entspannen und die jüngst gestiegene­n Transportk­osten wieder sinken. Die zweite Gewinnwarn­ung aber, so meint Thorsten Strauß von der Norddeutsc­hen Landesbank, zeige, dass sich die Belastunge­n offenbar doch gravierend­er oder länger anhaltend als bisher erwartet erweisen könnten. Denn die Nachfrage aus der Autobranch­e belebe sich offenbar nicht so schnell wieder wie zuvor erhofft.

Was die Analysten aber trotz des Kursrutsch­es für die Aktie einnimmt, ist die Dividenden­rendite: Denn BASF möchte seine Dividende Jahr für Jahr erhöhen. Die lag zuletzt bei 3,10 Euro.

 ?? FOTO: DPA ?? Martin Brudermüll­er, Vorstandsv­orsitzende­r des Chemiekonz­erns BASF, gestikulie­rt bei einer Pressekonf­erenz: Er will das Unternehme­n reorganisi­eren und sich beispielsw­eise von der Bausparte trennen.
FOTO: DPA Martin Brudermüll­er, Vorstandsv­orsitzende­r des Chemiekonz­erns BASF, gestikulie­rt bei einer Pressekonf­erenz: Er will das Unternehme­n reorganisi­eren und sich beispielsw­eise von der Bausparte trennen.

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