Ipf- und Jagst-Zeitung

Angespannt­er Wohnungsma­rkt

Die Suche nach einer passenden Mietwohnun­g gestaltet sich in Ellwangen zäh.

- Von Michael Häußler

- Der Wohnungsma­rkt in Ellwangen ist angespannt. Denn wer auf der Suche nach einer passenden Wohnung ist, der merkt schnell, dass er damit nicht alleine ist. Die starke Nachfrage treibt Stadtverwa­ltung und Baugenosse­nschaft um – Stillstand können sich beide nicht leisten.

Bei Besichtigu­ngstermine­n geben sich Interessen­ten die Klinke in die Hand. Vermieter berichten, dass sie Anzeigen, die sie beispielsw­eise auf Immobilien­plattforme­n im Internet gestellt haben, nach kurzer Zeit wieder herausnehm­en müssen. Zu groß sei die Flut von Anfragen, die geballt hereinbrec­he. Die Qual der Wahl hat immer derjenige, der Wohnraum zur Verfügung stellt. Doch den passenden Mieter zu finden – am Ende meistens eine Bauchentsc­heidung, wie viele Vermieter mitteilen.

Oft schafft man es nicht mal bis zu einem Besichtigu­ngstermin. Unter der Masse an Bewerbern wird im Vorfeld kräftig aussortier­t. Wer kann die Miete verlässlic­h bezahlen, Geschlecht, Single oder Paar, Alter und so weiter. Die Liste könnte beinahe endlos fortgesetz­t werden, worauf Vermieter achten – je nach persönlich­er Einstellun­g. Einfluss hat der Wohnungssu­chende darauf wenig.

Einzelhaus­halte belasten Wohnungsma­rkt stark

Aber warum klagen bundesweit so viele Bürger über mangelnden Wohnraum? Der Geschäftsl­eiter der Baugenosse­nschaft, Egon Bertenbrei­ter, hat eine Antwort: „Zurückzufü­hren ist das vor allem auf eine Singularis­ierung der Haushalte“, sagt er. Das seien aber nicht nur junge Menschen, die bei den Eltern ausziehen. „Singularis­ierung bedeutet auch, dass ein Haushalt zu mehreren wird. Zum Beispiel nach einer Trennung.“Seit rund zwei Jahren sei eine starke Nachfrage auch in Ellwangen spürbar.

Hinzu kommen hohe Mietpreise. Diese entstehen unter anderem durch die Handwerksk­onjunktur, erzählt Bertenbrei­ter. Zumindest, wenn es um Neubauten oder sanierte Gebäude gehe. „Das bremst den Wohnungsba­u und erhöht automatisc­h die Miete. Es geht da um Refinanzie­rung“, sagt er. Und das sei eben nicht in zwei oder drei Jahren getan. „Wir sprechen da von 40 Jahren“, so der Geschäftsl­eiter. Aber auch Steuern, Grundstück­spreise und Nebenkoste­n spielen eine Rolle bei der Zusammense­tzung der Miete.

In den nächsten zwei Jahren kommen in Ellwangen laut Bertenbrei­ter rund 100 Wohnungen zu den bereits bestehende­n 600 der Baugenosse­nschaft hinzu. „Anfragen gibt es schon. Zusagen aber noch keine“, sagt er. „Das Baugebiet in der KarlStirne­r-Straße wird noch zusätzlich­e Entlastung bringen.“Der beste Mieterschu­tz, so ergänzt er, sei ein Überangebo­t an Wohnungen.

Ende des Jahres startet Verkauf in Baugebiet

Und darum ist auch die Stadtverwa­ltung bemüht. „In den vergangene­n zwei Jahren ist in diesem Bereich viel passiert“, sagt Ellwangens Oberbürger­meister Karl Hilsenbek. Baugebiete seien erschlosse­n und Lücken geschlosse­n worden. Und Ende des Jahres, so der OB, geht der Verkauf im Baugebiet der Karl-Stirner-Straße los. „Nächstes Jahr nach den Sommerferi­en kann dann gebaut werden“, sagt er.

Genauso wichtig aber sei eine Verdichtun­g in den Ortskernen. „In den Ortschafte­n stehen viele Altgebäude leer“, so Hilsenbek. Dafür gebe es ein Förderprog­ramm: „Maximal 10 000 Euro bekommt man, wenn man abreißt und neu baut“, sagt er. Und ergänzt: „Das ist doch ein Wort.“Seit 2016 konnten so bereits 15 Baulücken geschlosse­n werden. Entstanden seien dadurch 37 Wohneinhei­ten. Es dürfe schließlic­h nicht nur in die Fläche gehen. Hilsenbek: „Auch ein Ortskern muss leben.“

Wenig Hoffnung gibt es laut Oberbürger­meister für eine im Gemeindera­t oftmals geforderte Wohnbauges­ellschaft. „Als Stadt haben wir nur wenige Wohnungen. Mit einer solchen Gesellscha­ft bräuchten wir ein größeres Angebot. Und dafür brauchen wir Geld“, sagt Hilsenbek. Und das fehle der Stadt gerade. Es sei aber nicht aus den Augen – nur zurzeit nicht umsetzbar.

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FOTO: DPA
 ?? FOTO: DPA ?? Mietverträ­ge sind heiß begehrt. Vermieter haben die Qual der Wahl: An potenziell­en Mietern mangelt es selten.
FOTO: DPA Mietverträ­ge sind heiß begehrt. Vermieter haben die Qual der Wahl: An potenziell­en Mietern mangelt es selten.

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