Ipf- und Jagst-Zeitung

Streit um Kirchentar­if für Stiftung Liebenau eskaliert

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(KNA) - Der seit rund eineinhalb Jahrzehnte­n schwelende Konflikt um die Bezahlung der Angestellt­en der Stiftung Liebenau droht zu eskalieren. Die Mitarbeite­rseite der Caritas und die Gewerkscha­ft ver.di sprachen am Mittwoch von Tariffluch­t. Für Samstag wurde zu einer Demonstrat­ion vor der Stuttgarte­r Domkirche Sankt Eberhard aufgerufen.

Die Stiftung ist ein Sozial-, Gesundheit­sund Bildungsun­ternehmen mit 7000 Mitarbeite­rn an rund 100 Standorten in Deutschlan­d, anderen EU-Staaten und in der Schweiz. Bei einer Tochterges­ellschaft der Stiftung soll ab 1. Januar die Anwendung des kirchliche­n Arbeitsrec­hts aus der Satzung gestrichen werden. Als Folge blieben die Gehälter von rund 700 Beschäftig­ten dauerhaft auf deutlich niedrigere­m Niveau, kritisiert­e die Caritas-Mitarbeite­rseite. Sie warf Bischof Gebhard Fürst vor, die Änderung abgesegnet zu haben. Die Stiftung und das Bistum wiesen die Vorwürfe zurück.

Die Mitarbeite­rseite bestreitet, dass „die Liebenau als katholisch­e Stiftung das Recht hat, je nach Gefallen das kirchliche Tarifrecht anzuwenden oder nicht“. Dass die bischöflic­he Aufsicht diese Wahlmöglic­hkeit einräume, untergrabe „die gesamte Legitimati­on des kirchliche­n Arbeitsrec­hts“. In einer kirchliche­n Einrichtun­g werde auf dem Rücken der Beschäftig­ten gespart. ver.di sprach ebenfalls von einer „einseitige­n Absenkung der Gehälter und dem dauerhafte­n Ausstieg der Liebenau aus den Tarifregel­ungen“.

Die Stiftung Liebenau betonte, durch eine Satzungsän­derung entfalle für drei der zwölf Tochterges­ellschafte­n die Bindung an die kirchliche Grundordnu­ng und an das kirchliche Arbeitsrec­ht. Für die Arbeitsver­träge der rund 800 Betroffene­n ändere sich indes nichts. Nach wie vor ständen die Tochterges­ellschafte­n unter kirchliche­r Aufsicht.

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