Chaos bei Schalke – Heidel lehnt Hilfe ab und übt Kritik
Zweifel an Transferpolitik wachsen bei Schalke
(dpa) - Absturz in der Bundesliga, Verletzungssorgen und nun auch Reibereien in der Führungsetage: Beim FC Schalke 04 knirscht es gewaltig. Erstmals werden unterschiedliche Auffassungen zwischen Christian Heidel und dem mächtigen Aufsichtsratsvorsitzenden Clemens Tönnies über die künftige Strategie sichtbar. Nach Medienberichten zu Überlegungen, ihm einen Kaderplaner oder externen Berater an die Seite zu stellen, sah sich der in die Kritik geratene Sportvorstand in Erklärungsnot. Das Thema ist offenbar so brisant, dass Schalke bat, nach dem 1:0-Sieg gegen Lokomotive Moskau in den Katakomben keine Kameras mitlaufen zu lassen.
„Ich habe viele Bewerbungen bekommen“, sagte Heidel sichtlich brüskiert und süffisant. „Und die bekommen dann auch, wenn sie schriftlich erfolgen, eine Antwort: dass da kein Bedarf besteht. Punkt.“
Heidel kritisierte offen, dass derartige Gedankenspiele durch einen „Bild“-Bericht an die Öffentlichkeit gelangt seien. Dass ausgerechnet Tönnies die undichte Stelle war, war für Heidel mehr als unangenehm. „Clemens hat mir klar gesagt: Er hat nur mal laut gedacht und dass die Entscheidung sowieso bei uns liegt. Das habe ich so zur Kenntnis genommen.“Heidel verwies darauf, dass allein der Vorstand entscheide. Er nannte es „völlig legitim“, dass „der Aufsichtsratschef sich auch mal Gedanken macht oder eine Idee hat“.
Seit Heidels Amtsantritt im Sommer 2016 hatte sich Fleischfabrikant Tönnies, anders als in früheren Jahren, nicht in sportliche Belange eingemischt – zumindest nicht öffentlich. Gut möglich, dass es nun ein Alleingang war. Der 62-Jährige schaltet sich immer dann ein, wenn er glaubt, dass etwas ganz schief läuft. Auch wenn Schalke im DFB-Pokal und als Achtelfinalist in der Champions League überwintert, wächst angesichts der dürftigen Leistungen und der fehlenden spielerischen Weiterentwicklung die Sorge vor einem weiteren Absturz in der Bundesliga.
Dennoch verteidigt Heidel seine Einkaufspolitik, für die man im Sommer gefeiert wurde. Offenbar fürchtet er um seine Kompetenzen. „Jetzt sagt natürlich jeder, die stehen auf dem ersten Platz, weil ein externer Berater da ist. Das kann man so deuten, man muss es aber nicht“, sagte er mit Blick auf den BVB.